Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
Kann sogar sein, dass er Blut für uns dahat.«
»Können wir dem denn vertrauen?«
»Ich denk schon. Na ja, ich gehör ja jetzt zu seinem Clan. Alle anderen Vampire des Clans sind tot. Da wird er sich wahrscheinlich freuen, mich zu sehen, besonders weil ich dich mitbringe. Bestimmt ist er dankbar, weil ich gleich ein neues Clan-Mitglied anschleppe.«
»Hat er denn eine Ahnung, dass du gestern Nacht mit dem Kid und dem Mönch gemeinsame Sache gemacht hast?«
»Gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden. Wir müssen in den Swamp.«
Kacy schaute auf ihre Uhr. »Es ist schon deutlich nach vier Uhr. Sollten wir uns nicht Sorgen machen wegen der Sonne und so?«
»Nee, die wird aufgehen wie an jedem Tag.«
»Das meinte ich damit nicht, du Idiot. Wenn wir als Vampire ins Tageslicht rausgehen – schmelzen wir dann nicht?«
»Ich habe keinen Schimmer.«
»Dann sollten wir einen Zahn zulegen!«
Die beiden hetzten die Treppe hinauf zum Empfangsbereich. Dort war es immer noch gespenstisch still. Glücklicherweise war es draußen stockdunkel. Während Kacy und Dante vorsichtig den Blutlachen auf dem Boden auswichen, erschien vor der doppelten Glastür am Eingang plötzlich das Gesicht eines offensichtlich panischen kleinen Jungen. Er konnte kaum älter als acht Jahre sein. Verzweifelt hämmerte er gegen das Glas und schrie etwas, das wie Helft mir! klang.
Doch bevor Dante und Kacy reagieren konnten, tauchte hinter dem Jungen aus der Dunkelheit eine Gestalt auf. Sie packte ihn und zog ihn von der Tür fort. Eine Sekunde später waren der Kleine und sein viel größerer Angreifer verschwunden.
»Scheiße!«, rief Dante. »Hast du das mitbekommen?«
Kacy versuchte zu begreifen, was sie da eben gesehen hatte. Es war alles so furchtbar schnell gegangen. »Konntest du erkennen, wer den Jungen gepackt hat?«
Dante nickte. »Ja, was für ein durchgedrehter beschissener Dreck! Offenbar sind wir nicht die einzigen Vampire, die zu dieser Uhrzeit noch unterwegs sind.«
»Bist du dem Kerl schon mal begegnet?«
»Ja, aber nur zusammen mit dir, und da war er kein Vampir.«
♦ ZWEI
Beth erwachte aus ihrem leichten Schlaf. Im Bett war es warm und gemütlich. Wärmer als sonst, weil JD neben ihr lag. Nach achtzehn Jahren hatten sie einander endlich wiedergefunden. Noch nie war sie beim Aufwachen so glücklich gewesen. JD war vor ihr eingeschlafen, und sie hatte sich noch etwas wach gehalten, um ihn einfach nur anzuschauen. Ja, er war wirklich zu ihr zurückgekehrt, es war kein Traum gewesen. Beth rieb sich die Augen und drehte sich dann auf die Seite. Doch neben ihr war die Bettdecke aufgeschlagen.
JD war fort.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Dann hatte sie es also doch nur geträumt? Oder war er wirklich am Ende des Piers aufgetaucht, wo sie gewartet hatte? Gewartet, wie seit achtzehn Jahren in jeder Halloween-Nacht?
Beth überlegte angestrengt. Ihr Kopf arbeitete langsam, und sie war noch nicht richtig wach. Die Vorhänge waren zugezogen, und draußen herrschte tiefste Dunkelheit. Sie legte ihre Hand auf die andere Seite des Bettes. Das Laken war warm. Also konnte es kein Traum gewesen sein. Bestimmt nicht – es kam ihr ja alles so real vor! Sie hatte sich doch nicht eingebildet, dass sie in seinen Armen eingeschlafen war!
Auf dem leeren Kopfkissen entdeckte Beth ein Stück braunen Stoff. Schnell griff sie danach und hielt es in die Höhe. Ein dunkelrotes Herz war daraufgenäht, in dem sich in Blau die Buchstaben JD befanden. Erleichtert stellte Beth fest, dass sie doch nicht verrückt geworden war. Der Stoff war der endgültige Beweis, dass die letzte Nacht tatsächlich stattgefunden hatte. Doch was hatte dieses Stoffstück zu bedeuten? War es vielleicht ein Abschiedsgeschenk?
Eilig sprang sie aus dem Bett und wickelte sich in die Bettdecke. Auf einmal kam ihr das Schlafzimmer kalt und leer vor, obwohl es eben noch so warm und wunderbar dort gewesen war. Beth spähte in das schäbige Wohnzimmer ihrer winzigen Wohnung, doch auch da war niemand. Panik stieg in ihr hoch. War sie etwa wieder ganz allein auf der Welt? Glücklicherweise öffnete sich in dem Augenblick die Wohnungstür und JD kam herein. Er trug immer noch die Jeans, das T-Shirt und die Lederjacke, in denen er auf dem Pier aufgetaucht war. Als er ihren erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte, beruhigte er sie schnell mit einem liebevollen Lächeln.
»Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe«, sagte er.
Beth ließ einen Seufzer der Erleichterung
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