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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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kommt mir dazwischen. Ich bin also keine große Hilfe.«
    Er kratzte sich an den Augenbrauen. »Niemand ist so alt, dass er wüsste, was man tun soll. Meine Leute leben schon immer in diesem Land. Aber selbst mein Großvater meint, die Geister wüssten nichts zu sagen. Auch sie können sich nicht erinnern.«
    Mitch steckte eine Hand zwischen die Zeitschriften. Ein Heft rutschte vom Stapel und fiel klatschend zu Boden. »Das ergibt doch keinen Sinn, Jack.«
    Kaye lag auf dem Rücken und sah zu, wie Chambers den Herztonwehenschreiber anbrachte. Das stetige Piepen und der Rhythmus des Bandes in dem Apparat neben dem Bett vermittelten ihr ein Gefühl der Sicherheit, eine andere Form der Beruhigung.
    Mitch kam mit einem Eis am Stiel und wickelte es ihr aus. Sie hatte die Eiswürfelschale geleert und nahm dankbar das süße Himbeereis.
    »Noch keine Spur von Galbreath«, sagte Mitch.
    »Das schaffen wir schon«, erwiderte Kaye. »Fünf Zentimeter und Stillstand. Und das alles hier für eine einzige Mutter.«
    »Aber was für eine«, entgegnete Mitch. Er massierte ihre Arme, löste die Verspannung und arbeitete sich dann zu ihren Schultern vor.
    »Die Mutter aller Mütter«, murmelte sie, als die nächste Wehe einsetzte. Sie ließ es über sich ergehen und hielt den leeren Eisstiel in die Höhe. »Noch eins, bitte«, ächzte sie.

    Mittlerweile hatte Kaye sich mit jedem Zentimeter der Zimmerdecke vertraut gemacht. Sie stand vorsichtig auf und ging ein paar Schritte, wobei sie sich an dem fahrbaren Metallgestell mit dem Herztonwehenschreiber festhielt. Die Kabel, die aus ihrem Nachthemd hingen, trug sie hinter sich her. Ihre Haare fühlten sich strohig an, ihre Haut war fettig, und die Augen brannten. Mitch las im National Geographic und blickte auf, als sie zur Toilette watschelte. Als sie sich das Gesicht wusch, stand er in der Tür.
    »Mir fehlt nichts«, sagte sie.
    »Wenn ich dir nicht helfe, drehe ich durch«, erwiderte Mitch.
    »Bloß nicht!«, rief Kaye. Sie setzte sich auf die Bettkante und holte mehrmals tief Luft. Chambers hatte gesagt, er werde in einer Stunde zurück sein. Mary Hand kam mit der Filtermaske auf dem Gesicht herein. Sie sah aus wie die Soldatin einer HightechArmee, die sich auf einen Gasangriff vorbereitet, und sagte Kaye, sie solle sich hinlegen. Dann sah sie sich alles prüfend an und lächelte glückselig. Jetzt ist es so weit, dachte Kaye, aber die Hebamme schüttelte den Kopf. »Immer noch fünf Zentimeter. Ganz normal. Ist ja Ihr erstes Kind.« Ihre Stimme kam dumpf unter der Maske hervor.
    Kaye betrachtete wieder die Zimmerdecke und stand die nächsten Krämpfe durch. Mitch forderte sie auf, stoßweise zu atmen, bis die Schmerzwelle vorüber war. Ihr Rücken tat entsetzlich weh.
    Gegen Ende der Kontraktionen fühlte sie sich einen bitteren Augenblick lang wie in der Falle, und das ärgerte sie. Sie fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn alles schief ging, wenn sie starb, wenn das Baby lebend, aber ohne Mutter geboren würde, wenn Augustine Recht hatte, wenn sie und ihr Kind die Quelle einer schrecklichen Seuche wären. Warum gibt es keine Bestätigung?, fragte sie sich. Warum keine wissenschaftlichen Befunde darüber, so oder so herum? Sie beruhigte sich mit langsamen Atemzügen und versuchte sich zu entspannen.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, döste Mitch in dem Sessel neben dem Bett. Die Uhr zeigte Mitternacht. Ich werde ewig in diesem Zimmer bleiben.
    Sie musste wieder zur Toilette und sprach Mitch an. Er wachte nicht auf. Sie sah sich nach Mary Hand oder Sue um, aber sie war mit ihm allein im Zimmer. Der Herztonwehenschreiber piepte und spulte sein Band ab. »Mitch!«
    Er zuckte zusammen, stand auf und half ihr verschlafen, ins Bad zu gehen. Sie hatte sich um Stuhlgang bemüht, bevor sie in die Klinik fuhr, aber ihr Körper hatte nicht mitgespielt, und jetzt machte sie sich deswegen Sorgen. Sie spürte eine Mischung aus Wut und Staunen über ihren Zustand. Der Körper hatte die Führung übernommen, aber sie war sich alles andere als sicher, was er wollte. Ich bin mein Körper. Der Geist ist nur eine Illusion. Das Fleisch ist durcheinander.

    Mitch tigerte durch das Zimmer und nippte an einer Tasse mit schlechtem Automatenkaffee. Das kalte blaue Neonlicht hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Ihm war, als hätte er nie die Sonne scheinen sehen. Seine Augenbrauen juckten schrecklich. In die Höhle gehen. Überwintern, und sie bringt das Kleine zur Welt, während wir

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