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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Chef, er musste jetzt nach vorn, er rückte der Frau etwas näher. Zieh das jetzt durch, du hast keine Wahl.
    Sie liefen durch einen langen kahlen Flur, links und rechts gingen Türen ab. Die waren geschlossen, und kein Geräusch drang hinaus. Nur ihre vom Teppich gedämpften Schritte waren zu hören. Endlich war der Flur zu Ende, die Frau klopfte an eine weiße Tür und öffnete sie. Sie trat ein, und die anderen taten es ihr nach. Sie standen in einem Sekretariat. Die ersten Bilder an der Wand, zwei gerahmte Plakate, eines von einem Hafen, das andere zeigte einen menschenleeren Strand mit Palmen. Die Büroeinrichtung war modern und hochwertig, alles in Weiß. Vor einem großen Flachbildschirm, einer edlen Tastatur und einer Maus, die wahrscheinlich auch fliegen konnte, saß eine schlanke Frau mittleren Alters mit strengem Kurzhaarschnitt und einem zurückhaltend geschminkten klassischen Gesicht ohne eine einzige Falte. Sie schaute weder freundlich noch böse, sondern ließ ihre schwarzen Augen ausdruckslos über die Besucher wandern, nickte kaum merklich, sagte kein Wort, sondern richtete ihren Blick auf eine Tür an der Seite.
    Ihre Begleiterin ging zu dieser Tür, klopfte einmal, öffnete sie einen Spalt, steckte ihren Kopf hinein, nickte einmal, dann wandte sie sich an die Besucher und öffnete die Tür ganz. »Bitte«, sagte sie nur.
    Die drei guckten sich an, dann betrat Matti den Raum. Er war riesig, grauer Teppich, weiße Wände, daran Bilder, abstrakte Malerei. Im hinteren Drittel des Büros stand ein großer Schreibtisch aus Glas und Stahl, darauf ein Apple-Notebook, dahinter ein schlanker Chefsessel aus Leder. Zwei große Fenster, aber das meiste Licht strömte von oben in den Raum, durch mattes Glas, das in die Decke eingelassen war. Trotzdem war es nicht warm wie in einem Treibhaus, die Luft war kühl und trocken. Hinter dem Glasschreibtisch saß ein kleiner Mann in Hose und Pulli, beides in Grautönen, ein hellblauer Hemdkragen ragte hervor. Der Mann war schlank und sportlich, so, wie er aufsprang und ihnen entgegenkam, in seinem Gesicht lag ein Lächeln, doch die graublauen Augen blieben kalt. Er war glatt rasiert, seine Gesichtsfarbe war gesund.
    »Wie schön, Sie endlich kennenzulernen«, sagte er zu Matti. »Sie sind Matti, nicht wahr?« Eine fast melodische Stimme. Er reichte ihm die Hand, aber Matti stand wie erstarrt. »Ich bin Heribert Schaleis«, sagte er. Er gab Dornröschen die Hand, die sie reflexartig ergriff und gleich wieder losließ. »Dornröschen, da muss ich ja nicht raten«, lächelte er. »Ich habe viel von Ihnen gehört. Wenn Sie nicht in der falschen … Branche arbeiten würden … Sie hätten alle Chancen. So jemanden wie Sie könnte ich gut gebrauchen.« Dann, nach einer kurzen Pause, in der er Dornröschen freundlich musterte, um seinen Blick dann weiterwandern zu lassen. »Twiggy, natürlich. Auch Sie haben ganz spezielle Talente, leider verschwenden Sie die. Sie glauben gar nicht, wie viele Talente in diesem Land vergeudet werden.« Er sah traurig aus. »Wollen Sie nicht Platz nehmen?«
    Er zeigte in eine Ecke des Raums, in der eine Sitzgarnitur stand, Stahl, Glas, schwarzes Leder, das Übliche. »Vielleicht bringen Sie uns ein paar Getränke«, sagte er zu seiner Mitarbeiterin. Und zu den anderen: »Haben Sie besondere Wünsche? Champagner? Wodka? Bier? Stimmt, Sie trinken gerne Bier. Ich hoffe« – ein Blick zu Dornröschen – »Sie mögen unseren Tee.«
    Als er keine Antwort erhielt, nickte er der Mitarbeiterin freundlich zu, und sie verließ den Raum.
    »Bitte, bitte!«, sagte er mit einer einladenden Handbewegung und bewegte sich zur Sitzecke.
    Matti war benommen. Er schaute sich um und redete sich ein, dass er nicht träumte. Aber fragte man sich das nicht auch im Traum? Wo bin ich? Er hätte sich nicht gewundert, wenn Schaleis erklärt hätte, sie befänden sich auf dem Mond, eine Raum-/Zeitverschiebung habe sie mit Lichtgeschwindigkeit dorthin versetzt. Dornröschen war bleich wie ein Blatt Papier. Twiggy schaute sich hilflos um. Sie wollten diesen Typen überrumpeln, ihm die DVD auf den Tisch knallen, ihn provozieren, vorgeben, mehr zu wissen über seine Machenschaften, ihn zu einem Fehler veranlassen, ihn bedrohen, einschüchtern. Aber er hatte sie auflaufen lassen, ganz cool. Ihnen den Stecker herausgezogen, die Luft abgelassen. Er hatte gewusst, dass sie kommen würden. Er hatte den Empfang vorbereitet. Schaleis war nicht Erpel, er war eine ganz andere

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