Das Dornröschen-Projekt - Krimi
Dingen zu befassen. »Möglichkeit Nummer zwei: Norbi hat Kontakt mit dem Osteuropäer aufgenommen oder den Leuten, denen die Scheibe gehört.«
»Hä?« Twiggy riss die Augen auf. »Und wie soll er das gemacht haben? ’ne Adresse steht da nicht drauf.«
»Stell dir vor, dir fielen solche blöden Zeichnungen in die Hände, sagen wir mal von einem Auto, und du würdest in den Zeichnungen entdecken, es handelt sich um einen … Mercedes« – wieder der Grüne-Knollenblätterpilz-Ton –, »dann wüsstest du doch, an wen du dich wenden müsstest, um, sagen wir mal, deine kläglichen Einnahmen aufzubessern.« Sie tat so, als würde sie einen Telefonhörer abnehmen. »Guten Tag, Herr Benz, also wenn Sie nicht wollen, dass Ihre Malübungen bei der Konkurrenz landen oder in der Presse oder in WikiLeaks, na, was fällt Ihnen dazu ein? … Sie wollen mit mir reden? Ne, reden ist nicht. Verhandeln gefällt mir besser … also gut, verhandeln ist okay … vielleicht treffen wir uns mal nett zum Essen … das würde mir auch gefallen.« Sie legte auf.
Matti überlegte, hielt sich im Geist die Zeichnungen vors Auge und sagte: »Da war nichts drauf.«
»Da war nichts drauf, aus dem wir was erkennen konnten«, warf Twiggy ein.
Dornröschen nickte. »Aber Norbi war Dippel-Ing, und der sieht da mehr.«
»Sag mal, du hast erzählt, dass der Audi dann auf der Wilhelminenhofstraße wieder hinter dir war, nachdem du ihn abgehängt hattest.« Twiggy spielte mit seinem Wanzenscanner.
Matti schaute ihn erwartungsvoll an.
»Das heißt, du hast ’nen GPS -Peiler im Auto. Den haben die dir eingebaut.«
»Drecksäcke«, sagte Matti.
»Ich hab da eine Idee.« Dornröschen gähnte. »Findest du den Sender in Mattis Auto?«
Twiggy nickte und tippte auf den Scanner.
»Dann bau den doch in ein anderes Taxi ein. Kann doch nicht so kompliziert sein, oder?«
Matti wiegte seinen Kopf. »Sauber ist das nicht. Und riskant. Stell dir vor, ’nem Kollegen passiert was, weil der mit mir verwechselt wird.«
»Mir ist es lieber, dir passiert nichts«, sagte Dornröschen leise, aber bestimmt. Und streichelte ihn an der Stelle, wo sie ihn geboxt hatte.
»Ne«, sagte Matti. »Das mach ich nicht.«
Dornröschen beschäftigte sich wieder intensiv mit der Decke oder dem Himmel.
»Nein«, sagte Matti. »Letztes Wort.«
Dornröschen war ganz weit weg.
»Du kriegst mich sonst immer rum. Aber hier nicht. Nein.« Die Wirtin guckte, dann schüttelte sie ihren Kopf und kramte weiter in einer Schublade unterm Tresen.
»Gut«, sagte Dornröschen endlich. »Meinetwegen.«
Twiggy trank sein Bier aus und schnalzte mit zwei Fingern. Dann hielt er sein Glas hoch.
»Was dann?«, fragte Dornröschen. »Der Typ hängt dir am Gesäß, und wir wissen natürlich, dass der nicht allein ist. Das ist eine ganze Truppe, die verstecken Wanzen in unserer Wohnung, die fahren dir nach, die installieren Peilsender. Und die machen bestimmt auch Dinge, von denen wir noch nichts wissen. Und das machen die nicht aus Spaß. Der Typ fährt dir hinterher, um dir Angst zu machen. Das ist sonnenklar. Und die Botschaft ist: Wenn du die DVD -Kopie nicht zurückgibst oder irgendwas damit anstellst, passiert dir was.«
Sie sagten eine Weile nichts, Twiggys Bier wurde gebracht. Zwei Typen kamen zur Tür herein, Matti musterte sie misstrauisch, aber es waren offenbar zwei Handwerker, jedenfalls trugen sie Blaumänner, einer war reichlich verdreckt. Sie setzten sich in die hintere Ecke, weitab von den drei Freunden. Matti warf ihnen einen letzten Blick zu, dann musterte er Dornröschen und Twiggy, doch die waren in sich versunken.
»Wir drehen den Spieß um«, sagte Matti. »Egal, wie die Sache verdröselt ist, wir müssen rauskriegen, wer die sind. Also bauen wir dem Audi einen Peilsender ein. Wie du mir, so ich dir.«
Twiggy lachte. »Das ist gut.«
Dornröschen gähnte zustimmend. Sie gähnte sogar zwei Mal.
Matti fragte, an Twiggy gewandt: »Du besorgst so ein Teil?«
»Klar. Am liebsten würde ich dem das Ding aus dem Taxi einbauen. Aber dann merken sie, dass sie aufgeflogen sind.«
»Das merken sie doch sowieso, wir haben die Wanzen in der Wohnung gefunden.«
»Falsch«, sagte Twiggy. »Die funktionieren alle noch. Die liegen jetzt nur offen rum. Ich werde die Stück für Stück in den Flur schaffen. Dann hören die noch was, aber wir können uns bei geschlossener Tür im Zimmer unterhalten.«
»Haben die nicht mitbekommen, dass ihr die entdeckt habt?«
Twiggy
Weitere Kostenlose Bücher