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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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feixte.
    Philipp ahnte, was nun kam.
    „Du wartest, bis sie gegangen sind. Dann machst du den Rundgang. Worauf du hinaufkommst und dich bei mir abmeldest. Danach kannst du gehen. – Was? Passt dir nicht?“
    „Nickel, du weißt …“
    „Dass du zu deiner Holden willst?“ Er kam nah an ihn heran, so nah, dass Philipp riechen konnte, dass er bereits Bier getrunken hatte. Obwohl Nickel von kräftigerem Körperbau war als er selbst, der er zwar groß, aber dünn war, wich er nicht zurück. Nickel schob sein Gesicht dicht an seines. „Der
untere
Kanzleiknecht ist dem
oberen
zur Unterstützung beigeordnet“, spie er ihm ins Gesicht. „Und deshalb unterstützt du mich – und machst den Rundgang.“
    Verachtung und Wut.
    Warum nur? Weil Philipp ein Weib hatte und ihm deshalb erlaubt war, statt in der Kanzlei in einer Wohnung zu wohnen? Da war er nicht der Einzige, auch der ältere Knecht Conradt Hofman war verheiratet und verließ die Kanzlei am Abend. Er war Philipps Nachbar, hatte ihm die Wohnung bei Witwe Ringeler vermittelt. Neidete Nickel ihm dies? Oder lag es einfach an Nickels Wesen? Er war ein grobschlächtiger Prahlhans mit einer dicken, schiefen Nase, die ihm wohl einst einer gebrochen hatte.
    „Du hast gedacht, weil Martini ist, lass ich dich früher laufen?“, zischte Nickel, dann lachte er einmal auf, falsch und widerwärtig, ein Stachel, den er Philipp ins Fleisch trieb.
    Philipp starrte Nickel ins Gesicht und zischte: „Offenbar kennst du die Kanzleiordnung?
Jeder Kanzleiverwandte muss sich eines gottesfürchtigen, ehrbaren und redlichen Wandels und Wesens befleißigen und sich der Laster
…“
    „Brauchst nicht so von oben herab zu tun, Eichhorn“, fiel Nickel ihm ins Wort. „Eines Tages polier ich dir die Fresse.“
    Philipp schlug das Herz bis zum Hals. Dennoch bemühte er sich um einen schneidenden Ton. Kalt wie die Steinmauern, die sie umgaben, sagte er: „So? Und warum?“
    „Um dir aufgeschossenem Unkraut eine zu verpassen, braucht’s keinen besonderen Grund.“ Noch einmal kam sein Gesicht nah heran. „Einfach – nur – weil – du – atmest.“
    Philipp hielt der Nähe stand. Starrte Nickel in die Augen. „Dann wag’s doch!“, zischte er.
    „Nimm’s Maul nicht zu voll!“
    Philipp ballte die Hände zu Fäusten. „Du streitsüchtiges Schandmaul! Dir steigt doch zu Kopf, dass dein Pumphahn nur bei Schafen zum Zug kommt!“
    Nickels Augen funkelten vor Zorn. Er streckte den Zeigefinger aus, hielt ihn Philipp drohend vors Gesicht.
    Wenn er mich auch nur mit dem Nagel seines dummen Fingers berührt …
    „Deine Nase soll im Arsch eines Hundes stecken!“, fauchte Nickel. „Ich hau dich zu Brei.“ Damit wandte er sich um und stapfte davon.
    „Vorher hau ich
dich
zu Brei!“, schnaubte Philipp hinter ihm her. Er musste sich zusammennehmen, um die Tür zur Schreibstube nicht zuzuschlagen. Drinnen stapfte er wütend vor dem Schreibtisch auf und ab. Nickel war ein Widerling. Eine Eiterbeule. Eine Ausgeburt an Boshaftigkeit. Eines Tages würde eine Prügelei unvermeidlich sein. Nickel legte es darauf an. Herrgott noch mal! Er blieb stehen und starrte auf die fertigen Zollzeichen auf dem Tisch. Jeder Versuch seinerseits, mit Nickel auszukommen, scheiterte an dessen verbohrter Feindseligkeit. Sämtliche Kanzleiverwandte bis hinunter zu den Knechten waren durch die Kanzleiordnung dazu angehalten, keine Streitigkeiten zu beginnen, innerhalb der Kanzlei keine Gruppe um sich zu bilden, keine üble Nachrede zu führen und so zu vermeiden, Zwiespalt hervorzurufen. Traten doch Uneinigkeiten auf, sollte man versuchen, diese gütlich beizulegen. Half dies nicht, hatte man sich an den Großhofmeister oder Kanzler zu wenden. Hätte er dies also nicht längst tun sollen? Sich wehren und an Culmann wenden? Philipp wusste, sein Stolz ließ nicht zu, dass er wie ein kleiner Junge heulend zum Vater rannte. Und er wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Keine
solche
Aufmerksamkeit. Er wollte nicht unangenehm auffallen, auch wenn er Culmann, der das Amt des Vizekanzlers innehatte und, da es keinen Kanzler gab, dessen Geschäfte führte, seiner sachlichen Art wegen angenehm fand. Er wollte, dass man merkte, wie gewissenhaft und vorbildlich er seine Pflichten erfüllte. Er wollte oberer Kanzleiknecht werden. Und dann, verwegen zu denken: Skribent, das Wort, das einen ganz eigenen Zauber besaß und ausmachte, dass sein Herz mit großem Klopfen in seiner Brust schlug. Warum nicht? Mit Fleiß und

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