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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»Dann wurde alles kaputtgemacht. Von dem Augenblick an, wo Mr. Pontifex sein Land verkaufte – so sahen es zumindest die meisten.«
    »Welche Rolle spielte dann Mr. Pontifex? Die der Schlange? Oder nur die der armen, gutgläubigen Eva?«
    Er war mit seiner Ironie zu weit gegangen, das merkte er sofort. Hier in Yorkshire schmunzeln sie über ein wenig plumpen Sarkasmus, aber bei feiner Ironie werden sie sofort skeptisch, ob da nicht versteckte Herablassung im Spiel ist.
    »Das können Sie ja selbst rausfinden«, brummte der Sergeant. »Jed arbeitet für ihn, also müssen wir ohnehin zum Grange-Anwesen fahren, wenn Sie mit dem Burschen sprechen wollen.«
    »O ja, das will ich«, sagte Pascoe. »Sie voran.«
     
    Das Grange-Anwesen entpuppte sich als angenehme Überraschung. Es war kein finsterer Adels-Prunkschuppen aus Granit, wie Pascoe erwartet hatte, sondern ein langgestrecktes niedriges Haus der elisabethanischen Ära aus weichem Yorkshire-Gestein.
    Wie es aussah, befand sich das Pachtbüro in den umgebauten Pferdeställen, denn nichts deutete darauf hin, daß hier lebendige Transportmittel benutzt wurden. Nur ein großer blauer Daimler Benz stand vor dem Haus.
    Sie parkten im Schatten einiger alter Eiben und gingen zu Fuß über den Hof zum Büro. Derweil öffnete sich die Bürotür, und ein Mann mit silbergrauem Haar und einem schmalen, hochmütig wirkenden Gesicht trat heraus. Er ging wohl auf die Siebzig zu und trug einen Gehstock mit einem silbernen Griff in Form eines Fuchses, der perfekt zu seiner Haarfarbe paßte. Tatsächlich schien dieser Stock mehr der Effekthascherei denn der Notwendigkeit zu dienen, da der Mann mit federnden Schritten auf sie zukam.
    »Sergeant Clark«, sagte er. »Das ist ja eine furchtbare Geschichte. Habe ich das Vergnügen, mit Superintendent Dalziel zu sprechen?«
    Ein Mann, der das glauben kann, glaubt sicher alles, dachte Pascoe spontan, sagte es aber glücklicherweise nicht.
    »Nein, Sir. Detective Chief Inspector Pascoe. Mr. Dalziel läßt grüßen, muß jedoch dringende Geschäfte in der Stadt erledigen.«
    Ein Lächeln, das ihn vollkommen veränderte, machte sich auf dem Gesicht des Mannes breit.
    »Das ist nicht die Art Sprache, die meine Spione mir von Mr. Dalziel zutrugen«, sagte er. »Und wenn ich Sie jetzt etwas genauer betrachte, sehe ich, daß Sie auch vom Aussehen her nicht dieser Mann sein können. Verzeihen Sie bitte. Ich muß wirklich lernen, mich zurückzuhalten.«
    Er war sehr nahe an Pascoe herangetreten und hatte seine Hand geschüttelt. Jetzt verstand Pascoe den Grund für den verkniffenen und hochmütig erscheinenden Gesichtsausdruck. Der Mann war schrecklich kurzsichtig. Vermutlich benutzte er den Stock, um Hindernisse auf unbekanntem Gelände zu erkennen.
    Clark war einige Schritte auf das Büro zugegangen. Er blieb stehen und sah Pascoe fragend an. Pascoe nickte leicht, und er trat ein.
    »Sagen Sie mir, Mr. Pascoe, gibt es denn etwas Neues?« fragte Pontifex.
    »Ich fürchte nein«, antwortete Pascoe. »Wir können nur hoffen.«
    »Und beten«, meinte Pontifex. »Ich habe gehört, daß sie im Ort von diesem Lightfoot reden, den so viele für die verschwundenen Mädchen in Dendale verantwortlich machten. Aber da ist doch sicher nichts dran, oder?«
    Pascoe hatte das Wort »sicher« schon überzeugter gehört.
    Er sagte: »Im Moment, Sir, halten wir uns alle Möglichkeiten offen.«
    Der Mann hatte seine Hand losgelassen, stand aber noch immer unangenehm nahe. Pascoe wandte sich ab, um das Haus zu betrachten, und nahm dies zum Anlaß, ein paar Schritte wegzutreten.
    »Hübsches altes Haus«, meinte er anerkennend. »Elisabethanisch?«
    »Der Hauptteil ja. Mit späteren Anbauten, aber immer stilgemäß.«
    »Sie können von Glück reden, daß Sie Vorfahren mit solch gutem Geschmack hatten.«
    »Schön wär’s. Aber der erste Pontifex in diesem Haus war mein Vater, dessen Modernisierungswahn womöglich mehr Schaden anrichtete als sonst irgend etwas in den vierhundert Jahren davor.«
    »Dann hat er das Anwesen gekauft?«
    »Ja, in den späten Zwanzigern. Der Kerl, dem es gehörte, war in der Depression bankrott gegangen. Hatte sich zu oft verspekuliert. Mein Vater zog ein und machte sich ans Vergrößern. Er kaufte alles, was ihm unter die Finger kam, und so gehörten ihm bald eine ganze Reihe von Bauernhöfen drüben in Dendale. Aber nicht genug für ein profitables Ganzes. Um einen Großgrundbesitz bewirtschaften zu können, muß eine Einheit da

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