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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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Streichholz an.
    Die Seide verwandelte sich in Sekundenschnelle in Asche.
    »Leb wohl, Frau Wagner«, flüsterte Vanessa.
    »Endlich«, sagte Gustav.
     
    Im nun folgenden Schweigen konnte man hören, wie der Sturm das Gebälk erfasste. Sie hörten den Sturm, den Wellenschlag und das ewige Heulen des Windfangs.
    Eva merkte, wie Betty ihre eine Hand nahm und wie Anders die andere fasste. Sie spürte, wie sie und Bromsen in den Kreis aufgenommen wurden, und hörte sich selbst in den leisen Chor einstimmen: »Caelum non animum mutant qui trans mare currunt! Den Himmel, nicht das Gemüt wechseln die, die über das Meer fahren.«
    Und dann fragte Franz, ob sie nicht so schnell wie möglich nach Hause fahren könnten.
     
    Auf dem Tisch brennt die letzte Kerze. Das trübe Licht verwandelt das Zimmer in eine Höhle. Das Wasser ist gestiegen und nun ist fast der gesamte Keller überschwemmt. Sie wollen fahren, sowie der Wind sich gelegt hat.
     
    Eva sitzt mit geschlossenen Augen auf der Bettkante. Der Wahnsinn, denkt sie, hat eine Farbe, und die ist weiß. So gehen sie in einer schnurgeraden Reihe und singen einen Choral über Glauben und Vertrauen. Die Stimmen hallen über den Felsen, sie tanzen wie Sonnenstrahlen auf dem blanken Wasser des Sees. Die Kleider der Kinder haben die gleiche Farbe wie die Haare der Lehrerin. Sie steigen den Hang zu dem berühmten Aussichtspunkt hoch. Das Lied der Schüler passt zu ihren Kleidern, und ihre Kleider passen zu ihrem Vorhaben. Denn sie haben ein Vorhaben, das in den weißen Gewändern verborgen ist wie das Messer im Ärmel. Obwohl niemand es laut gesagt hat, sind sie sich einig. Das ist ihrem Gang anzusehen, es ist aus ihren Stimmen zu hören. Zweiundzwanzig Hände haben auf diesen Moment gewartet, und sie zögern nicht, als die Gelegenheit sich bietet.
    Eva sagt es laut:
    »Sie haben sie umgebracht.«
     
    Auf dem Gang ist es dunkel, aber sie findet den Weg zu Bromsens Zimmer, klopft an und geht hinein. Er legt gerade Kleider und Toilettensachen in seinen Koffer.
    »Ich glaube, in einer Stunde können wir fahren.«
    »Bromsen, sieh mich an.« Eva zieht die Tür hinter sich zu. »Wir können doch nicht so tun, als sei nichts geschehen.«
    »Woran denkst du?«
    »An dasselbe wie du.«
    »Ich denke an nichts.«
    »Sie haben sie umgebracht, Lars.«
    »Nein, sie haben sie nicht umgebracht, es war ein willkommener Unfall.«
    »Ein Unfall?«
    »Ja, ein willkommener Unfall, so was passiert, wenn man nicht aufpasst.«
    »Sie haben sie über den Rand des Abgrundes gestoßen, sie haben ihr die Hände in den Rücken gelegt und sie in den Tod geschubst.«
    »Aber es war ein Unfall. Ein gedankenloser Streich, der zu einem tragischen Todesfall geführt hat. Eva, widersprich mir nicht, denn das ist die Erklärung, auf die ich mich stützen will, wenn ich mir in Zukunft keine Vorwürfe machen will.«
    Eva setzt sich auf die Bettkante.
    »Sind wir deshalb hier?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, sind wir wegen Maria Wagner hier, in diesem Haus? Hat sie uns zusammengeführt? Dich und mich und die Klasse? Ist das die Strafe?«
    »Ich sehe das nicht so.«
    »Darf ich dich etwas fragen? Hast du ein schlechtes Gewissen? Ist es nicht übel für dich, dass du nicht zusammen mit deiner Freundin in den Flammen verschwunden bist?«
    »Ich verstehe nicht so ganz, was du meinst.«
    »Willst du mir erzählen, dass du nie ein schlechtes Gewissen hast, denn das habe ich, und es ist dabei, mich aufzufressen. Die drei kleinen Kinder auf dem Rücksitz hätten wegen meiner Trinkerei das Leben verlieren können. Aber sie sind mit Schürfwunden davongekommen. Meine Wunden und meine Narben werden nie verschwinden, und ich glaube, dir geht es wie mir, du hast ein schlechtes Gewissen, weil du lebendig nach Hause gekommen bist.«
    Er sieht sie an.
    »Vielleicht ist das so«, sagt er. »Vielleicht ist das das Allerschlimmste. Ich frage mich die ganze Zeit, ob ich   …«
    Seine Stimme bricht und ist nicht mehr zu hören.
    »Ich mache dir keine Vorwürfe«, flüstert Eva.
    Bromsen schlägt die Hände vors Gesicht.
    »Nein, ich weiß. Aber geschehen ist geschehen. Verstehst du, was ich sage, geschehen ist geschehen. Und ich will alle Zeit nutzen, die nötig ist, um dieses Haus zu vergessen, und ich rate dir, das auch zu tun.«
    »Du meinst, es zu verdrängen?«
    »Nenn es, wie du willst. Ich weiß, dass ich es kann. Es wäre nicht das erste Mal.«
    »Aber hat es geholfen? Ist das Projekt gelungen?«
    »Welches

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