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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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nahm es wie einen Dank und freute sich. Ohne sich lange bitten zu lassen, bezeichnete er dem Schiffsführer die hohe Eiche, auf die er zuhalten mußte, um die hakenförmige Einfahrt in die Missunder Enge zu finden. »Wenn wir uns an Steuerbord sehr dicht an der Sandbank halten«, fügte er sachkundig hinzu, »und dann unterhalb des Waldes sofort ans Backbordufer hinüberwechseln, kommen wir unter Segeln hindurch, sonst müssen wir die Ruder zu Hilfe nehmen.«
    Hjalti sah ihn nachdenklich an. »Schaffen wir es denn?«
    Folke grinste und nickte. »Wenn dein Sklave fest genug vertäut ist, ja.«
    Hjalti war zunächst verblüfft, dann brach er in Lachen aus. »Du meinst, wir werden so nahe am Ufer sein, daß wir Beeren pflücken können?«
    »Vor allem ein Sklave wird große Lust bekommen«, bestätigte Folke.
    »Wir bewachen ihn gut.«
    Folke, der sich allmählich auf dem »Grauen Wolf« ganz wie zu Hause fühlte, konnte sich die Frage nach dem schwarzen Mann nicht verkneifen. Aber da wurden Hjaltis Lippen schmal, und Folke merkte bestürzt, daß einer, der ein Schiff rettet, damit noch lange nicht das Recht erworben hat, den Schiffsführer auszuhorchen. Jedenfalls wurde Hjalti unerwartet wütend. Aber die Frage war gestellt und ließ sich nicht zurücknehmen. »Ein Sklave wie jeder andere eben«, knurrte Hjalti schließlich. »Wir haben ihn unterwegs aufgelesen.« Folke hätte am liebsten gefragt, ob das dort gewesen war, wo die Keule oder der Stein zugeschlagen hatte, aber das wagte er nun nicht mehr. Er zeigte Hjalti stumm, wo er auf den Wald zuhalten mußte, dem sie sich schnell näherten. Bei ihrem geringen Tiefgang konnten sie unterhalb des Waldes tatsächlich so nah am Ufer entlangsegeln, daß die Männer das Laub von den Buchen und Ulmen rupften. Hinter der scharfen Ecke kamen die Häuser des Bärenhofes in Sicht, und Hjalti musterte sie mit Interesse. Sie sahen nicht geringer aus als in Norwegen der Hof eines Kleinkönigs. Eine ganze Gruppe von Häusern war wetterfest aus Holz errichtet. Ein einzeln stehendes größeres Haus leuchtete in frischem, hellem Holz, und Folke mußte nicht darauf hinweisen, daß es Glasfenster besaß: die schräg einfallende Morgensonne rief Lichtblitze wie ein Signalfeuer hervor, und Hjalti nickte anerkennend mit vorgeschobenen Lippen. »Ich verstehe, daß du gern auf See bist«, sagte er, »aber ich könnte auch verstehen, wenn du gerne auf den Hof deines Vaters zurückkehrtest.«
    »So ist es«, bestätigte Folke und winkte zwei Mägden, die am Steg Wäsche wuschen. Als die eine Folke erkannte, stieß sie ihre Arbeitsgenossin mit dem Ellenbogen an und winkte aufgeregt zurück. Was sie schwatzten, konnte er nicht hören. »Die vermissen dich bestimmt«, sagte Hjalti, denn Folke mit seiner offenbar nicht zu erschütternden Freundlichkeit war bei den Mädchen sicherlich beliebt.
    Aber davon wollte Folke nichts wissen. »Eher meine Frau.« Wie unter großen Bauern üblich, war die Hochzeit ein Verbund von Sippen gewesen. Aber es war noch nicht lange her; Folke war noch nicht an sie gewöhnt und trug ihren Namen nicht auf den Lippen.
    »So?« fragte Hjalti belustigt, der all das heraushörte und verstand.
    »Wenn du willst, zeige ich dir später auch die Einfahrt in die Enge bei Amis«, schlug Folke nach einer Weile vor, und da Hjalti nickte, stapfte er wieder nach vorn. Unauffällig sah er sich den Sklaven genauer an als auf seinem hastigen Hinweg. Beinahe hätte er den Riß im Gewand des Mannes übersehen, aber die schwarzgefärbten Wollfäden an seinen Rändern waren sogar blutverkrustet.
    Also hatte es tatsächlich einen Kampf gegeben; offensichtlich zwischen der Schiffsbesatzung und diesen schwarzen Leuten, wobei der Mann gefangengenommen worden war. Übrigens sah der Mann wehrhaft genug aus. Leicht hatte er es seinen Gegnern bestimmt nicht gemacht. Von den Wikingern war einer getötet und einer verwundet worden, aber warum Hjalti sich weigerte, Auskunft zu geben, war Folke ein Rätsel. Üblich wäre gewesen, alle Einzelheiten wieder und wieder zu besprechen und die Zahl der getöteten Feinde zu verdoppeln.
    Die Männer hatten plötzlich alle ein freundliches Wort für Folke übrig. Nun, wo er sich als seetauglich erwiesen hatte und als nützlich obendrein, war Folke Bärensohn ein Mann, den man gerne an Bord hatte. Und endlich wurde auch das Rudervolk für Folke unterscheidbar, und aus der Mannschaft wurden Männer mit Gesichtern und Eigenschaften. Besonders ein ungewöhnlich

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