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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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zurückgekommen.“
     
    Auf dem Sportplatz war niemand mehr. Die Zuschauer säumten den Hang zwischen Prinzengarten und Bootshaus, wo Dampfwalze einen Slalom abgesteckt hatte, der von jedem Teilnehmer auf einem Leiterwagen durchfahren werden musste. Die Schule besaß zwei dieser alten, eisenbereiften Gefährte. Da die Deichsel mit den Beinen gelenkt wurde, kam es darauf an, Richtungsänderungen und Korrekturen schnell genug auszuführen.
    „Ich habe eine ‚Vertikale’ gesteckt, weißt du, Tore in Fallinie, wie beim richtigen Slalom. Da wird sich zeigen, wer’s kann“, erklärte der Muskelprotz, und Ingrid staunte erwartungsgemäß. Er stieg in den Wagen.
    „Achtung! Achtung! Der erste Vorläufer startet!“ gab Hans-Jürgen durch den Lautsprecher bekannt. „Damit jeder sehen kann, was ihn erwartet, bevor er sich meldet.“
    Fräulein Böcklmeier und Doktor Waldmann standen bei den Amerikanern und übersetzten.
    Strehlau schob Dampfwalze an. Der Muskelprotz wedelte regelrecht. Bis zur Vertikalen — da flog er raus, und Ingrid bekam einen Lachkrampf. Gerade als Jean vorbeihumpelte.
    „Da gibt es gar nichts zu lachen!“ schimpfte er. „Ich habe Blasen an den Füßen und kein Mensch gibt Trinkgeld.“ Hans-Jürgens Lautsprecheransage machte eine Antwort unmöglich.
    Zweiter Vorläufer war der Rex persönlich. „Ich muss den Leuten zeigen, dass auch ältere Knaben Chancen haben! Sonst macht womöglich niemand mit“, erklärte er.
    Auf einmal stand Barbarossa da. „Find ich toll!“ sagte er zu Stephan.
    „So ist das bei uns auf Schreckenstein!“ antwortete der. „Jeder, ob Ritter oder Lehrer, setzt sich für das Ganze ein.“ Schon war er wieder weg.
    Unter ohrenbetäubendem Johlen und rhythmischen Rufen „Rex! Rex!“ schlenkerte Direktor Meyer durch den Stangenwald.
    Scheinbar mühelos meisterte er die Vertikale. Das Ziel befand sich, nach einem letzten, scharfen Richtungswechsel, auf dem Uferweg. Dieses Tor schaffte der Rex nicht. Der Wagen kippte, er flog zwei Damen von den „Acht Grazien“ vor die Füße.
    „Er war unten zu schnell — ich oben“, stellte Dampfwalze fest. Die Fehlleistungen schreckten niemand ab. Sämtliche Amerikaner machten mit, rutschten, wedelten, kippten, rappelten sich wieder auf und lachten.
    Schnellste Zeit fuhr mit Abstand Barbarossa. „Find ich toll!“ sagte Stephan zu ihm.
    „Was findest du toll?“ Barbarossa grinste. Stephan ebenso.
    „Natürlich nur, dass Sie dichtgehalten haben mit dem Feuerzeug.“
    Auch Fräulein Böcklmeier fuhr. Ebenso Sonja und ihr Vater. Doch sie alle scheiterten an der Vertikalen. Bei der Siegerehrung sagte der frischbekränzte Barbarossa, so, dass es alle hören konnten, zu Mauersäge. „Eine Ehrenfahrt außer Konkurrenz sollten Sie uns bieten, Graf. Sie sind doch sehr sportlich.“
    „O ja, Graf!“ Fräulein Doktor Horns Augen leuchteten, und sie klatschte in die Hände. Ritter und Mädchen klatschten mit. Fräulein Böcklmeier übersetzte den Amerikanern, worum es ging. „Ich... ks... ich bin zwar sportlich...“, begann Mauersäge, nachdem sich die Zuschauer beruhigt hatten,... ks... aber ich habe wohl nicht das... ks... nötige Gewicht.“
    „Soll halt Fräulein Doktor Horn mitfahren!“ rief eine helle Stimme. Es war Beatrix, die sich mit Sophie hinter Doktor Schüler und Doktor Waldmann versteckte.
    Ein Beifallsorkan brach aus. Fräulein Böcklmeier übersetzte, und während die Leiterin von Rosenfels beide Hände abwehrend von sich streckte, bildete sich ein Sprechchor, der mit deutlich amerikanischem Akzent rief: „Los! Adele! Go, Adele!“ Alle fielen rhythmisch klatschend ein, und gaben keine Ruhe, bis Mauersäge die ärgerlich, dabei doch geschmeichelt Dreinschauende zum Leiterwagen geleitete, als sei der eine goldene Kutsche.
    Der kleine Egon und der kleine Herbert flitzten wie Lakeien um sie herum. Sonja umarmte spontan Fräulein Böcklmeier.
    „Komm!“ Stephan zog Beatrix an der Hand aus ihrem Versteck. „Sie hat nicht gemerkt, dass du’s warst.“
    Er rannte mit ihr den Hang hinunter zu Ingrid und Dampfwalze. Von hier hatten sie die beste Sicht über den Kurs.
    „Mensch, Bea!“ lobte Ingrid. „Das war eine Klasseidee!“
    „Ich habe noch mehr.“ Beatrix lächelte dabei Stephan an. „Ich weiß“, sagte der und dachte, sie meine dasselbe wie er. Ein donnerartiges Gebrüll erhob sich. Die gräfliche Talfahrt begann.
    In seinem Übermut klopfte Ottokar dem neben ihm stehenden Barbarossa zentnerschwer auf

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