Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sollen. Eins für den Kapitän, eins für die Russin – und eins für dich selbst.«
    »Na gut, ich habe Probleme gehabt. Aber haben wir die nicht alle? Bist du etwa eine Ausnahme? Bist du überhaupt ein Mensch?«
    Piscator lächelte. »Ganz sicher bin ich das. Ich bin sicher mehr ein Mensch als mancher andere, auch wenn sich das ein wenig eitel anhört. Und warum? Weil ich mir über mein menschliches Potential klargeworden bin. Ich kann natürlich nicht erwarten, daß dir das etwas sagt – außer vielleicht eines Tages. Aber niemand kann sagen, ob dieser Tag wirklich kommt. Aber was die Frage nach meiner Menschlichkeit angeht: Ich habe mich hin und wieder, je nachdem, welchen Leuten ich begegnet bin, gefragt, ob sie überhaupt Menschen seien. Ich meinte damit, daß ich mich gefragt habe, ob man sie der Gattung Homo sapiens zurechnen kann. Glaubst du nicht an die Möglichkeit, daß jene, die für unser Hiersein verantwortlich zu machen sind, Agenten in unseren Reihen haben? Welches Ziel sie damit verfolgen, ist mir unbekannt, aber immerhin ist es denkbar, daß sie als eine Art Katalysator unter uns wirken, um uns zu irgendwelchen Handlungen zu verleiten. Damit meine ich keine physischen Handlungen, wie etwa den Bau eines Luftschiffes, obwohl das natürlich auch ein Teil ihrer Strategie sein mag. Ich meine damit geistige Handlungen, wie etwa die, unser Bewußtsein in bestimmte Richtungen zu drängen. In welche, wirst du mich fragen. Vielleicht in eine Richtung, die irgendwie auf der gleichen Linie liegt wie jene, die die Kirche der Zweiten Chance postuliert. Einem spirituellen Ziel entgegen, einer Läuterung des menschlichen Geistes. Vielleicht aber auch nur – um ein altes Sprichwort zu benutzen –, um die Spreu vom Weizen zu trennen.«
    Er machte eine Pause und zog an seiner Zigarette.
    »Um bei dieser religiösen Theorie zu bleiben: Es könnten auf dieser Welt zwei Kräfte am Werk sein. Die eine arbeitet für das Böse, die andere für das Gute. Eine arbeitet also daran, die Erfüllung des Ziels zu verhindern.«
    »Was?« fragte Jill. »Hast du auch nur den geringsten Beweis dafür?«
    »Nein, nur Spekulationen. Versteh mich nicht falsch. Ich will damit nicht etwa sagen, daß Scheitan oder Luzifer – unter welchen Namen er auch bekannt sein mag – Krieg gegen Allah oder Gott, den wir Sufis vorzugsweise Den Wirklichen nennen, führt. Aber manchmal frage ich mich, ob wir hier nicht irgendeine Parallele vor uns haben. Aber wie gesagt, all das ist reine Spekulation. Wenn es überhaupt Agenten dieser Art gibt, müssen sie aussehen wie menschliche Wesen.«
    »Weißt du irgend etwas, das ich nicht weiß?«
    »Sagen wir es so: mir sind einige Dinge aufgefallen. Auch dir wird nicht entgangen sein, daß einige Dinge auf dieser Welt in kein bestimmtes Schema passen. Dunkle Muster – das ist es. Doch es ist möglich, daß ich sie von der falschen Seite aus beobachte. Vielleicht würde mir eine Erleuchtung kommen, wenn ich sie wenden würde.«
    »Ich wünschte, mir wäre klar, über was du da sprichst. Hättest du etwas dagegen, mich etwas näher über diese… Strukturen aufzuklären?«
    Piscator stand auf und warf den Zigarettenstummel ins Wasser. Sofort tauchte ein Fisch auf, verschluckte ihn und tauchte wieder unter.
    »Unter diesem Wasserspiegel«, sagte er, »gehen allerhand Dinge vor sich.« Er deutete auf den See. »Wir können sie allerdings nicht sehen, weil das Wasser im Vergleich mit der Luft ein anderes Element darstellt. Die Fische wissen, was dort unten vor sich geht, aber wir erfahren nichts davon. Alles, was wir uns erhoffen können, ist, daß wir, wenn wir unsere Angelhaken in die Tiefe hinabsenken, irgend etwas fangen.
    Ich las einst eine Geschichte, in der ein Fisch auf dem Grund eines tiefen, dunklen Sees saß und eine Angelrute über den Wasserspiegel hinaus hielt. Und die Menschen bissen an.«
    »Ist das alles, was du dazu sagen kannst?«
    Piscator nickte und sagte:
    »Ich nehme an, daß auch du heute Abend zu Firebrass’ Abschiedsparty kommst?«
    »Eine Einladung, gekoppelt mit einem Befehl. Es paßt mir gar nicht, dorthin zu gehen. Es wird doch nur ein Besäufnis werden.«
    »Man muß sich nicht unbedingt zum Schwein machen, wenn man die Schweine in ihrem Koben besucht. Wenn man die Sache so sieht, kann einem der Gedanke, daß man ihnen überlegen ist, geradezu Spaß machen.«
    »Du bist ein Esel«, sagte Jill. Dann, schnell: »Tut mir leid, Piscator. Der Esel bin ich. Du hast mich natürlich

Weitere Kostenlose Bücher