Das Dampfhaus
Kapitän Hod ein Stückchen von den Stoßzähnen des Stahlriesen mitnahm – eine kostbare Reliquie, die er als theures Andenken bewahrte.
Am folgenden Tage, den 4. October, verließen Alle Jubbulpore in einem Salonwagen, der dem Oberst Munro und seinen Begleitern zur Verfügung gestellt worden war. Vierundzwanzig Stunden später überschritten sie die westlichen Ghats, jene indischen Anden, die sich in einer Ausdehnung von dreihundertsechzig Meilen Länge hin erstrecken und mit dichten Waldmassen von Banianen, Sykomoren, Tek-Eichen, neben Palmen, Cocos-und Arecapalmen, Pfeffer-und Santelholzbäumen und Bambusdickichten bedeckt sind. Einige Stunden später schon brachte sie der Bahnzug nach der Insel Bombay, die in Verbindung mit den Inseln Salcette, Elephanta und anderen eine prächtige Rhede bildet und auf ihrer südöstlichen Spitze die Hauptstadt der Präsidentschaft trägt.
Die dort wegen Lady Munro’s Zustand consultirten Aerzte empfahlen einstimmig, die Leidende nach einem freundlichen Landsitze in der Umgebung zu bringen, wo die friedliche Stille im Verein mit der zärtlichen unausgesetzten Sorgfalt des Gatten einen glücklichen Erfolg am sichersten erhoffen ließ.
Endlich ward Allen diese Freude zu theil. Allmählich lüftete sich der Schleier um Lady Munro’s Geist, sie fing wieder an, Gedanken zu fassen. Von der früheren »wandelnden Flamme« blieb nichts mehr übrig, nicht einmal eine Erinnerung.
»Laurence! Laurence!« rief da der entzückte Oberst Munro, und, endlich ihn wiedererkennend, sank ihm die wiedergefundene Gattin in die Arme.
Eine Woche später waren die Insassen des Steam-Houses in dem Bungalow von Calcutta wieder vereinigt. Hier begann nun ein anderes Leben, als das, welches bisher in dem prächtigen Wohnsitze geherrscht hatte. Banks verbrachte hier die Zeit, die seine Arbeiten nicht in Anspruch nahm, Kapitän Hod seinen Urlaub, sobald er solchen erhielt. Mac Neil und Goûmi gehörten ganz zum Hause und trennten sich von dem Oberst niemals wieder.
Später verließ Maucler, der nach Europa zurückkehren mußte, Calcutta. Es traf sich zufällig, daß auch Kapitän Hod’s Urlaub zu Ende ging, weshalb dieser und der getreue Fox das gastliche Haus verließen, um sich nach den Cantonnements von Madras zu begeben.
»Adieu, lieber Kapitän, sagte da Oberst Munro. Ich schätze mich glücklich in dem Gedanken, daß Sie bezüglich unserer Fahrt durch das nördliche Indien doch eigentlich nichts zu beklagen haben, als daß es Ihnen nicht vergönnt war, den fünfzigsten Tiger zu erlegen.
– O, ich habe ihn doch erlegt, Herr Oberst!
– Was höre ich! Sie haben?…
– Ja, ganz gewiß! fiel ihm Kapitän Hod mit einem gewissen Stolze in’s Wort. Neunundvierzig Tiger und… Kâlagani… sollte dieser nicht für den fünfzigsten gelten können?«
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