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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sie sich außerhalb einer Kleinstadt namens Gordi ihr eigenes Grab gruben. Direkt neben einer Werbeanzeige für Aktienhandel über das Internet.
    Als Mitch den Artikel zu Ende gelesen hatte, schüttelte er sich vor Ärger und Erregung.
    Die Frauen hatte man in den Bauch geschossen. Ihre Männer hatten Schüsse in die Leistengegend erhalten und waren dann erschlagen worden. Der Skandal erschütterte die georgische Regierung. Dort behauptete man, die Morde seien unter dem GamsachurdiaRegime begangen worden, das Anfang der Neunzigerjahre gestürzt worden war, aber einige Personen, denen eine Beteiligung vorgeworfen wurde, waren nach wie vor im Amt.
    Warum man die Männer und Frauen ermordet hatte, war alles andere als geklärt. Einige Einwohner von Gordi beschuldigten die toten Frauen, sie hätten sich mit dem Teufel eingelassen, und deshalb sei der Mord notwendig gewesen; sie hätten Kinder des Satans zur Welt gebracht und Fehlgeburten bei anderen Müttern verursacht.
    Es gab Spekulationen, diese Frauen seien einem frühen Ausbruch der Herodes-Grippe zum Opfer gefallen.
    Mitch humpelte in die Küche und blieb dabei mit dem nackten Zeh, der unten aus seinem Gipsverband ragte, an einem Stuhlbein hängen. Er fuhr herum und fluchte; dann griff er nach unten und zog aus einem dünnen Zeitungsstapel, der in einer Ecke neben den grauen, grünen und blauen Plastikbehältern für die Mülltrennung lag, den vorderen Teil einer zwei Tage alten Seattle Times hervor. Die Schlagzeile lautete: Bekanntmachung über die Herodes-Grippe durch den Präsidenten, die Leiterin der Gesundheitsbehörde und den Gesundheitsminister. Daneben erläuterte eine Kolumne – sie stammte von dem selben Wissenschaftsredakteur, der Mitch so abschätzig beurteilt hatte – den Zusammenhang zwischen Herodes-Grippe und SHEVA. Krankheit. Fehlgeburten.
    Mitch setzte sich auf den verschlissenen Sessel am Fenster, blickte hinaus auf den Broadway und sah gleichzeitig, wie seine Hände zitterten.
    »Ich weiß etwas, das sonst niemand weiß«, sagte er und umklammerte mit den Händen die Armlehnen. »Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, woher ich es weiß oder was ich damit anfangen soll !«
    Wenn jemals ein Mensch der Falsche für eine so unglaubliche Erkenntnis war, für einen so gewaltigen, aus dem Nichts entstandenen Gedankensprung, dann war es Mitch Rafelson. Es wäre für alle Beteiligten besser gewesen, er hätte nach dem Mann im Mond gesucht.
    Es war jetzt an der Zeit, entweder aufzugeben, ein paar Dutzend Kästen Bier zu leeren und sich auf einen trägen, langweiligen Niedergang einzustellen, oder ein Fundament zu zimmern, auf dem er stehen konnte, und dazu sorgfältig eine wissenschaftlich begründete Planke nach der anderen zusammenzunageln.
    »Du Arschloch«, sagte er zu sich, als er am Fenster stand, einen Fetzen der ZeitungspapierVerpackung in der einen Hand, die Titelseite mit der Schlagzeile in der anderen. »Du verdammtes …
    unreifes … Arschloch !«
27
    Centers for Disease Control and Prevention, Atlanta
Ende Januar
    Schwere, träge Wolken, dünnes Sonnenlicht, das farblos ins Büro des Direktors fiel. Mark Augustine trat von der Kunststofftafel mit dem Gekritzel kreuz und quer verlaufender Linien und Namen zurück, stützte den Ellenbogen in die Hand und rieb sich an der Nase. Ganz unten in der komplizierten Zeichnung, noch unter Shawbeck, dem Direktor der NIH, und Augustines bisher nicht benanntem Nachfolger an den CDC, stand die Sonderarbeitsgruppe für die Erforschung menschlicher Proviren, die Taskforce for Human Provirus Research, kurz THUPR genannt, ausgesprochen wie »super« mit lispelndem S. Augustine mochte den Namen nicht und sprach immer nur von der Taskforce; einfach nur Taskforce.
    Er fuhr mit der Hand an der grafischen Darstellung der Verwaltungshierarchie hinunter.
    »Da haben wir’s, Frank. Ich höre hier nächste Woche auf und gehe nach Bethesda, ganz an den unteren Rand dieses Durcheinanders. Dreiunddreißig Stufen abwärts. So weit sind wir schon.
    Bürokratie in Hochform.«
    Frank Shawbeck lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Es hätte noch schlimmer kommen können. Wir haben fast den ganzen Monat gebraucht, um die Sache zurückzustutzen.«
    »Es könnte weniger albtraumhaft sein. Es ist immer noch ein Albtraum.«
    »Du weißt wenigstens, wer dein Chef ist. Ich bin sowohl dem Gesundheitsminister als auch dem Präsidenten gegenüber verantwortlich«, sagte Shawbeck. Sie hatten es zwei Tage zuvor erfahren.
    Shawbeck

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