037 - Sieg der Schwarzen Magie
Ich habe Coco Zamis verloren, die Geliebte meines Herzens und die unerschrockene Gefährtin im Kampf gegen die Schwarze Familie. Früher selbst eine Hexe, verliebte sie sich in mich und machte meine Ziele und Anschauungen zu den ihren. Leicht ist es ihr sicher nicht gefallen. Auch das Zusammenleben mit mir war nicht einfach, denn ich bin ein unbeugsamer und in vielem widerspenstiger Charakter. Ich bin der Dämonenkiller, kein Heiliger.
Aber über alle Streitigkeiten und Zerwürfnisse siegte unsere Liebe. Manchmal stritten und trennten wir uns, doch unsere Gefühle füreinander führten uns immer wieder zusammen, ließen uns unsere Zwistigkeiten vergessen. Die meisten der wenigen Stunden des Glücks und der Entspannung, die mir in diesem Leben beschieden waren, seit ich meine Bestimmung erkannte und den Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen aufnahm, verdanke ich Coco Zamis. Ohne sie wird es nie wieder so sein wie früher.
Ich verlor Coco auf einer der über dreitausend kleinen und kleinsten Bahamainseln, auf einer Insel, deren Namen niemand kennt, die auf keiner Seekarte eingezeichnet und normalen Menschen nicht ohne magisches Wirken zugänglich ist. Auf der Insel des Dämons Asmagon.
Zu dem Schmerz über den Verlust kommt noch die Ungewißheit. Habe ich sie verloren, weil sie sich für mich, für Donald Chapman, Marvin Cohen und die anderen von der früheren Inquisitionsabteilung aufopferte? Oder weil sie das Leben an meiner Seite nicht mehr ertragen konnte?
Alles begann an einem sonnigen Märztag in einer Villa in Nassau, der Hauptstadt der Bahamas, auf der Insel New Providence.
Nassau, Bahamas
»Aaaahhh! Aaaaahhh! Ich sterbe! Helft mir doch, steht mir bei, im Namen Gottes oder aller Dämonen!«
Julio Estaban Maria Ruiz, Ex-Diktator einer südamerikanischen Bananenrepublik, jetzt ein steinalter Mann im luxuriösen Exil, sank röchelnd in seinen bequemen Armstuhl zurück. Sein runzeliges Gesicht war verzerrt und blaurot angelaufen, die Adern am Hals und an den Schläfen wollten die welke Haut sprengen. Die blutunterlaufenen Augen starrten nun hervorquellend die anderen drei Alten an der reichgedeckten Prunktafel an. Ruiz' Hand verkrallte sich im Tischtuch, zerrte es mitsamt den goldenen Bestecken, silbernen Kandelabern und erlesenen Köstlichkeiten herab.
»Hil …«, röchelte Ruiz.
Er starb, bevor er das Wort beenden konnte.
Der schwarze Butler mit der geschmackvollen roten Livree erstarrte bei dem Anblick, der sich ihm bot. Die drei Alten an der nun kahlen Tafel unter dem kristallenen Prachtlüster schauten voller Abscheu, Ekel und Entsetzen auf Ruiz, ihren Schicksalsgenossen.
Sein Leichnam alterte in Minutenschnelle um ganze Jahrhunderte. Eine giftige Wolke von Verwesungsgasen schwebte durch den großen, prunkvoll eingerichteten Raum, während Ruiz' Körper zu einer Mumie verwelkte und verdorrte. Ein fleischloses, schwärzlichbraunes Ding ohne Augen, mit wenigen Haarsträhnen auf dem Mumienschädel und mit bleckenden Zähnen blieb im Stuhl hängen.
Die Zähne des Butlers klapperten wie Kastagnetten. Der Champagner in den hohen Gläsern auf seinem Tablett schwappte über.
»Heilige Mutter Gottes«, betete er, »bewahre mich vor diesem Höllenspuk! Ich will dir auch eine große Kerze stiften. Das schwöre ich dir. Ganz bestimmt.«
»Den Champagner her, du schwarzer Taugenichts!« schrillte Lydia Goldsteins Greisinnenstimme. »Aber dalli!«
Der Butler servierte.
»Hol Stanweli und Agathe«, befahl die alte Frau mit den scharfen Gesichtszügen. Mit ihrer zu kurzen Oberlippe, dem hervorspringenden Kiefer und den bleckenden Zähnen erinnerte sie an eine Hyäne. »Schafft das da weg und vergrabt es im Garten!«
Das da waren die sterblichen Überreste des Ex-Diktators.
Der Butler war froh hinauszukommen. Fünf Minuten später kehrte er mit zwei Dienstboten zurück: einem dürren, grauhaarigen Schwarzen und einer fülligen Mulattin. Sie wollten die Mumie Ruiz' zunächst nicht anfassen, aber Lydia Goldstein brachte sie schnell zur Räson. Vor ihrer Herrin hatten die drei Dienstboten der Luxusvilla am Stadtrand von Nassau mehr Angst als vor jeder Mumie. Sie schleppten hinaus, was von Julio Estaban Maria Ruiz übriggeblieben war.
Silvio Pereira kicherte dünn.
»Was gibt es da zu lachen, Pereira?« herrschte die Goldstein ihn an. »Das gleiche kann uns anderen auch jeden Augenblick blühen.«
»Ich dachte an das prächtige Mausoleum, das Ruiz sich auf der Insel Andros hat bauen lassen«,
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