Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
Spitzes.
»Sebastian.« Ihre Stimme war leise, keuchend, flehend. »Du darfst das nicht tun.«
Seine Zähne strichen über ihre Haut und nahmen das Salz und ein bisschen dieses köstlichen Blutes mit sich. Der Pflock bohrte sich fester in sein Fleisch - wie war sie an ihn rangekommen? —, aber sie sagte: »Ich werde es tun. Ich will es nicht, aber ich werde es tun.«
Er gierte nach ihrem Blut. Er konnte nichts anderes mehr sehen, denken oder wahrnehmen. Das Blut auf seinen Lippen berührte seine Zunge, und er zuckte vor Lust zusammen, sodass er seine Fangzähne fast in sie gebohrt hätte. Aber nur fast.
»Sebastian, denk an Giulia. Du darfst es nicht tun. Bitte. Tu es nicht. Du bist stärker als dieses Verlangen.« Ihr Busen drückte sich gegen seine Brust, als sie Luft holte, um ihn weiter anzuflehen. »Du trägst die vis bulla.«
Die vis bulla, die jetzt jedes Mal brannte, wenn er sie berührte. Sie reizte die Haut auf seinem Bauch, und er nahm sie als ein ständiges Brennen wahr. Aber trotzdem trug er sie...
Wayren. Ihr Gesicht tauchte plötzlich in seinem umnebelten, rot verschleierten Verstand auf. Der schwere Silberring an seiner linken Hand.
Sein Kopf fühlte sich schwer an, aber... Giulia.
Es war ihm egal. Alles war ihm egal, alles außer dem Blut. Nach dem es ihn verlangte und das ihn anzog.
Es rief nach ihm. Der liebliche Gesang umhüllte und lockte ihn; mit einer Bewegung würde alles vorbei sein. Die Lust würde durch seinen Körper strömen. Das Verlangen befriedigt sein. Das Verlangen, gegen das er so heftig kämpfte.
Victoria bäumte sich plötzlich mit aller Macht unter ihm auf, sodass er das Gleichgewicht verlor. Er rutschte zur Seite, sie schlug ihm das Knie seitlich gegen den Kopf und trat dann mit dem anderen Fuß nach.
Er taumelte zu Boden, und sie setzte sich auf dem Bett auf, während sie verzweifelt versuchte, die Handschelle zu entfernen. Mit einem Klicken fiel sie von ihrem Handgelenk ab, und kaum dass er stand, hatte sie auch schon den Pflock in der Hand.
Schwer atmend schaute er sie an: Dieses Gesicht, das er nie vergessen würde, die Frau, die er liebte, die Augen, die durchdringend, aber gleichzeitig auch flehend blickten.
»Du bist stark, Sebastian. Tu es nicht.«
Sie saß furchtlos und abwartend da. Keine Fessel hielt sie mehr zurück. In der Hand hielt sie den Pflock. Sie war nur einen Atemzug entfernt.
Er schluckte und streckte die Arme nach ihr aus.
Seine Finger schlossen sich um ihren Arm, ihren warmen Arm.
»Ich bringe dich um, ehe ich dir erlaube, von meinem Blut zu trinken. Ich werde nicht zulassen, dass du dich selbst der ewigen Verdammnis anheimgibst. Aber ich will wissen warum.« Sie sah ihn flehend an, und ihr Blick durchbohrte ihn förmlich.
Wieder stieg das Verlangen in ihm auf, und er überlegte, ob er sich auf sie stürzen sollte, um einmal, nur ein einziges Mal von ihr zu kosten, ehe...
Seine Hand legte sich wie aus eigenem Antrieb auf die vis bulla in seinem Bauchnabel. Er berührte sie und zuckte vor Schmerz zusammen, aber außer dem Schmerz spürte er noch etwas anderes. Kraft? Erleichterung?
Das Verlangen ließ ein wenig nach.
»Warum hast du das getan? Lass mich dir helfen.«
Er konnte jetzt wieder atmen. Worte gingen ihm durch den Kopf, durchdrangen den Schleier, der ihn immer noch umhüllte.
Ein vor langer Zeit gegebenes Versprechen. Die neue Welt. Ein Erlöser.
Er erinnerte sich wieder an Rosamundes Worte.
Und in der neuen Welt wird ein Erlöser sein, der mit einem großen Makel behaftet ist. Er wird ein lang gegebenes Versprechen einlösen, und am Ende werden die, für die er lebt, gerettet werden.
Ein lang gegebenes Versprechen... und am Ende werden die, für die er lebt, gerettet werden.
Am Ende. War dies das Ende?
Die Tür sprang auf, und das Nächste, was Sebastian mitbekam, war, dass man ihn von Victoria wegriss und gegen die Wand schleuderte. Wie einen Mehlsack. Und dann war Max Pesaro da und drückte ihn mit einer Hand an seiner Kehle gegen die Wand.
Kapitel 26
Zwei Abschiede und eine schockierende Bitte, auf welche Victoria und Max eingehen
Max«, sagte Victoria und trat auf die beiden zu. Er hielt Sebastian an der Kehle fest und hatte den Pflock griffbereit in der Hand. »Lass ihn los.«
Sie brauchte seine Hilfe ohnehin nicht, aber es bestand auch keine unmittelbare Gefahr mehr.
Sie hatte gesehen, dass das glühende, begehrliche Rot aus seinen Augen verschwunden war, und er hatte jetzt wieder seine eigentliche
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