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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wird«, sagte er abrupt. »Ist Sergeant Clark in der Nähe?«
    »Ja. Und gibt acht, daß seine Ortskenntnisse ja niemandem zugute kommen«, entgegnete Burroughs mürrisch.
    »Er ist ein guter Mann. Sie wissen, daß er Dorfpolizist in Dendale war, als das vor fünfzehn Jahren passierte?«
    »Ich bezweifle, daß es jemanden gibt, der älter als zwei Jahre ist und dem er das noch nicht unter die Nase gerieben hat. Er muß hier irgendwo rumhängen.«
    Pascoe lag unwillkürlich ein Ratschlag auf der Zunge.
Mach dir Freunde, solange du nicht stark genug für Feinde bist.
Aber er behielt ihn für sich. Vielleicht war sie der Andy Dalziel von morgen. Pascoe selbst hielt sich an das Motto:
Du mußt die Dummheit der anderen nicht heiter ertragen, doch meist ist es sinnvoll, sie still zu ertragen.
Abgesehen davon hielt er Clark nicht für dumm, sondern für einen verläßlichen, unerschütterlichen und altmodischen Polizisten, den Ellbogentypen wie Burroughs als eine Art Dinosaurier betrachteten.
    Er fand Clark rauchend im dürftigen Schatten einiger Stechginsterbüsche.
    Als er näherkam, ließ der Sergeant den Stummel schuldbewußt zu Boden fallen und zertrat ihn mit dem Absatz.
    »Vergewissern Sie sich, daß er wirklich aus ist«, sagte Pascoe. »Mir ist lieber, Sie zerstören Ihre Lungen als den Berg hier. Also, erzählen Sie mir was über Jed Hardcastle.«
    »Ach ja. Jed. Sie sollten wissen, daß Jed der jüngste der Hardcastles aus Dendale ist …«
    »Ja, ja, und er wohnt auf Stirps End und hat eine Schwester, June, und sie kommen mit ihrem Vater nicht aus, das weiß ich alles«, unterbrach Pascoe ungeduldig. »Was ich von Ihnen wissen will: Warum denken Sie, daß er für das Geschmiere verantwortlich ist?«
    Er hatte seine Informationen von Mrs. Shimmings erhalten und ahnte nicht, wie sehr seine Unterbrechung Shirley Novello gestunken hatte.
    »Jed Hardcastle?« hatte die Lehrerin gesagt. »Ja, den kenne ich gut. Seine älteste Schwester war eines der verschwundenen Mädchen aus Danby, aber das wissen Sie ja wahrscheinlich.«
    »Ja. Erzählen Sie mir von Jed.«
    »Tja, er ist das jüngste der drei Kinder und war erst zwei, als sie hierher zogen, also ist er in Dendale zur Schule gekommen.«
    »Dann kann der Umzug keine großen Auswirkungen auf ihn gehabt haben«, meinte Pascoe.
    »In einer Familie aufzuwachsen, in der ein Kind verlorenging, hat so seine ganz speziellen Auswirkungen, kann ich mir vorstellen«, erwiderte sie ruhig. »Und bei den Hardcastles ganz besonders. Keines der beiden Kinder durfte je vergessen, was mit Jenny passiert war. Cedric gab sich selbst die Schuld, weil er nicht besser auf sie aufgepaßt hatte, und achtete infolgedessen auf June, die jüngere Schwester, als sei sie die künftige Kaiserin von China. Sie durfte nichts ohne strenge Aufsicht unternehmen. Als Kind war das wohl noch nicht so schlimm, aber später als Teenager … na ja, Sie wissen ja, wie Mädchen in dem Alter so sind.«
    »Ich freue mich schon darauf, es zu erleben«, sagte Pascoe. »Meine Tochter ist sieben.«
    »Dann seien Sie gewarnt. Mit sieben war June ein stilles, folgsames Kind, aber mit fünfzehn wurde sie allmählich rebellisch. Eines Tages riß sie aus und fuhr in die Stadt. Sie wurde aufgegriffen und zurückgebracht. Ein Jahr später riß sie wieder aus, diesmal nach London. Es dauerte ein paar Monate, bis sie Kontakt zu ihr aufnehmen konnten. Aber sie kommt nicht wieder zurück, das hat sie ihnen deutlich zu verstehen gegeben.«
    »Und Jed?«
    »Ähnliche Geschichte. Nur daß er in zweierlei Hinsicht leiden mußte. Zum einen unter übertriebener Fürsorge zu einer Zeit, in der er seine Selbständigkeit hätte erproben müssen. Und zum anderen unter der gängigen Vorstellung eines Yorkshire-Bauern, ein einziger Sohn müsse nach dem Tod seines Vaters in dessen Fußstapfen treten, bis dahin aber als unbezahlter Hofarbeiter ohne jegliche Rechte ausgebeutet werden. Hinzu kommt, daß Jed ein eher schmächtiger Junge und sehr sensibel ist. Und immer hören zu müssen, daß die tote Schwester eine größere Hilfe war, als sie nur halb so alt war, ist auch nicht besonders ermutigend.«
    »Aber er ist seiner Schwester nicht in die große Stadt gefolgt?«
    »Nein. Er ist ein bißchen in Schwierigkeiten geraten, nichts Ernsthaftes, jugendlicher Vandalismus, solche Sachen. Und mit seinem Vater hat er sich vermutlich permanent gestritten. Der Himmel weiß, wie das geendet hätte, aber Mr. Pontifex – es ist sein Hof, den

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