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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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leider kam ich nie in die Situation, genug Geld zu haben, um mit dem Romanschreiben aufhören und im Lande herumreisen und Leute interviewen zu können, die ihn gekannt hatten – ich wußte nicht einmal, wo sie steckten. Mit Sicherheit gab es aber zumindest einige, die mich mit Details aus seinem frühen Leben hätten versorgen können: Er war bei den Texas Rangers gewesen, hatte als U. S. Marshai in New Mexico, als Deputy-Sheriff in Oklahoma County und als Rauhreiter zusammen mit Roosevelt am San Juan Hill gearbeitet; er war als Soldat bei der Philippinen-Revolte und beim Boxeraufstand in China dabeigewesen; hatte Pferde für die Briten zugeritten, auf beiden Seiten während des Burenkrieges gekämpft, als Söldner für Madero in Mexiko gedient und war Star einer Westernshow und der höchstbezahlte Filmschauspieler seiner Zeit gewesen.
    Den Artikeln allerdings, die über ihn geschrieben worden waren, konnte man kaum trauen. Selbst jene Leute, die behaupteten, ihn sehr gut gekannt zu haben, lieferten die unterschiedlichsten Darstellungen seines Lebens. Seine Nachrufe waren voller Widersprüche, und mir wurde bald klar, daß sowohl die Fox als auch die Universal über ihre Presseabteilungen den größten Unfug über ihn hatten verbreiten lassen: Übertreibungen oder manchmal auch ganz einfach Lügen.
    Die Frau, die sich für seine erste gehalten hatte, war auch mit einem Buch über ihn auf den Markt gekommen. Aber glaubst du, man hätte daraus erfahren können, daß er sich von ihr hatte scheiden lassen und anschließend noch zweimal verheiratet gewesen war? Daß zwei andere Frauen Töchter von ihm hatten, daß er an einem »Trinkproblem« litt und der uneheliche Sohn eines Londoner Juweliers war?
    Die Frau hielt sich wirklich für seine erste Frau – dabei war sie die zweite oder dritte. Niemand war sich über die Anzahl seiner Ehen jemals hundertprozentig sicher.
    Daß er trotz allem noch ein strahlender Held für sie war, sagt zwar einiges über den Mann aus, aber auch über die Frau.
    Einer meiner alten Freunde, Coryell Varoll (du müßtest dich an ihn erinnern: Er war Zirkusakrobat, Taschenspieler, Seiltänzer, ein ungeheurer Bierschlucker und Tarzan-Fan), schrieb mir einmal etwas über ihn. Es war 1964, glaube ich.
    »Ich erinnere mich daran, daß ich, als ich ihm zum erstenmal begegnete, glaubte, Gott gegenüberzustehen… Mit den Jahren, in denen wir im gleichen Schamassel steckten (damit meinte er den Zirkus), ging meine Bewunderung natürlich auf ein Normalmaß zurück, aber er war immer noch sehr beliebt und wurde von allen Kindern vergöttert, selbst dann noch, als er keine Filme mehr machte… Ich weiß, daß er im nüchternen Zustand ein ziemlich großer Angeber war und im Suff bis zuletzt ausharrte und manchmal gewaltig über die Stränge schlug (aber tun wir das nicht alle?)… Ich weiß einige Dutzend Geschichten über ihn, die niemals in die Zeitungen gelangten. Wenn wir uns mal wiedersehen, kann ich dir Näheres darüber sagen.«
    Aber irgendwie kam Cory nie dazu.
    Man bezweifelte selbst Riders Geburtsdatum. Seine Studios und seine Frau behaupteten, er sei 1880 geboren. Der Grabstein in der Nähe von Florence/Arizona (wo er mit 150 Kilometer in der Stunde über eine verschmutzte Straße raste und umkam) sagt das gleiche.
    Aber es existiert ebenso der Gegenbeweis, daß er schon 1870 das Licht der Welt erblickte. Ob er nun sechzig oder siebzig war – er sah jedenfalls in seinen letzten Jahren stets wie ein junggebliebener Fünfziger aus und verlor niemals seine Form.
    Des weiteren sagte ein Freund, der ihn zu seiner letzten Fahrt aufbrechen sah, aus, er sei mit einem gelben Ford-Kabriolett losgefahren. Seine Frau behauptete, es sei weiß gewesen. Soviel über Augenzeugen. Die Presseabteilungen der Studios behaupteten, er sei in Texas aufgewachsen. Ich selbst fand heraus, daß auch das eine Lüge war: Er kam aus der Nähe von Mix Run/Pennsylvania und verließ das Kaff erst, als er achtzehn war und in die Armee eintrat.
    Ich war gerade im Begriff, einen Brief an das Kriegsministerium zu schreiben und um Einsicht in seine Akte zu bitten – weil ich mich selbst davon überzeugen wollte, was er in der Armee getan hat –, als ein Roman von Darryl Ponicsan auf den Markt kam. Wieder einmal war ich der Gelackmeierte; ich hatte zu langsam gearbeitet. Obwohl Ponicsans Titel nur zur Hälfte ein Sachbuch darstellte, hatte er doch genau die Forschungsergebnisse zusammengetragen, die ich selbst hatte

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