Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
und seine Erziehung ließ er in einer Jesuitenschule stattfinden. Reis wurde Arzt, aber es ist offen, ob er diesen Beruf je ausübte. P. nannte ihn einen überzeugten Monarchisten und ließ ihn infolgedessen aus Protest gegen die Ausrufung der Republik in Portugal nach Brasilien auswandern, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1935 geblieben sei. P. sah auch in ihm einen Neuheiden und schrieb ihm ein trauriges Epikureertum als Lebensphilosophie zu. Der heidnische Mensch solle die Stille suchen und sich von Anstrengung und nützlicher Tätigkeit enthalten, solange die Barbaren, als die er die Christen empfand, herrschten. Bezeichnend für Reis’ Werk sind die an Horaz erinnernden Oden. Álvaro de Campos war der zweite Schüler Caeiros. Er wurde nach P.s Darstellung am 15. Oktober 1890 in Tavira in Südportugal geboren. Von seinem Onkel, einem Priester, habe er Latein gelernt, später in Glasgow Schiffbau studiert, diesen Beruf aber nicht ausgeübt. Nach Lissabon zurückgekehrt, wo er am 30. November 1935 starb, führte er ein untätiges Leben. Er war ungestüm, leidenschaftlich und enthusiastisch. Er wurde von metaphysischen Ängsten geplagt und neigte einerseits zu Temperamentsausbrüchen, andererseits zu bitterer Ironie. Er bekannte sich sowohl zu Liebschaften mit zwei verschiedenen Frauen als auch zu homoerotischen Neigungen. In seinem Schaffen gibt es zwei verschiedene Phasen: Zur ersten, in der er unter dem Einfluss des italienischen Futurismus stand, gehören die zwischen 1914 und 1917 entstandenen großen Oden, vor allem die Ode triunfal (1915; Triumph-Ode ), die Ode marítima (1915; Meeresode ) und Opiário (1915; Opiumhöhle ). Seine ekstatische Dichtung enthält für seine Zeit schockierende, anstößige Elemente. Ganz anders galt die zweite Phase eher einer Poesie des existentiellen Scheiterns – typisch dafür ist Tabacaria (1928; Tabakladen ).
Werkausgabe: Werke. 7 Bde. Zürich 1997.
Kurt Scharf
Aus: Metzler Lexikon Weltliteratur. Herausgegeben von Axel Ruckaberle (ISBN 978-3-476-02093-2). © 2006 J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH, Stuttgart
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Covergestaltung: bilekjaeger, Stuttgart
Abbildung: Michaela Mayländer/bilekjaeger
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ISBN 978-3-10-400866-0
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