Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
Schulden als Haare, aber der braucht das als Ausdruck seiner einzigartigen Persönlichkeit. Er zeigt so, was in ihm steckt und sonst verborgen geblieben wäre. Man könnte auch sagen, die Karre ist eine Art Therapie für ihn.«
    »Hoffentlich ist er privat versichert«, sagte Matti.
    »Und was verschafft uns die Ehre?«, fragte Dornröschen.
    »Ich habe ihn gebeten, das ist alles.« Rainer grinste. »Wie seht ihr eigentlich aus?« Er betrachtete Matti und Twiggy in ihren dunkelgrauen Anzügen, mit Schlips und glänzenden schwarzen Schuhen, und Dornröschen, die so schlicht wie elegant gekleidet war in ihrem anthrazitfarbenen Businesskostüm. Rainer fing an zu lachen. »Ist irgendwo eine Karnevalsparty? Wollt ihr zum Kostümball?« Er lachte immer lauter und fing an zu husten, als er sich am Rauch seines Joints verschluckte. Nachdem er es überlebt hatte, griff er in die Hosentasche und warf Matti einen Schlüssel zu. »Mit vollem Tank und ohne Kratzer zurück« – ein Blick auf die drei, ein Kopfschütteln, und er ging zurück zur Halle. Unterwegs kickte er einen Stein weg und begann mit erhobenen Armen zu jubeln. »2:0 für Roter Stern Berlin!«
    »Der hat voll einen im Kahn«, sagte Twiggy und setzte sich hinters Steuer. Dornröschen nahm auf dem Beifahrersitz Platz, Matti auf der Rückbank. Twiggy musste sich erst mal orientieren – »das gibt’s Schalter und Knöpfe, die gibt’s nicht« –, aber schließlich startete er den Motor und drückte den Automatikhebel auf D .
    Er fuhr zügig nach Marzahn. Über ihnen schob der Wind die letzten weißen Wolken weg, und die Sonne strahlte aus einem stahlblauen Himmel. Ein Jet zog Kondensstreifen nach Norden, die sich am Ende in Wölkchen auflösten. Es war früher Nachmittag, und nach dem Drama in der Nacht, der Hetze am Morgen bei Karstadt und dem Abholen der Karre empfand Matti die Fahrt fast als Erholung. Der Zwölfzylinder säuselte, die Klimaanlage und die geschlossenen Scheiben schufen ihnen ein eigenes Biotop mitten auf der Straße. Der Lärm erreichte sie nur gedämpft.
    »Hast du die DVD -Kopie eingesteckt?«, fragte Dornröschen.
    Twiggy tippte auf seine Jacketttasche.
    Matti spürte, wie die Nervosität ihn packte. Und die Angst. Aber auch die Entschlossenheit und die Wut. Sie würden es jetzt drauf ankommen lassen. Sie hielten es nicht mehr aus. Sie waren zu dritt, und sie waren keine Pisser, die den Schwanz einzogen, wenn es ernst wurde. Sie stellten sich dem Kampf. Am Ende würde ihr Untergang stehen oder die Erlösung von dem Wahn, der sie heimsuchte, seit er diese elende DVD kopiert hatte. Eine DVD mit Zeichnungen von blöden Röhren.
    Sie hatten sich verständigt, dass Matti als Boss auftrat, Dornröschen als seine Assistentin und Twiggy als Fahrer, der dem Boss die Aktentasche nachtrug. Sie hatten sogar überlegt, ob sie die Makarows mitnehmen sollten, aber die Pistolen würden ihnen nur Schwierigkeiten eintragen und nichts lösen.
    Das Ingenieurbüro Schaleis lag in einem schlichten, aber fast neuen einstöckigen Flachdachbau, der sich von der Straße weit nach hinten erstreckte. Dahinter lagen zwei Hallen mit geschlossenen Toren, vor dem Haus standen drei weiße Audi-Kombis. Die Eingangstür bestand aus matt glänzendem Stahl. Daneben war unter einem kleinen Vordach eine Zifferntastatur mit Klingel und Gegensprechanlage. Über der Klingel stand in kleinen Versalien der Firmenname. Von der Dachkante blickte eine Kamera auf sie herunter. Dornröschen klingelte.
    Eine weibliche Stimme: »Ja, bitte?«
    »Wir kommen von der Prospan AG aus Essen …«
    Der Summer schnarrte, Twiggy drückte die Tür auf. Sie betraten einen kurzen Flur, grauer Teppichboden, weiße Wände, sonst nichts. Am Ende eine Tür. Twiggy öffnete sie, und sie standen vor einem Tresen in einem Vorraum. Weiße Wände, grauer Teppich, keine Bilder, keine Gummibäume, nichts. Hinter dem Tresen saß eine junge Frau, blond, sportlich, eher unscheinbar. Sie hatte an einem Computer gearbeitet und blickte die Besucher fast erschreckt an. »Herr Schaleis erwartet Sie. Ich darf vorgehen«, sagte sie in einem Singsangton.
    Matti wurde flau. Niemand fragte sie nach ihrem Besuchsgrund, niemand nach ihren Namen. Die Sache war oberfaul. Es zog ihn hinaus aus diesem Bau, bloß weg. Aber die Frau marschierte flott vorneweg, und die beiden anderen folgten ihr, schienen nichts zu merken. Verfluchte Scheiße, dachte Matti, das geht in die Hose. Raus. Aber seine Beine folgten den anderen. Er war der

Weitere Kostenlose Bücher