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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ist.«
    Mitch warf ihr einen Blick zu, den man fast wütend nennen konnte. Es war das erste Mal, dass er sie so ansah. Voller Schuldgefühle und Traurigkeit holte sie leise Luft, wandte sich ab und blickte aus dem Beifahrerfenster auf den langgestreckten Broadway: Backsteinhäuser, Fußgänger, junge Männer mit grünen Masken in Begleitung anderer Männer und Frauen, die neben Frauen gingen.
    »Vergessen wir’s«, sagte Mitch, »und ruhen wir uns ein bisschen aus.«

    Die Wohnung im ersten Stock, ordentlich und kühl und ein wenig staubig nach Mitchs langer Abwesenheit, ging auf den Broadway hinaus und bot Aussicht auf die Backsteinfront des Postamtes, eine kleine Buchhandlung und ein thailändisches Restaurant. Als Mitch das Gepäck hineintrug, entschuldigte er sich für eine Unordnung, die in Kayes Augen nicht existierte.
    »Junggesellenbude«, sagte er. »Ich weiß gar nicht, warum ich den Mietvertrag verlängert habe.«
    »Es ist hübsch«, erwiderte Kaye und ließ die Finger über das dunkle Holz der Fensterbank und die weiß getünchte Wand gleiten. Das Wohnzimmer war von der Sonne erwärmt und roch ein wenig muffig – nicht unangenehm, nur ungelüftet. Nicht ohne Schwierigkeiten öffnete Kaye das Fenster. Mitch stand neben ihr und machte es behutsam wieder zu. »Abgase von der Straße«, erklärte er. »Das Schlafzimmerfenster ist auf der Rückseite des Hauses. Da kommt frische Luft rein.«
    Kaye hatte sich vorgestellt, ihre ersten Gefühle in Mitchs Wohnung würden romantisch und angenehm sein, und sie werde eine Menge über ihn erfahren. Aber hier war alles so adrett, so sparsam möbliert, dass sie eine gewisse Enttäuschung empfand. Sie sah sich die Bücher in dem deckenhohen Regal neben der Kochnische an: Lehrbücher über Anthropologie und Paläontologie, ein paar verschlissene biologische Werke, eine Kiste mit wissenschaftlichen Zeitschriften und Fotokopien. Keine Romane.
    »Das thailändische Restaurant ist gut«, sagte Mitch und legte die Arme um sie, während sie vor dem Bücherregal stand.
    »Ich habe keinen Hunger. Hier hast du also deine Forschungen betrieben?«
    »Genau hier. Ein Geistesblitz. Du warst meine Inspiration.«
    »Danke schön«, sagte sie.
    »Machen wir einfach nur eine kleine Mittagspause? Im Kühlschrank ist Bier …«
    »Budweiser?«
    Mitch grinste.
    »Ich nehme eins«, sagte Kaye. Er ließ sie los und kramte im Kühlschrank.
    »Mist. Es muss einen Stromausfall gegeben haben. Im Gefrierschrank ist alles aufgetaut …« Ein kühler, fauliger Geruch drang aus der Küche. »Aber das Bier ist noch gut.« Er brachte ihr eine Flasche und schraubte energisch den Verschluss ab. Kaye nahm sie und trank einen Schluck. Kaum Geschmack. Keine Linderung.
    »Ich muss zur Toilette«, sagte Kaye. Sie fühlte sich taub, weit weg von allem, was wichtig war. Sie nahm die Handtasche mit ins Badezimmer und holte den Schwangerschaftstest heraus. Er war so schön einfach: zwei Tropfen Urin auf einen Teststreifen, blau für positiv, rosa für negativ. Ergebnis in zehn Minuten.
    Plötzlich wollte sie es unbedingt wissen.
    Das Bad war makellos sauber. »Was kann ich für ihn tun?«, fragte sie sich. »Er führt hier sein eigenes Leben.« Aber dann schob sie den Gedanken beiseite, klappte die Brille herunter und setzte sich.
    Mitch hatte mittlerweile im Wohnzimmer den Fernseher eingeschaltet. Durch die alte, massive Kiefernholztür hörte Kaye gedämpfte Stimmen; vereinzelt konnte sie ein paar Worte verstehen.
    »… auch der Minister wurde bei der Explosion verletzt …«
    »Kaye!«, rief Mitch.
    Sie deckte ein Papiertuch über den Streifen und öffnete die Tür.
    »Der Präsident«, sagte Mitch mit entsetzter Miene. Er hieb mit den Fäusten in die Luft. »Hätte ich bloß nicht das blöde Ding angemacht!«
    Kaye blieb im Wohnzimmer vor dem kleinen Fernseher stehen und blickte gebannt auf Kopf und Schultern der Sprecherin, die Bewegungen ihrer Lippen, die an einem Auge verwischte Schminke.
    »Bisher wurden sieben Tote gezählt, darunter die Gouverneure von Florida, Mississippi und Alabama, der Präsident, ein Sicherheitsbeamter und zwei noch nicht identifizierte Personen. Zu den Überlebenden gehören die Gouverneure von New Mexico und Arizona, der Leiter der HerodesTaskforce Mark Augustine und Frank Shawbeck von den National Institutes of Health. Der Vizepräsident hielt sich zur fraglichen Zeit nicht im Weißen Haus auf …«
    Mitch stand mit hängenden Schultern neben ihr.
    »Wo war Christopher?«,

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