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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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überschätzt seine Kräfte nach einer Verletzung, pflegte Mutter Aasa zu sagen.
    Ob Aud ebenfalls daran dachte, erfuhr Folke nicht, aber sie ballte ihre Fäuste und wimmerte leise. Im selben Augenblick stolperte Aslak und fiel hin. Auf Alfs Gesicht erschien ein Siegeslächeln, und er holte weit aus - weit genug, um Aslak Zeit zu lassen sich herumzurollen, gerade als Alf zuschlug. Alf stürzte in den Sand und kam so weit wieder auf die Füße, daß er sehen konnte, wie Aslaks Messer ihm in die Brust fuhr. Er brach tot zusammen.
    Auch Aslak sackte schwer angeschlagen auf das Geröll.
    »Er ist ein mutiger Mann«, sagte Aud stolz, setzte sich neben Aslak und zog seinen Kopf auf ihre Knie.
    Aslak kam schon wieder zu sich, er war auch ein kräftiger Mann.
    Hjalti nickte. Er war nicht froh über den Ausgang des Kampfes zwischen Alf und Aslak, aber schlimmer wäre es gewesen, wenn es umgekehrt gekommen wäre. »Wir werden vor König Geirmund alle bezeugen, daß Aslak sich ehrenhaft verhalten hat«, sagte er laut, damit jeder es hörte. »Ehrenhafter als Alf«, fügte er leise hinzu. »Wir werden ihn hier am Strand begraben, heute abend noch.«
    Es würde wohl auch niemand Geirmund sagen, daß sein Verwandter, der sich bemüht hatte, so groß, schön, tapfer, tüchtig und freigebig wie ein König zu sein, hier am Strand von Erri zu einem kleinen Wicht zusammengeschrumpft war. Ihn würde man schnell vergessen, während dem Lied über Aslak nun noch die Strophe hinzugefügt werden konnte, in der er verletzt mit einem Messer gegen eine Keule antrat und mit letzter Kraft einen Zweikampf gewann.
    Die Männer sprangen begeistert auf die Füße und umringten Aslak. Und dann schrien sie ihren ganzen Triumph hinaus über die stille See und das schweigende Dorf, und die Bauern hielten für einen Moment den Atem an. Das Gebrüll der Krieger galt nicht nur dem tapferen Mann, mit dem sie einen Sommer lang gefahren waren, sondern auch den Bauern und einem Werwolf.
    Es dauerte lange an diesem Abend, bis sie sich in ihre Schlafsäcke einrollten.
    Früh am nächsten Morgen wollten die Norweger aufbrechen, und Aslak und Folke, die zu Auds Schutz in ihrem Haus geschlafen hatten, liefen in der Morgendämmerung an den Strand. Sie trauten ihren Augen kaum, als dort, wo noch vor wenigen Tagen ihr »Grauer Wolf« gelegen hatte, jetzt ein anderes Schiff vor Anker gegangen war, ein Handelsschiff mit nur wenigen bewaffneten Männern an Bord. Ihr Zelt hatten sie nicht auf dem Strand, sondern über einer Spiere mittschiffs aufgeschlagen und waren bereits dabei, es wieder aufzurollen und wegzustauen. Sichtlich hatten sie nur in den dunkelsten und gefährlichsten Stunden der Nacht eine Pause eingelegt.
    »Das ist ja Skekkil der Schreckliche«, rief Folke erfreut und begann zu laufen. »Der will bestimmt zurück nach Haithabu.«
    So war es. Skekkil, der als gutmütigster Händler von Haithabu galt, kam von Island und wollte nach Hause. Weil er den ganzen Sommer von seiner jungen Frau fortgewesen war, eilte es ihm. Aber er war bereit zu warten, bis Folke Aud und Bjarke geholt hatte.
    Der erleichterte Aslak begann mit dem Schiffer zu schwatzen und erfuhr von ihm, daß er die beiden Londonfahrer auf See getroffen hatte und daß sie munter gewesen waren und hoffen konnten, innerhalb von zwei Tagen die Handelsstadt zu erreichen.
    Dann löste sich vom Knorr der Norweger das Beiboot, und Aslak erkannte, daß Hjalti ihn holen kam. Hjalti hatte schon Stunden vor Folke gewußt, daß sie die Insel fast gemeinsam verlassen würden, und daß für Aud in mehr als einer Beziehung gut gesorgt war. Hjalti ließ sein Boot längsseits des Haithabu-Schiffes treiben und hangelte sich dann bis zur Bugleine, die an Land belegt war.
    »Ich sehe, wir werden beide gutes Segelwetter haben«, sagte er heiter.
    Der meist wortkarge Skekkil nickte. Beide Boote würden halben Wind haben, Hjaltis Schiff zumindest über eine weite Strecke, seins über die ganze.
    Auf der Dorfstraße kamen Aud und Bjarke und einige Schritte hinter ihnen Folke. Folke drehte sich mehrmals um: denn wie eine lebende Wand folgten ihnen die Bauern. Sie kamen nicht näher, blieben aber auch nicht zurück. Aud, die die Blicke wie brennende Pfeile in ihrem Rücken spürte, hastete vorwärts. Sie war froh, von der Insel wegzukommen, wenn auch nicht von allen Einwohnern Visbys gleichermaßen. Von einigen Frauen hatte sie sich verabschiedet, heimlich, damit deren Männer es nicht merkten. Sie wußte wohl, daß nicht

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