Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)
einzigen Sohn.
Ein Vierteljahrhundert lang wird nicht ersichtlich, wozu dieses nicht ungefährliche Umherziehen in der Fremde gut sein soll und warum es nicht besser gewesen wäre, in der vertrauten sicheren Heimat zu bleiben. Als Abraham 99 Jahre alt ist, verspricht ihm Gott zum fünften Mal Land und Nachkommen, und da fiel Abram auf sein Angesicht und lachte, und sprach in seinem Herzen: Soll mir, hundert Jahre alt, ein Kind geboren werden, und Sarai, neunzig Jahre alt, gebären? (1 Mose 17, 17)
Kurze Zeit später, bei der sechsten Verheißung, ist es Sara, die lacht. Gott erscheint Abraham in Gestalt dreier fremder Besucher, die ihm erzählen, spätestens in einem Jahr werde Sara einen Sohn gebären. Sara, die das heimlich hinter der Tür lauschend hört, lachte bei sich selbst und sprach: Nun ich alt bin, soll ich noch Wollust pflegen, und mein Herr ist auch alt? (1 Mose 18, 12)
Anfangs schien Abraham Gott blind vertraut zu haben, sonst hätte er nicht seine sichere Heimat verlassen, um ins Ungewisse zu ziehen. Als aber rasche Erfolge – Nachkommen und Land – ausblieben, kamen ihm Zweifel, und er äußerte diese Zweifel auch Gott gegenüber, sprach von seiner Sorge, einen Fremden als Erben einsetzen zu müssen. Gott antwortet darauf mit dem berühmten Wort: Siehst du die Sterne am Himmel? So viele Nachkommen sollst du haben. (1 Mose 15, 5)
Daraufhin, so heißt es in der Bibel, glaubte Abraham dem Herrn, und es folgt der seltsame Satz: Das rechnete er (Gott) ihm als Gerechtigkeit an. (1 Mose 15, 6)
Sara hingegen schien den göttlichen Verheißungen von Anfang an nie richtig getraut zu haben und mit den Jahren immer skeptischer geworden zu sein. Zehn Jahre nach der ersten Verheißung, Abraham ist fünfundachtzig, schlägt Sara Abraham vor, es doch mit ihrer Magd Hagar zu probieren, damit wenigstens sie vielleicht einen Erben und Nachkommen gebäre – nicht ungewöhnlich für die damalige Zeit, die Monogamie war noch nicht erfunden und die Zeugung eines Sohnes mit einer Magd oder Nebenfrau eine willkommene, durchaus übliche Lösung des Problems. Abraham lässt sich darauf ein, und tatsächlich gebärt Hagar einen Sohn, der den Namen Ismael erhält. Abraham ist jetzt sechsundachtzig Jahre alt.
Man sollte meinen, Gott wäre böse darüber, dass Abraham und Sara ihn offenbar nicht ernst nehmen, seinen Verheißungen misstrauen und ihr Schicksal kurz entschlossen selbst in die Hand nehmen. Man erwartet, dass Gott jetzt irgendwie strafend eingreift. Aber kein Wort davon.
Stattdessen wird so getan, als stimme das, was Abraham und Sara da aushecken, mit dem Willen Gottes überein. Hagar erschien sogar ein Engel des Herrn , der seltsame Worte zu ihr sprach : Ich will deinen Samen also mehren, dass er vor großer Menge nicht soll gezählt werden. Weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären, des Namen sollst du Ismael heißen, darum dass der Herr dein Elend erhört hat. Er wird ein wilder Mensch sein: seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn, und wird gegen alle seine Brüder wohnen. (1 Mose 16, 10–12)
Sara jedoch bleibt weitere dreizehn Jahre kinderlos. Darum lachen Abraham und Sara, als Gott zum fünften und sechsten Mal sagt, dass Sara jetzt in hohem Alter, lange nach der längst erfolgten Menopause, noch schwanger werden solle.
Aber diesmal ist einiges anders. Gott spricht sehr feierlich von einem «ewigen Bund» zwischen ihm und Abraham und dessen Nachkommen. Darum soll Abram, wie er immer noch heißt, ab jetzt Abraham heißen und aus Sarai soll Sara werden. Dann kommt von Gott noch die merkwürdige Anweisung, zum Zeichen des Bundes zwischen ihm und Abraham samt Nachkommen solle dieser alles, was männlich ist, beschneiden.
Ihr sollt die Vorhaut an eurem Fleisch beschneiden. Das soll ein Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch. Ein jegliches Knäblein, wenn’s acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen. Beschnitten werden soll alles Gesinde, das dir daheim geboren oder erkauft ist. Und also soll mein Bund an eurem Fleisch sein zum ewigen Bund. Und wo ein Mannsbild nicht wird beschnitten an der Vorhaut seines Fleisches, des Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk, darum dass es meinen Bund unterlassen hat. (1 Mose 17, 11–14)
Abraham befolgt diese Anweisung, beschneidet alle männlichen Mitglieder seines Clans, auch Ismael, und ein knappes Jahr später, quasi zu seinem hundertsten
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