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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Himalaya-Grenze? Fehlten ihm als enthusiasmirten Turfisten die Rennbahnen Indiens, die in seinen Augen denen von Marche und Epsom gleichkamen? In letzterer Beziehung gingen seine und Banks’ Ansichten allerdings weit auseinander. Als Vollblut-Mechaniker interessirte sich der Ingenieur nur sehr wenig für die Pferde-Heldenthaten eines »Gladiator« oder einer »Tochter der Luft«.
    Eines Tages, als ihm Kapitän Hod deshalb besonders zusetzte, erwiderte Banks, daß die Wettrennen eigentlich nur unter einer Bedingung ein höheres Interesse erwecken könnten.
    »Und diese wäre? fragte Hod.
    – Die Aufstellung der Bedingung, erklärte Banks ganz ernsthaft, daß der zuletzt ankommende Jockey am Pfosten sofort füsilirt würde!
    – Das nenne ich eine Idee!…« antwortete einfach Hod.
    Er wäre auch der Mann dazu gewesen, persönlich auf das Wagstück einzugehen.
    Solcher Art waren die beiden fleißigen Gäste in Sir Edward Munro’s Bungalow. Der Oberst hörte sie gern über allerlei plaudern, und ihre zäh fortgesetzten Reden und Gegenreden lockten manchmal sogar ein Lächeln auf seine Lippen.
    Die beiden wackeren Leute begegneten sich jedoch in dem einen Wunsche, den Oberst zu einer Reise zu bestimmen, die ihm einige Zerstreuung bieten könnte. Schon wiederholt hatten sie den Vorschlag gemacht, nach dem Norden der Halbinsel zu gehen, um mehrere Monate in der Nähe jener. »Sanitarien« zuzubringen, in welche sich die reiche anglo-indische Gesellschaft während der heißen Jahreszeit freiwillig flüchtet. Der Oberst war nie darauf eingegangen.
    Auch bezüglich der von mir und Banks geplanten Reise hatten wir seine Meinung zu erforschen gesucht. Eben an jenem Abend kam das Gespräch wieder auf dieselbe. Der Leser weiß bereits, daß Kapitän Hod von nichts Geringerem
     

    Mac Neil. (S. 30.)
     
    sprach als von einer weitläufigen Fußtour nach dem Norden Indiens. Wenn Banks die Pferde nicht liebte, so war Hod ein Feind der Eisenbahnen. Beide befanden sich also in Widerspruch.
    Ein Mittelweg hätte sich damit finden lassen, daß man, wie und wann es eben beliebte, im Wagen oder Palankin reiste, was auf den schönen und wohlerhaltenen Hauptstraßen von Hindostan ohne Schwierigkeit auszuführen ist.
    »Reden Sie mir nicht von ihren Geschirren mit Ochsen oder bucklichen Zebus! rief Banks. Ohne uns wären Sie noch heute auf diese primitiven Fuhrwerke beschränkt, von denen man in Europa schon seit fünfhundert Jahren nichts mehr wissen mochte.
    – Oho, Banks, erwiderte Kapitän Hod, mit Ihren Waggons und ihren Cramptons können sie sich wohl messen! Solche große Büffel, welche im tüchtigen Galopp gehen und die man an jeder Poststation von zwei zu zwei Stunden wechselt…
    – Und die so eine Art vierrädriger Tartanen ziehen, in denen man mehr umhergeworfen wird, als die Fischer in ihren Booten auf bewegtem Wasser!
    – Ich sprach nicht von Tartanen, Banks, antwortete Kapitän Hod. Giebt es denn keine Wagen mit zwei, drei oder vier Pferden, die an Schnelligkeit mit Euern. »Convois«, welche diesen traurigen Namen mit Recht führen, 2 wetteifern. Ich würde den einfachen Palankin vorziehen…
    – Nun gar Ihre Palankins, Kapitän Hod, wahrhafte Särge von sechs Fuß Länge und vier Fuß Breite, in denen man wie ein Leichnam eingebettet liegt!
    – Zugegeben, Banks, aber da giebt es kein Schütteln und kein Stoßen; man kann nach Belieben lesen, schreiben, schlafen, ohne an jeder Station aufgeweckt zu werden. In einem Palankin mit vier bis sechs bengalischen Gamals (Name der Palankinträger in Indien) legt man bequem vier und eine halbe Meile (gegen acht Kilometer) zurück, ohne, wie bei Ihren unbarmherzigen Expreßzügen, Gefahr zu laufen, daß man fast eher am Ziel anlangt, als man abgefahren ist.
    – Das Beste, warf ich da ein, wäre doch, gleich sein Haus mitführen zu können!
    – Als Schnecke! rief Banks.
    – Lieber Freund, antwortete ich, eine Schnecke, die ihr Haus nach Belieben verlassen und auch wieder in dasselbe eintreten könnte, wäre wohl nicht allzu schwer zu beklagen. In seinem Hause zu reisen, das nach Wunsch da oder dorthin rollt, das wäre ja die höchste Potenz des Fortschritts im Reisen!
    – Vielleicht, sagte da Oberst Munro; von der Stelle zu kommen, während man immer in seinen vier Pfählen weilt, seine ganze Umgebung und alle Erinnerungen, die daran hängen, mit sich zu nehmen, den Horizont, den Gesichtspunkt, Atmosphäre und Klima mit anderen zu vertauschen, ohne seine gewohnte Lebensweise

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