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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ihrem Wissen an die Öffentlichkeit gehen und die Geheimnistuerei der Leute in Innsbruck unterlaufen. Nach Menons Ansicht bleiben den Gradualisten, die für die Mumien verantwortlich sind, noch zwei oder drei Monate; dann müssen sie ihre Berichte schreiben und veröffentlichen, sonst wird man sie durch eine objektivere Arbeitsgruppe ersetzen – jedenfalls hofft Brock das, und mit Sicherheit hofft er, dass er dann die Leitung übernehmen kann.
    Mitch könnte auch zu der Arbeitsgruppe gehören, aber das wäre zu schön, um wahr zu sein.
    Merton und Daney haben von der New Yorker Notstandsverwaltung keine Genehmigung bekommen, die Tagung in Albany abzuhalten. Irgendwas von 1845 und Gouverneur Silas Wright und Mieteraufständen; man möchte nicht, dass sich so etwas während des »Experiments«
    mit den »vorübergehenden« Notstandsgesetzen wiederholt.
    Über Maria Konig von der University of Washington haben wir uns an die Notstandsverwaltung des Staates Washington gewandt; dort hat man eine zweitägige Konferenz in der Kane Hall mit maximal hundert Teilnehmern genehmigt, die alle von der Behörde überprüft werden müssen. Die Grundrechte sind nicht ganz in Vergessenheit geraten, aber doch ziemlich. Das Wort »Kriegsrecht« nimmt niemand in den Mund, und die Zivilgerichte arbeiten auch in vollem Umfang weiter, aber nur mit Genehmigung der Behörden in den einzelnen Bundesstaaten.
    So etwas hat es seit 1942 nicht gegeben, sagt Mitch. Mir ist es richtig unheimlich: Ich bin gesund, unternehmungslustig, energiegeladen, und ich sehe kaum wie eine Schwangere aus. Die Hormone sind die gleichen, ihre Auswirkungen sind die gleichen.
    Morgen gehe ich zum Marine Pacific Hospital wegen der Ultraschalluntersuchung, und wir lassen trotz der Risiken auch Amniozentese und Chorionzottenuntersuchung machen, denn wir wollen wissen, was für Gewebe es ist.
    Der nächste Schritt wird schwieriger.
    Mrs. Hamilton, jetzt bin ich auch ein Versuchskaninchen.
75
    Gebäude 10, National Institutes of Health, Bethesda
Juli
    Dicken rollte sich mit einer Hand den langen Korridor im neunten Stock des Magnuson Clinical Center entlang, drehte sich –
    wiederum mit einer Hand und, so seine Hoffnung, mit echter Rollstuhleleganz – herum und sah undeutlich die beiden Männer auf dem Weg, den er gekommen war. Einen erkannte er an dem grauen Anzug, den langen, langsamen Schritten und der Größe: Es war Augustine. Wer der zweite sein könnte, wusste er nicht.
    Leise stöhnend griff er mit der rechten Hand nach unten und bewegte sich auf die beiden zu. Im Näherkommen erkannte er, dass Augustines Gesicht gut heilte, auch wenn es von nun an immer ein wenig zerklüftet aussehen würde. Die Verbände von den mehrfachen kosmetischen Operationen liefen von der Seite über die Nase und bedeckten Teile der Wangen und Schläfen; was nicht davon bedeckt war, zeigte noch die Spuren der Bombensplitter. Bei Augustine waren beide Augen verschont geblieben.
    Dicken hatte ein Auge verloren, und das andere war durch die Explosionshitze trübe geworden.
    »Sie sehen ja immer noch schrecklich aus, Mark«, bemerkte Dicken, während er mit einer Hand abbremste und einen pantoffelbekleideten Fuß leicht anzog.
    »Danke gleichfalls, Christopher. Darf ich Ihnen Dr. Kelly Newcomb vorstellen.«
    Die beiden schüttelten sich behutsam die Hände. Dicken taxierte Newcomb kurz und sagte dann: »Sie sind Marks neuer Handlungsreisender.«
    »Stimmt«, erwiderte Newcomb.
    »Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ernennung«, sagte Dicken zu Augustine.
    »Nicht nötig«, gab Mark zurück. »Es wird ein Albtraum.«
    »Lasset die Kindlein zu mir kommen«, sagte Dicken. »Wie geht’s Frank?«
    »Wird nächste Woche aus dem Walter Reed entlassen.«
    Erneutes Schweigen. Dicken wusste nicht, was er noch sagen sollte. Newcomb faltete linkisch die Hände und rückte im nächsten Augenblick seine Brille auf der Nase zurecht. Dicken hatte etwas gegen Momente des Schweigens, und als Augustine wieder zum Sprechen ansetzte, unterbrach er ihn: »Mich werden sie noch ein paar Wochen hier behalten. Noch eine Operation an der Hand. Ich würde gerne eine Zeit lang vom Gelände hier verschwinden und nachsehen, was auf der Welt los ist.«
    »Gehen wir doch zum Reden in Ihr Zimmer«, schlug Augustine vor.
    »Seien Sie meine Gäste«, erwiderte Dicken. Als sie das Zimmer betreten hatten, bat Augustine Newcomb, die Tür zu schließen.
    »Es wäre mir lieb, wenn Kelly sich ein paar Tage lang mit Ihnen unterhalten

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