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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sondern wie Kinder.
    Einmal hatte er sich nahe bei einem Jagdlager der Flachgesichter versteckt und zugesehen, wie sie nachts um ein gewaltiges Lagerfeuer tanzten und sangen. Ihre Stimmen waren hoch und plätschernd gewesen, wie von Kindern. Vielleicht würden er und sein Weib auch zu Flachgesichtern werden und zu ihnen gehen und bei ihnen leben, wenn das Kind geboren war.
    Mit Füßen, taub wie Holzklötze, trug er sein Weib durch den weichen Pulverschnee. Seit einiger Zeit war sie still – eingeschlafen. Als sie erwachte, weinte sie und versuchte, sich in seinen Armen zusammenzukauern. Im goldenen Abendlicht, das die schneebedeckte Gegend mit ihren hohen Felsen erfüllte, blickte er auf sie herab. Da sah er, dass die sorgsam rasierten Partien an Schläfen und Wangen, die nicht von der Maske bedeckt waren, und alle übrigen Haare stumpf und matt waren – leblos. Sie roch wie ein Tier, das bald sterben wird.
    Höher und höher über Felsterrassen, auf denen man wegen des Neuschnees leicht ins Rutschen kam. Einen schneebedeckten Bergkamm entlang, und dann abwärts – gleitend, taumelnd, immer noch mit seinem Weib im Arm. Unten kam er wieder auf die Beine, wandte sich um, versuchte sich an den flachen Bergwänden zu orientieren und fragte sich plötzlich, warum ihm alles so vertraut vorkam, als hätte er es mit den Jagdlehrern während der Gemsenjagd wieder und wieder geübt.
    Das waren schöne Zeiten gewesen. Während er sein Weib das letzte Stück trug, dachte er daran zurück.
    Den Kaninchenspieß, den kleineren Jagdspeer, hatte er seit seiner Kindheit benutzt, aber nie war es ihm erlaubt gewesen, den Elch- und Bisonspieß zu tragen. Bis die Jagdlehrer auf ihrer Wanderschaft auch in sein Dorf gekommen waren. Es war das Jahr gewesen, in dem seine Hoden zu schmerzen begannen und er im Schlaf Samen verströmt hatte.
    Er hatte seinen Vater, der jetzt bei den Traummenschen war, begleitet und die Jagdlehrer kennen gelernt. Das waren einsame, hässliche Männer, ungepflegt, voller Narben und verfilzter Locken. Sie hatten weder ein Heimatdorf noch Gesetze, die das Zusammenleben der Geschlechter regelten, sondern zogen von Ort zu Ort und führten die Menschen an, wenn die Bergziegen, Hirsch, Elch oder Bison bereit waren, ihr Fleisch abzugeben. Manche munkelten, sie zögen in mancher Jagdsaison auch in die Dörfer der Flachgesichter, um sie das Jagen zu lehren. Tatsächlich hätten manche Jagdlehrer, die ihre Züge hinter dichten Bärten und Haaren verbargen, durchaus Flachgesichter sein können. Aber wer hätte schon den Mut gehabt, sie ins Kreuzverhör zu nehmen? Das tat nicht einmal der Stiermensch. Wenn sie kamen, hatten alle genug zu essen, und die Frauen schabten die Häute ab, lachten, aßen würzige Kräuter und tranken den ganzen Tag Wasser. Alle pinkelten zusammen in lederne Eimer, und dann kauten sie die Häute und weichten sie ein.
    Große Tiere ohne die Jagdlehrer zu jagen, war verboten.
    Er hatte den Höhleneingang erreicht. Sein Weib wimmerte leise und rhythmisch, als er sie ins Innere trug und rollte und schob. Er sah sich um. Die Blutstropfen, die sie zurückgelassen hatten, verschwanden bereits unter dem Neuschnee.
    In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass sie am Ende waren.
    Er kauerte sich hin – seine breiten Schultern passten kaum durch die Öffnung – und schob sie sanft auf ein Fell, mit dem er früher das Fleisch bedeckt hatte, wenn es in der Höhle gefror. Er zwängte sich hinein, zog sie in die Höhle und ging dann wieder hinaus, um unter einem Felsvorsprung nach trockenem Moos und Stöcken zu suchen. Er hoffte, dass sie nicht starb, bevor er zurück war.
    Oh Gott, lass mich aufwachen. Ich will das nicht sehen.
    Er fand genügend Holz für ein kleines Feuer und trug es in die Höhle. Dort schichtete er es auf, und dann drehte er den Stock, vergewisserte sich aber vorher, dass sein Weib es nicht sehen konnte. Feuer zu machen war Männersache. Sie schlief immer noch.
    Als er so erschöpft war, dass er den Stock nicht mehr drehen konnte und immer noch kein Rauchkringel aufstieg, griff er nach Feuersteinen und rieb sie gegeneinander. Lange, so lange, bis seine Finger schon blaue Flecken hatten und taub waren, schlug er die Feuersteine gegeneinander, richtete sie aufs Moos und versuchte blasend, den Funken anzufachen – und tatsächlich öffnete der Sonnenvogel plötzlich das Auge und breitete kleine gelbe Flügel aus. Sofort legte er Stöcke nach.
    Wieder stöhnte sein Weib. Sie legte sich auf

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