Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
viel weniger auffällig. Jack rief aus dem Flur nach ihr, und sie wandte sich um. Er warf ihr eine kleine Tasche zu, steckte die Hände in die Taschen, bedachte Mitch mit einem Nicken und ging. Sue stellte die Tasche auf den Tisch neben dem Bett. »Es ist ihm peinlich, hereinzukommen«, erklärte sie Kaye.
    »Er ist der Ansicht, das sei Frauensache.«
    Kaye hob den Kopf und betrachtete die Tasche. Sie war aus Leder, und hatte eine Perlenkette als Verschluss.
    »Was ist da drin?«
    »Alles Mögliche. Manche Sachen riechen gut, andere nicht.«
    »Ist Jack ein Medizinmann?«
    »Du liebe Güte, nein«, erwiderte Sue. »Glaubst du, ich würde einen Medizinmann heiraten? Aber er kennt trotzdem ein paar gute Dinge.«
    »Mitch und ich dachten, wir sollten es auf natürlichem Weg kommen lassen«, sagte Kaye zu Dr. Pound, als er einen fahrbaren Tisch mit seinen Gasflaschen, Schläuchen und Spritzen hereinrollte.
    »Natürlich«, sagte der Anästhesist und lächelte. »Ich bin nur für alle Fälle hier.«
    Chambers erzählte Kaye und Mitch, dass eine Frau ein paar Kilometer weit weg ebenfalls in den Wehen lag, aber nicht mit einer SHEVASchwangerschaft. »Sie besteht auf einer Hausentbindung.
    Die haben dort eine Badewanne und alles. Möglicherweise muss ich heute Abend für ein paar Stunden hin. Sie sagten, Dr. Galbreath würde kommen?«
    »Eigentlich müsste sie unterwegs sein«, sagte Mitch.
    »Nun ja, hoffen wir, dass es klappt. Das Baby liegt mit dem Kopf nach unten. In ein paar Minuten schließen wir den Herztonwehenschreiber zur Überprüfung der Herztöne an. Alle Annehmlichkeiten eines großen Krankenhauses, Ms. Lang.«
    Chambers nahm Mitch beiseite und sah ihm ins Gesicht. Seine Blicke wanderten am Umriss der Hautmaske entlang.
    »Bezaubernd, nicht?«, fragte Mitch.
    »Ich habe schon vier SHEVASekundärbabys entbunden«, sagte Chambers. »Mir ist klar, dass Sie die Risiken kennen, aber ich muss Sie auf ein paar mögliche Komplikationen hinweisen, damit wir auf alles vorbereitet sind.«
    Mitch nickte; seine zitternden Hände krampften sich ineinander.
    »Keines davon ist lebend zur Welt gekommen. Zwei sahen gesund aus, keine erkennbaren Fehlbildungen, einfach nur … tot.«
    Er sah Mitch mit kritischem Blick an. »Solche Statistiken mag ich nicht.«
    Mitch wurde rot. »Bei uns ist es etwas anderes.«
    »Es kann bei der Mutter auch zu einer Schockreaktion kommen, wenn Komplikationen bei der Entbindung auftreten. Das hat mit den Hormonsignalen zu tun, die ein SHEVAFetus unter Stress abgibt. Warum es so ist, weiß niemand, aber das kindliche Gewebe ist völlig anders. Manche Frauen reagieren nicht gut darauf.
    Sollte das geschehen, werde ich einen Kaiserschnitt machen und das Kind so schnell wie möglich herausholen.« Er legte Mitch die Hand auf die Schulter. Sein Piepser ertönte. »Nur als Vorsichtsmaßnahme werde ich mit austretenden Flüssigkeiten und Geweberesten sehr sorgsam umgehen. Alle werden Filtermasken tragen, auch Sie. Es tut mir Leid, Mr. Rafelson, aber wir betreten hier völliges Neuland.«
    Sue gab Kaye Eis zu lutschen; die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich. Es sah nach einem sehr intimen Gespräch aus, und deshalb zog Mitch sich zurück. Ohnehin wollte er erst einmal mit ein paar komplizierten Gefühlen ins Reine kommen.
    Er ging in die Eingangshalle. Dort saß Jack an einem alten Couchtisch und starrte einen Stapel National Geographic- Hefte an.
    Das Neonlicht ließ alles blau und kalt erscheinen.
    »Du siehst ganz schön fertig aus«, sagte Jack.
    »Die haben den Totenschein fast schon unterschrieben«, erwiderte Mitch mit zitternder Stimme.
    »Ja, ja. Sue und ich wollen die Geburt wahrscheinlich zu Hause stattfinden lassen. Ohne Ärzte.«
    »Er sagt, das sei gefährlich.«
    »Ist es vielleicht auch, aber wir haben es schon gemacht.«
    »Wann denn?«
    »Deine Träume«, sagte Jack. »Die Mumien. Vor Tausenden von Jahren.«
    Mitch setzte sich auf den anderen Stuhl und legte den Kopf auf den Tisch. »Das war keine schöne Zeit.«
    »Erzähl’ es mir«, sagte Jack.
    Mitch schilderte den letzten Traum. Jack hörte aufmerksam zu.
    »Der war aber schlimm«, sagte er dann. »Ich werde Sue nichts davon erzählen.«
    »Sag’ ihr etwas Tröstendes«, schlug Mitch unbeholfen vor.
    »Ich wollte auch träumen, um herauszufinden, was ich tun soll«, sagte Jack. »Aber ich träume nur von großen Krankenhäusern und großen Ärzten, die an Sue herumfummeln. Die Welt des weißen Mannes

Weitere Kostenlose Bücher