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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sehr schön, mit dir und dem Jungen.«
    »Ich weiß«, sagte Stella. »Das war einer wie ich.«
    Kaye beugte sich über die Rückenlehne des Vordersitzes und sah ihre Tochter an. Ihre Augen blieben trocken – sie hatte schon allzu lange über diese Dinge nachgedacht. Aber Mitch wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
    »Warum müssen wir weg?«, wollte Stella wissen.
    »Es ist grausam, sie von den anderen fernzuhalten«, sagte Kaye zu Mitch.
    »Was sollen wir denn tun? Sie nach Iowa verfrachten? Ich liebe meine Tochter. Ich will ihr Vater sein und sie in der Familie haben. In einer normalen Familie.«
    »Ich weiß«, sagte Kaye kühl. »Ich weiß.«
    »Sag mal, Kaye, gibt es viele Kinder wie den Jungen?«, fragte Stella.
    »Etwa hunderttausend«, erwiderte Kaye. »Das haben wir dir doch schon erzählt.«
    »Ich würde gerne mit denen allen reden.«
    »Das könnte sie wahrscheinlich sogar«, sagte Kaye und warf Mitch dabei ein Lächeln zu.
    »Der Junge hat mir von seiner Katze erzählt«, berichtete Stella.
    »Er hat zwei kleine Kätzchen. Und die Kinder haben mich gemocht, Kaye, Mama, die haben mich wirklich gemocht.«
    »Ich weiß«, sagte Kaye. »Du warst auch sehr lieb zu ihnen.«
    Sie war stolz auf ihre Tochter, und gleichzeitig war ihr schwer ums Herz.
    »Fahren wir doch nach Iowa, Mitch«, schlug Stella vor.
    »Heute nicht, mein Häschen.«
    Dieser Highway führte durch die Wüste geradewegs nach Süden.
    »Keine Sirenen«, bemerkte Mitch trocken.
    Stella fragte: »Haben wir es wieder mal geschafft?«
Nachwort
    Ich habe mir in diesem Roman große Mühe gegeben, bei den wissenschaftlichen Grundlagen genau zu sein und Spekulationen plausibel zu gestalten. Aber die biologische Revolution ist noch keineswegs vorüber, und höchstwahrscheinlich werden sich viele der hier angestellten Vermutungen als falsch erweisen.
    Als ich während meiner Recherchen mit Wissenschaftlern auf der ganzen Welt sprach, setzte sich bei mir der unerschütterliche Eindruck fest, dass der Evolutionsbiologie größere Umwälzungen bevorstehen – und zwar nicht in den nächsten Jahrzehnten, sondern schon in den nächsten Jahren.
    Bereits jetzt, während ich mit der letzten Überarbeitung beschäftigt bin, erscheinen in der Fachliteratur immer mehr Aufsätze, die eine Reihe spekulativer Einzelheiten unterstützen. Taufliegen können sich offenbar im Laufe weniger Generationen an umfassende Klimaveränderungen anpassen. Welche Folgerungen sich aus dieser Erkenntnis ergeben, ist bisher umstritten. Kürzlich, in seiner Ausgabe vom Dezember/Januar 1998/99, wies das Magazin New Scientist darauf hin, dass endogene Retroviren möglicherweise einen Beitrag zur Ausbreitung des AIDSVirus HIV leisten können. Eric Towler von der Science Applications International Corporation meint dazu: »Wir haben Anhaltspunkte dafür, dass die Enzyme von HERVK dem HIVirus helfen könnten, sich der Wirkung von Medikamenten zu entziehen.« Dies wäre ein ganz ähnlicher Mechanismus wie der Austausch viraler Hilfsmittelarsenale, vor dem Mark Augustine so viel Angst hat.
    Nach und nach wird man das Rätsel lösen, und die Lösung wird faszinierend sein. Wir stehen tatsächlich im Begriff, die Geheimnisse des Lebendigen zu lüften.
Biologische Grundlagen
    Wir Menschen sind Metazoen, das heißt, wir bestehen aus vielen Zellen. Die meisten Zellen enthalten einen Zellkern (oder Nucleus) mit dem »Bauplan« für das gesamte Lebewesen. Dieser Bauplan ist in der DNA (Desoxyribonucleinsäure, englisch deoxyribonucleic acid) gespeichert. Zusammen mit Proteinen und Organellen, die verschiedene Hilfsfunktionen erfüllen, bildet die DNA den »biologischen Computer«, in dem die Information für den Aufbau eines Lebewesens niedergelegt ist.
    Proteine sind molekulare Maschinen, die unglaublich komplizierte Tätigkeiten ausführen können. Sie sind die Motoren des Lebens; die DNA ist die Matrize, die für die Herstellung dieser Maschinen sorgt.
    Die DNA höherer Zellen besteht aus zwei umeinander gewundenen Molekülsträngen – der »Doppelhelix« –, die eng verpackt im Chromatin liegen; diese komplizierte Struktur bildet im Kern jeder Zelle die Chromosomen. Mit wenigen Ausnahmen – vor allem roten Blutzellen und einigen spezialisierten Immunzellen – ist die DNA in allen Körperzellen vollständig und genau gleich. Dieses menschliche Genom – die Gesamtheit aller genetischen Anweisungen – besteht nach Schätzungen der Fachleute aus rund dreißig- bis

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