Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
der Schwangerschaft die Herodes-Grippe zuzieht, endet der Fetus – ihr Baby – als Fehlgeburt. Nach unserer Statistik können wir möglicherweise bereits über zehntausend Fehlgeburten auf das Virus zurückführen. Und wenn die derzeitigen Informationen stimmen, sind Männer die einzige Quelle für den Erreger.«
    »Entsetzlicher Name«, sagte der Präsident. »Ein sehr treffender Name, Mr. President«, bemerkte Kirby. »Entsetzlich und treffend«, räumte der Präsident ein. »Was die Ausprägung bei Männern in Gang setzt, wissen wir nicht«, erklärte Augustine weiter, »aber wir haben den Verdacht, dass ein Pheromon, vielleicht von der Partnerin, der Auslöser ist. Und wir haben keine Ahnung, wie wir es aufhalten können.« Er ließ Papiere rund um den Tisch verteilen. »Unsere Statistiker sagen, wir könnten im kommenden Jahr mehr als zwei Millionen Fälle von Herodes-Grippe erleben. Zwei Millionen potenzielle Fehlgeburten.«
    Der Präsident nahm die Aussage nachdenklich auf. Das meiste hatte er schon bei früheren Besprechungen von Frank Shawbeck und dem Gesundheitsminister gehört. Wiederholung ist notwendig, dachte Dicken, damit diese unwissenden Politiker begriffen, wie sehr die Fachleute eigentlich im Dunkeln tappten.
    »Ich verstehe nicht, wie etwas aus uns selbst so viel Schaden anrichten kann«, sagte der Vizepräsident.
    »Der Satan in uns«, fügte der Sprecher des Repräsentantenhauses hinzu.
    »Ganz ähnliche genetische Abweichungen verursachen Krebs«, gab Augustine zu bedenken. Dicken hielt das für ein wenig zu stark vereinfacht, und Shawbeck schien der gleichen Ansicht zu sein. Für ihn war der Augenblick seines schwungvollen Vortrages gekommen, mit dem er sich als wichtigster Kandidat für Kirbys Nachfolge empfehlen wollte.
    »Wir stehen hier ohne Zweifel vor einem ganz neuen medizinischen Problem«, sagte Shawbeck. »Aber wir haben auch HIV in den Griff bekommen. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen bin ich zuversichtlich, dass wir innerhalb von sechs bis acht Monaten wichtige Fortschritte erzielen können. Überall im Land und auf der ganzen Welt stehen große Forschungszentren bereit, um sich der Sache anzunehmen. Wir haben ein nationales Programm geplant, das auf die Ressourcen der NIH, der CDC und des National Center for Infectious and Allergie Diseases zurückgreifen soll.
    Wir teilen den Kuchen in Stücke, damit er schneller gegessen werden kann. Noch nie war unsere ganze Nation so rückhaltlos bereit, ein Problem dieser Größenordnung in Angriff zu nehmen.
    Sobald das Programm angelaufen ist, werden über fünftausend Wissenschaftler an achtundzwanzig Forschungszentren sich an die Arbeit machen. Wir werden uns der Hilfe privater Firmen und der Fachleute auf der ganzen Welt bedienen. Ein internationales Programm wird gerade entwickelt. Alles nimmt hier seinen Anfang.
    Wir brauchen nur eines: die schnelle, koordinierte Reaktion Ihrer jeweiligen Fachbereiche, Ladies und Gentlemen.«
    »Ich kann auf beiden Seiten des Hohen Hauses nicht erkennen, dass irgendjemand einem außerordentlichen Bewilligungsgesetz im Wege stehen würde«, sagte der Sprecher des Repräsentantenhauses.
    »Ebenso wenig im Senat«, fügte der Mehrheitsführer hinzu. »Ich finde die bisher geleisteten Arbeiten beeindruckend, meine Herren, aber was unsere wissenschaftlichen Fähigkeiten angeht, bin ich nicht so zuversichtlich, wie ich es gern wäre. Dr. Augustine, Dr. Shawbeck, es hat über zwanzig Jahre gedauert, bis wir überhaupt eine erste Handhabe gegen AIDS hatten, und das obwohl wir zigmilliarden Dollar in die Forschung gesteckt haben. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe vor fünf Jahren eine Tochter durch AIDS verloren.« Er blickte in die Runde. »Wenn diese Herodes-Grippe etwas so Neues ist, wie können wir dann in sechs Monaten mit einem Wunder rechnen?«
    »Nicht mit einem Wunder«, sagte Shawbeck, »aber mit einem ersten Ansatz zum Verständnis.«
    »Wie lange dauert es dann, bis wir eine Behandlungsmöglichkeit haben? Ich rede nicht von einer Heilung, meine Herren. Aber eine Behandlung ? Oder wenigstens einen Impfstoff?«
    Shawbeck räumte ein, er wisse es nicht.
    »Wir können nur so schnell vorankommen, wie wir uns die Macht der Wissenschaft zunutze machen«, sagte der Vizepräsident. Er sah sich ein wenig verlegen um und fragte sich, wann es wohl vorüber wäre.
    »Ich sage es noch einmal, ich habe meine Zweifel«, erwiderte der Mehrheitsführer. »Ich frage mich, ob es nicht ein Zeichen

Weitere Kostenlose Bücher