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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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ist ein Ungeheuer von Haus. Betty wird es fett finden, Vibe wird es scharf finden, aber ich würde sagen, es ist noch besser. Es ist wirklich etwas, worauf ihr euch freuen könnt. Wie es aussieht? Ach, es ist rustikal, es ist einsam und es ist wahnsinnig feucht. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, die Bude sei aus dem Wasser hochgewachsen. Ich habe soeben den Schlüssel ins Schloss gesteckt und die Tür glitt an ihren verrosteten Angelnauf, nein, das tat sie nicht, sie sagte keinen Ton. Moment mal. Denn jetzt tritt man hinein und findet den Schalter an der Wand und knipst das Deckenlicht an. Meine Güte, das ist eigentlich zu viel des Guten. Fast meine ganze Dreizimmerwohnung würde in diese Halle passen. Die sieht aus wie aus einem Film. Hohe Holztäfelungen, alte Gemälde und ein seltsamer, wirklich wunderlicher Geruch, der mich an Weihnachten bei meinen Großeltern erinnert. Was sagst du? Du hast dir in den Finger geschnitten? Du Armer. Ja, die meisten Unfälle passieren ja im Haushalt, Bromsen.«
    Eva hörte, wie ihr Lachen in den ersten Stock hallte und dort ein dreifaches Echo warf.
    »Eine Sekunde, Bromsen.«
    Sie legte das Telefon weg und hob aus dem Regal bei der Treppe eine kleine Eisenfigur hoch. Einen Negerkopf mit rotem Mund und Glubschaugen. Die Karikatur eines Mannes, dessen rechter Arm in einer Bettelgeste ausgestreckt war.
    Eva nahm das Telefon.
    »Das hier ist wirklich irre.«
    »Ich wollte nur wissen, ob es in der Nähe eine Tankstelle gibt.«
    »Und ob. Du hast sie ganz für dich.«
    »Hast du die Windmühlen gesehen?«
    Eva starrte das Telefon an.
    »Kennst du die Mühlen von Burgsvig?«
    »Tun das nicht alle?«
    »Ja, vielleicht.«
    »Aber hast du sie gesehen?«
    Eva lächelte.
    »Ja, Bromsen, ich habe sie gesehen.«
    »Die sollen etwas ganz Besonderes sein.«
    »Die sind mausetot.«
    »Tot?«
    »Funktionieren nicht. Stehen nur da. Mausetot.«
    Pause im Gespräch. Eva sagte sich, das sei Bromsens Spezialität, das schlechte Timing, seine viel zu langen Pausen. Die Art, wie er redete. Diese unmusikalischen Unterbrechungen.
    »Gebrochene Schwingen«, murmelte sie.
    »Hast du etwas gesagt?«
    »Ich rede über die Mühlen.«
    »Ach, ja, die Mühlen, die Mühlen in Burgsvig, ja, das war eigentlich alles, ich muss weiter. Pass gut auf dich auf.«
    »Ebenfalls. Bis morgen.«
    Sie steckte das Mobiltelefon in die Tasche.
    »Wie klug du bist, Lars Bromsen. Immer perfekt vorbereitet.«
    Sie fiel auf die Knie, um sich die Negerfigur besser ansehen zu können.
    »Und du bist eine kleine rassistische Spardose.«
    Sie fand in ihrer Tasche ein Zehnkronenstück und legte es in die ausgestreckte Hand des Mannes.
    »Man drückt auf den Hebel und   …«
    Die Figur hob die Hand und schob die Münze in den Mund, wo sie mit einem metallischen Klicken verschwand, und das ließ ein wenig Verputz auf Evas Schuhe rieseln.
    Ein seltsames Geräusch hallte durchs Haus.
    Ein Geräusch wie ein Uhrwerk, das sich widerwillig in Bewegung setzt.
    Eva starrte ins Esszimmer, wo zwei Blenden aufglitten. Das Licht des Meeres traf auf den Boden auf.
    »Wie die Augen zu öffnen«, flüsterte sie.
    Die Eingangstür stand noch immer sperrangelweit auf. Draußen war es still, aber ein Fangarm aus weißgrauem Nebel schob sich in die Halle.
    Eva schaute zur Decke hoch. In dem Bewusstsein, dass sie sich das nicht einbildete.
    Da oben war jemand.

4
    Ich würde sagen, freundlich, aber auch nervös. Das war mein Eindruck. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie eine Gruppe von heutigen Jugendlichen lenken sollte.
    Louise Lohse, Rentnerin
     
    Sie sagte sich, ihre Fantasie spiele ihr einen Streich, und wiederholte diesen Satz, als sie die Treppe in den ersten Stock hochstieg. Auf dem Treppenabsatz musterte sie eine Reihe von Aquarellen, die fremdartige Pflanzen und seltsame Wurzeln darstellten und die mit feinen und detaillierten Pinselstrichen gemalt waren.
    Im ersten Stock gab es sechs Türen, von denen die eine, nämlich die am Ende des Ganges, halb offen stand.
    Sie öffnete die Tür zu einem geräumigen Badezimmer mit vier Duschkabinen und drei Waschbecken. Die weißen Fliesen schienen eben erst gereinigt worden zu sein oder nie benutzt zu werden. Das Geräusch eines tropfenden Wasserhahns verstärkte den Eindruck, dass das Haus seit Jahren leer stand.
    »Neue Dichtungen«, sagte sie. »Damit kenne ich mich aus. Ich hasse tropfendes Wasser.«
    War das ein Echo? Es klang fast, als ob ihre Stimme die Treppe hinab und in

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