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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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sie sich seit Tagen das erste Mal wieder richtig satt. Zwar fehlte das Bier, aber den Umtrunk würden sie zu Hause nachholen. Sie waren jetzt alle wieder sehr zuversichtlich und auch neugierig, was sich eigentlich abgespielt hatte.
    Folke berichtete nüchtern, und es wurde eine längere Geschichte.
    »Sven Ichwohlnicht hat es dir übel gelohnt, Aslak, daß er ein so schönes Geschenk bekam«, rief Hjalti, als er seinen letzten Knochen ableckte und Aslak zuwarf.
    »Immer habe ich auf die Gegengabe gewartet«, entgegnete Aslak, indem er den Knochen mühelos auffing und während des Sprechens auf Bolli zielte, »und nie eine bekommen. Da wußte ich, daß Sven kein Mann ist, dem an Ehre etwas liegt. Deshalb konnte nur er es sein, der einen Sklaven erschlug.« Bolli, der beste Knochenwerfer der Mannschaft nach dem toten Bard, traf Frodi genau auf der Nasenspitze. Der aber kümmerte sich um Knochen nur, solange sie noch im Fleisch steckten. Den abgegessenen legte er beiseite und rieb sich die fettigen Finger mit Sand ab.
    »Wie man hört«, meldete sich Ulf mit heller Stimme, »tragen die Dänen sowieso jeden Schimpf auf das Thing und können sich in Rechtssachen nicht mehr selber helfen.«
    Folke federte hoch. »Ulf, ich bin auch Däne! Und es hört sich an, als ob du vorhättest, die Dänen zu beleidigen. Ich würde dir dazu nicht raten!«
    »Niemand hat vor, dich zu beleidigen, Folke. Ulfs Mundwerk ist immer noch schneller als sein Gedanke. Aber irgendwann wird einer den anderen eingeholt haben...« Hjalti zog Folke wieder auf seinen Sitzstein herunter, während Ulf ein wenig dümmlich grinste. Die Männer, die einen Moment gespannt aufgeblickt hatten, nagten weiter an den Knochen. Hrolf beteiligte sich nicht am Gespräch. Mit düsterer Miene widmete er sich ausschließlich seinem Essen. Aslak dagegen aß nicht, wie er sich überhaupt in letzter Zeit mehr den Gedanken als der Nahrung widmete. »Und wie wir jetzt wissen, war Sven wohl ein geringerer Mann als Wertizlaw«, fuhr er fort, wo er unterbrochen worden war. Es war kühn von Aslak zu behaupten, daß ein Sklave eine Ehre besitze, aber Folke dachte an Ketil, den Friesen, der auch ein Sklave gewesen war, und gab deshalb Aslak aus mehreren Gründen recht. Aber nicht einmal die Norweger wollten bestreiten, daß ein Mann, der sich tapfer verteidigt hatte, besser war als ein Feigling, mochte der eine auch ein Slawe und der andere ein Wikinger sein. Sie klopften mit den Knochenenden auf die Schilde, die griffbereit neben jedem Mann lagen.
    Als sie wieder aufsahen, stand auf dem Steinwall über ihnen Alf, und in der Hand hatte er eine schwere Keule. »Nun komm her«, rief er fordernd, »stell dich endlich einem Mann aus gutem Geschlecht! Vollmondabende sind gut, Zauberern den Garaus zu machen!«
    Folke wußte überhaupt nicht, wen er meinte, bis Aslak auf die Füße gekommen war. Plötzlich hatte er ein langes Messer in der Hand. Mit starrem Gesicht trat er über Männerbeine, Schilde, Speere und Knochenreste hinweg. Noch bevor er auf dem Kamm bei Alf angekommen war, schwang dieser die Keule schon gegen ihn.
    Die Männer verharrten in atemlosem Schweigen. Keiner rührte sich, nur Aud legte die Hände im Entsetzen vor ihren Mund. Bjarke, der neben ihr kauerte, stieß einen leisen Schrei aus und tastete im Sand nach seinem Sax. Folke schüttelte warnend den Kopf. »Sie müssen es unter sich austragen«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Sonst bekommt Aslak nie Ruhe.«
    Das konnte der Junge einsehen, aber er verkrampfte die Schultern, als Alfs Keule um Haaresbreite an Aslaks Kopf vorbeifuhr und Alf, von ihrem Schwung gezogen, auf die Knie fiel. Aslak sah mit Verachtung auf den Mann, der vor ihm lag und Angriffsfläche genug für ein Messer bot, aber er wartete, bis Alf wieder auf die Füße gekommen war. »Die Slawen haben Zaubersprüche in ihr Holz eingeritzt, und gegen einen Zauberer soll die Keule sich wenden«, keuchte Alf, während er mit der Keule rechts und links in die Luft hieb, »ich wüßte nichts Besseres als eine slawische Zauberkeule gegen einen lappischen Zauberer!«
    Da verstand Folke erst, daß Alf es wirklich ernst meinte, und daß er den halben Tag unterwegs gewesen war zum »Grauen Wolf«, um nach der Keule zu suchen, die in der Bilge lag. Immer noch unterlief Aslak die schweren Schwünge der Keule, ohne ein einziges Mal zuzustechen. Offensichtlich wollte er Alf ermüden, bevor er ihm nahekam. Aber Folke dachte mit Sorge an die Verbrennung. Mancher Mann

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