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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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sie das immer machte, wenn es schwierig wurde, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass andere vielleicht ungeduldig werden könnten. »Matti fährt einen Typen, vermutlich aus Osteuropa, da gibt’s ja auch nur fünfundzwanzig oder so Länder, gut, hätte auch ein Weltbürger sein können, besser als nichts, also er fährt ihn zum Potsdamer Platz. Der Typ vergisst seine Aktentasche. Entweder ist er schusselig oder so unter Druck, dass er die Kontrolle verliert. Hat ihn jemand verfolgt? Hast du was bemerkt?«
    Matti zog die Augenbrauen hoch und zeigte die offenen Handflächen. »Ich habe nichts bemerkt, aber auch nicht darauf geachtet.« Dornröschens strafenden Blick konterte er mit der Bemerkung: »Okay, ich werde jetzt bei allen Fahrgästen gucken, ob sie verfolgt werden. Und wenn ich einkaufen gehe …«
    Twiggy prustete. Dornröschen ermordete beide mit Strahlenblicken. Dann wischte sie die Albernheit vom Tisch, trank einen Schluck Tee, verzog das Gesicht vor eingebildetem Schmerz und fuhr trocken fort: »Dann klaut Matti die DVD , brennt sie und bringt sie gleich zurück zum Taxi. Niemand konnte merken, dass die DVD kopiert wurde. Oder?« Ein strenger Blick zu Matti.
    Der schüttelte bedächtig den Kopf. »Es ist nicht tausendprozentig auszuschließen. Aber Ülcan hätte was gesagt. Kann nur sein, dass der Typ vom Potsdamer Platz sich eine Art Markierung gemacht hat. Also, wenn die Hülle geöffnet wird, dann fällt ein Haar heraus oder so …«
    »Mein Name ist Bond, James Bond.« Twiggy lachte. Doch sein Lachen erstarb, als er Dornröschens Blick sah.
    Matti blickte sich um, aber es hörte niemand zu. Zwei Tische weiter hatten sich zwei Männer gesetzt, denen Matti ansah, dass sie gut im Training waren und nicht das erste Bier intus hatten. Hinter dem Tresen putzte die Wirtin Gläser.
    Dornröschen hatte die Kneipe vorgeschlagen, weil sie dort keiner kannte und mit Sicherheit keine Lauschgeräte installiert waren. Wer hier zuhören wollte, musste schon näher kommen. Sie waren durch den Friedhof geradelt und hatten auch sonst einige Haken geschlagen. Niemand war ihnen gefolgt. Twiggy hatte sogar seinen Wanzenscanner auf den Tisch gelegt, als wäre er ein Handy, und die kleine Kiste hatte selbst bei höchster Empfindlichkeit keinen Piep von sich gegeben. Im Wohnungsflur hatte er versteckt eine winzige Überwachungskamera installiert, die per WLAN mit seinem PC verbunden war und bei der geringsten Bewegung ausgelöst wurde. Er freue sich schon auf die schönen Bilder von Robbi, hatte Twiggy gesagt. Mal sehen, was der treibe, wenn er sich unbeobachtet fühle. Aber ein bisschen unheimlich war ihm doch zumute, das sah man ihm an. Der wird sich heimlich Katzenpornos angucken, hatte Matti gesagt, aber das brachte ihm einen blauen Fleck auf dem Oberarm ein. Dornröschens Ellbogen war spitz wie ein Dolch, waffenscheinpflichtig, nur hatten die Bullen es noch nicht gemerkt.
    »Was ich nicht begreife«, sagte Dornröschen nach einigen Augenblicken des Schweigens, »das ist die Verbindung zwischen der Scheibe und Norbis Tod.«
    »Darüber habe ich lange nachgedacht«, sagte Matti. »Vielleicht ist mir dieser Typ da schon gefolgt. Aber woher sollte er wissen, dass ich die DVD zu Norbi bringe? Zuerst musste er denken, dass ich eine normale Tour habe. Gut, dann hat er gesehen, dass Norbi in den Biertempel kommt, in den ich vorher reingegangen bin. Und ich war davor in dem Büro, in dem Norbi arbeitet oder das in dem Haus liegt, aus dem Norbi gekommen ist. Das kann man so zusammenbringen mit ein bisschen Fantasie.«
    »Aber wie wahrscheinlich ist es, dass dir einer gefolgt ist?«, fragte Twiggy. »Das würde voraussetzen, dass der Osteuropäer mitgekriegt hat, dass du an seiner Aktentasche warst.«
    »Wahrscheinlichkeit maximal ein Prozent«, sagte Dornröschen.
    »Und nun?«, fragte Twiggy.
    »Welche Möglichkeiten gibt es noch?« Matti kratzte sich am Oberarm und zeigte demonstrativ ein Schmerzgesicht.
    »Zwei, sofern man die Astrologie rauslässt«, erklärte Dornröschen. »Möglichkeit Nummer eins: Norbis tragisches Ende« – sie klang nicht gerade traurig – »hat mit was anderem zu tun. Also, irgendwelche Typen brechen ein, Norbi der Schleimer ist superfleißig und schiebt Überstunden, und das ist sein Pech.« Matti wartete darauf, dass sie anfügte: »Und unser Glück«, aber sie trank stattdessen einen Schluck Tee, fixierte irgendeinen Fleck an der Decke, um sich dann endlich wieder mit irdischen

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