Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
Meter hinter ihr. Er trug eine schwarze Lederjacke und ein schwarzes T-Shirt darunter sowie eine alte Bluejeans. Sein Gesicht verriet eine freundliche und mitfühlende Seele und zeigte ein Lächeln, das jeder Frau das Herz schmelzen konnte.
Beth wagte kaum zu atmen, als sie näher trat und tief in die Augen dieses Mannes starrte – und in ihm den Jungen von einst erkannte.
»Jack?«, sprudelte sie hervor. » Jack Daniels? «
»Tut mir leid, dass ich mich so verspätet habe.«
»Wo hast du gesteckt?«
»Ich habe mich unterwegs verlaufen.« Seine Augen suchten in den ihren, und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit erlaubte er sich ein echtes Lächeln. »Außerdem habe ich darauf gewartet, dass du meinen Namen herausfindest. Wie sieht es aus – bist du jetzt bereit für unsere Verabredung, oder was?«
Beth strahlte zurück, bis ihr plötzlich die furchtbare Narbe auf der rechten Seite ihres Gesichts einfiel, die ihre Stiefmutter ihr vor achtzehn Jahren zugefügt hatte. Instinktiv nahm sie die Hand hoch, um die Narbe zu verdecken, doch noch in der Bewegung wurde ihr klar, dass es zwecklos war. Er hatte sie wahrscheinlich längst gesehen. Es ging gar nicht anders.
»Ich habe diese Narbe …«, murmelte sie beschämt und verlegen und sah nach unten auf ihre schmerzenden Füße.
JD streckte eine Hand aus und hob ihr Kinn hoch. Sie wartete nervös auf seine Reaktion und wagte nicht, ihn anzusehen, aus Angst, die Enttäuschung in seinem Gesicht zu sehen. Seine Reaktion bestand darin, dass er sich vorbeugte und sie behutsam auf die Lippen küsste. Sie erwiderte seinen Kuss und drückte ihre Lippen auf die seinen. Das Gefühl war Stück für Stück so wunderbar wie beim ersten Kuss vor all den Jahren. Und als er sich schließlich von ihr löste, sah sie ihm in die Augen und erwiderte sein Lächeln. Und dann vertrieb er mit sechs Worten all ihre Ängste.
»Baby, wir alle haben unsere Narben.«
Achtundsechzig
Sanchez hatte die Tapioca Bar für die Nacht geschlossen. Er ließ den mehr als beschissenen Tag Revue passieren. Zugegeben, er hatte einen weiteren Besuch des Bourbon Kid überlebt, doch Jessica hatte ihn erneut verlassen, diesmal vielleicht für immer. Als er so auf der Gästeseite des Tresens auf einem Hocker saß und durch die Seiten des Buchs des Todes blätterte, konnte er nicht umhin, sich ein wenig niedergeschlagen zu fühlen.
Zweifellos würden die einheimischen Jungen in den nächsten Tagen wieder einmal mit ihren Spielzeugpistolen durch die Straßen rennen und so tun, als wären sie der Bourbon Kid oder einer der einheimischen Cops. Der Gedanke, dass Kinder bekannte Massenmörder und korrupte Bullen anhimmelten, stieß ihm richtig sauer auf. Wann würde er je dazu kommen, selbst ein Held zu sein? Wahrscheinlich niemals – und trotzdem wäre die heruntergekommene Gemeinde von Santa Mondega nichts ohne ihn und seinen einigermaßen sicheren Hafen für Leute, die ein paar Drinks nehmen und sich unterhalten wollten. Seine harte Arbeit tagaus, tagein wurde einfach als selbstverständlich hingenommen. Vielleicht sollte er selbst losziehen und Amok laufen, um wenigstens auf diese Weise ein gewisses Maß an trauriger Berühmtheit zu erlangen?
Er nippte an einem Glas warmen Bieres, während er sich mit dem Gedanken zu trösten versuchte, dass seine Zeit schon noch kommen würde. Eines Tages würde jemand wie Jessica die Menschenliebe erkennen, die tief in seinem Herzen lag. [1] Sanchez versteckte seine positiven Eigenschaften gut, und insbesondere Frauen schienen überhaupt nicht zu ahnen, was für ein großartiger Bursche er doch war. Er stellte sich noch einmal Jessicas wunderschönes Gesicht vor und überlegte, dass es wohl das Beste war, wenn er sein Bier austrank und schlafen ging.
Das Buch des Todes hatte ihm zu seiner weiteren Enttäuschung keine der Antworten geliefert, nach denen er suchte. Es stand nichts über Jessica oder das Auge des Mondes darin oder den Bourbon Kid. Nichts außer einer Liste von Namen toter Leute. Er blätterte es ein letztes Mal durch, bis er zu einer leeren Seite ziemlich weit hinten gelangte. Er starrte gedankenversunken auf das vergilbte Papier, während er sinnierte, wie sein Leben von hier aus weitergehen sollte. Keine Jessica, um die er sich kümmern konnte, weniger Kundschaft zu bedienen. War das alles wirklich die Mühen wert?
Während er sich so in seinem Selbstmitleid suhlte, summte sein Handy. Es summte nur zweimal, bevor er es aus seiner Jogginghose
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