Das Darwin-Virus
kostenlos abgeben. Derartige Pläne wurden bisher nicht vollständig ausgearbeitet, aber sie sind natürlich in der Diskussion.«
»Keines dieser Medikamente ist verboten«, sagte Cross gereizt.
Sie saß rechts neben dem Vizepräsidenten. »Herr Vizepräsident, ich habe den Mehrheitsführer im Senat zu dieser Besprechung eingeladen, aber er hat abgelehnt. Ich bin nicht Schuld, wenn es …«
»Bitte, Marge«, sagte Augustine. »In ein paar Minuten können wir alle unserem Unmut Luft machen.«
»Entschuldigung«, erwiderte Cross und verschränkte die Arme.
Der Vizepräsident wandte sich um und musterte die Anwesenden.
Sein Blick blieb an Kaye hängen, und einen Augenblick lang schien er beunruhigt, aber dann wandte er sich wieder nach vorn.
»Die USA sind nicht der einzige Staat, der sich mit sozialen Unruhen auseinander setzen muss«, sagte Augustine. »Wir stehen vor einer gesellschaftlichen Katastrophe größeren Ausmaßes. Kurz gesagt, versteht die breite Öffentlichkeit nicht, was eigentlich los ist.
Die Menschen reagieren gefühlsmäßig oder so, wie Demagogen es ihnen einreden. Der gute Pat Robertson hat schon empfohlen, Gott möge Washington, D. C. im heißesten Höllenfeuer verbrennen lassen, wenn es der Taskforce gestattet wird, die Erprobung von RU-486 fortzusetzen. Und er ist nicht der Einzige. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass in der Öffentlichkeit ziellose Unruhe herrscht, bis etwas in den Vordergrund tritt, das verträglicher ist als die Wahrheit, und dann werden sie sich hinter dieses Banner scharen. Höchstwahrscheinlich wird es religiös gefärbt sein, und dann geht die Wissenschaft den Bach hinunter.«
»Amen«, sagte Cross. Nervöses Lachen lief durch das kleine Publikum. Der Vizepräsident lächelte nicht einmal.
»Diese Besprechung wurde vor drei Tagen angesetzt«, sagte Augustine. »Die Ereignisse von gestern und heute machen es noch dringlicher, dass wir unsere Reihen geschlossen halten.«
Kaye glaubte zu wissen, worauf er hinaus wollte. Sie blickte sich nach Robert Jackson um und sah ihn hinter Cross sitzen. Er drehte den Kopf, sein Blick wanderte nach links, und einen kurzen Augenblick lang sah er ihr direkt ins Gesicht. Kaye spürte, wie sie rot wurde.
»Das gilt mir«, flüsterte sie Dicken zu.
»Seien Sie nicht arrogant«, warnte er. »Wir sind heute alle hier, um kleine Kröten zu schlucken.«
»Wir haben die Untersuchungen mit RU-486 und dem Präparat, das sehr locker und sehr geschmacklos als RUPentium bezeichnet wird, bereits eingestellt«, sagte Augustine. »Dr. Jackson, bitte.«
Jackson erhob sich. »In der präklinischen Erprobung zeigt sich bei allen unseren Impfstoffen und RibozymInhibitoren keine Wirksamkeit gegen die neu aufgetauchten SHEVAStämme, die ungenau als SHEVAX bezeichnet werden. Wir haben Grund zu der Annahme, dass alle neuen Fälle der Herodes-Grippe während der letzten drei Monate auf die horizontale Übertragung von SHEVAX zurückzuführen sind, das in mindestens neun verschiedenen Varianten mit jeweils anderen HüllGlycoproteinen vorkommen dürfte. Auf die MessengerRNA für den LPC im Cytoplasma können wir nicht zielen, weil unsere derzeitigen Ribozyme die mutierte Form nicht erkennen. Kurz gesagt, stecken wir mit dem Impfstoff in einer Sackgasse. Alternativen haben wir voraussichtlich frühestens in einem halben Jahr anzubieten.« Er setzte sich.
Augustine presste seine Finger symmetrisch gegeneinander, sodass sie ein biegsames Vieleck bildeten. Eine längere Pause des Schweigens trat ein, weil alle die Nachricht und ihre Folgerungen auf sich wirken ließen. »Dr. Phillips bitte.«
Gary Phillips, der wissenschaftliche Berater des Präsidenten, erhob sich und ging zum Rednerpult. »Der Präsident wünscht, dass ich seine Anerkennung zum Ausdruck bringe. Wir hatten uns viel mehr erhofft, aber in keinem anderen Land hatten die Forschungsanstrengungen mehr Erfolg als an den NIH und bei der Taskforce der CDC. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir es mit einem schlauen, wandlungsfähigen Gegner zu tun haben, und wir müssen entschlossen und mit einer Stimme sprechen, damit unser Land nicht in Anarchie versinkt. Deshalb habe ich Dr. Robert Jackson und Mark Augustine zugehört. Wir befinden uns jetzt gegenüber der Öffentlichkeit in einer heiklen Lage, und ich habe erfahren, dass es unter den Angehörigen der Taskforce tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten gibt, insbesondere in dem Teil, der zu Americol gehört.«
»Nicht nur
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