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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Licht, um die Ägypter in der Seemitte etwas erkennen zu lassen, das wie die Spitze eines überdimensionalen Grals auf sie wirkte, der sich über die Wolken erhob; dann war sie an dem Spalt vorbeigewandert. Die Wolken fügten sich wieder zusammen, und der Große Gral verschwand.
    Sicher wirst du dir jetzt die Frage stellen, wieso die Ägypter die Sonne überhaupt sehen konnten. Müßten sie die Wolken selbst dann, wenn der Spalt sich bis zum Horizont fortgesetzt hätte, nicht vor ihren Blicken verborgen haben? Die Antwort lautet ja, jedenfalls unter normalen Umständen. Aber der Zufall wollte es nun einmal, daß im gleichen Augenblick, in dem die Sonne auftauchte, etwas Wind herrschte, der die Wolken auseinander trieb. Diese Kombination der Umstände hatte sich für Djehuti allerdings als fatal erwiesen.
    Die Winde in dieser Region sind eigenartig. Sie trieben die Wolken sogar zweimal auseinander, und so gelang es den Ägyptern noch einmal, einen kurzen Blick auf den oberen Teil des Turmes zu werfen. Wäre die Sonne nicht gewesen, hätten sie in der herrschenden Dämmerung möglicherweise angenommen, lediglich die Umrisse eines seltsam geformten Felsens gesehen zu haben. Aber sie sahen genug. Sie hatten ein Bauwerk erkannt, und es war ein ziemlich großes. Es muß nicht von Menschenhand erschaffen worden sein, denn wir wissen immer noch nicht, ob jene Wesen, denen diese Welt gehört und die sie beherrschen, menschlich sind. Aber es ist ein Bauwerk; es war einfach zu ebenmäßig und von zu regelmäßig zylindrischer Form, als daß es hätte etwas anderes sein können. Unter anderen Umständen wäre es sicherlich niemandem sonderlich aufgefallen.
    Aber das war noch nicht alles. Ein paar Stunden später sahen die Ägypter ein anderes Objekt, das sich aus den Wolken erhob, die den Turm umgaben. Es war rund, und wenn man berücksichtigt, wo die Beobachter standen, als sie es sahen, muß es von gewaltiger Größe gewesen sein. Als es höher stieg, reflektierte es das Licht der inzwischen wieder unsichtbaren Sonne. Schließlich flog es so hoch hinauf, daß man es nicht mehr erkennen konnte.
    Ich war ziemlich beeindruckt und fragte: »Ob sich in diesem Turm das Hauptquartier derjenigen befindet, die hinter allem stecken, was sich auf dieser Welt tut?«
    »Genau das nehmen Frisco und ich an.«
    Die Ägypter hatten Djehuti liebgewonnen. Trotz seines urwelthaften Aussehens hatte sich herausgestellt, daß er ein gutes Herz im Leibe trug und ein lustiger Bursche war. Er bekam sogar ägyptische Wortspiele mit, was darauf hinweist, wie hoch seine Intelligenz in Wirklichkeit gewesen sein muß. Die Menschheit ist doch wirklich einmalig im Reich der Tiere; sie ist die einzige Spezies, die dazu in der Lage ist, Witze zu machen. Homo agnominatio? Ich weiß nicht. Mein Latein wird von Tag zu Tag schlechter. Wenn ich einen Lateinprofessor auftreiben könnte, würde ich gerne einen Auffrischungskursus bei ihm nehmen.
    Aber zurück zu Paheris Geschichte. Und die von Djehuti. Wäre er nicht mit solch gorillahaften Kräften ausgestattet gewesen – die Ägypter wären sicherlich nicht so weit gekommen. Also sprachen sie ein paar Gebete für ihn und gingen den Pfad wieder hinab.
    Der Weg wurde immer schmaler und abschüssiger und war schließlich von einer schleimigen Feuchtigkeit bedeckt, so daß man ihn nur noch gehen konnte, indem man sich mit dem Rücken gegen die Felswand preßte und seitwärts weiterbewegte. Manchmal wurde er dermaßen problematisch, daß den Ägyptern nichts anderes übrigblieb, als sich der Wand zuzuwenden und auf Zehenspitzen weiterzugehen, während sie sich mit den Fingern in den kleinen Ritzen und Spalten festzuhalten versuchten.
    Als sie die Hälfte des Weges geschafft hatten, wäre Echnaton beinahe abgestürzt. Er stolperte im Nebel über ein Skelett. Ja, ein Skelett! Und das war ohne Zweifel einmal derjenige gewesen, der den Gral zurückgelassen hatte. Da nicht ein einziger seiner Knochen gebrochen war, nahm man an, er sei verhungert. Der Pharao sprach ein Gebet für seine sterblichen Überreste und warf die Knochen in den See hinab. Nach einer Weile erreichten sie dann das Ende des Weges, der auf der gleichen Höhe lag wie der Wasserspiegel des Sees. Die Männer begannen zu verzweifeln, aber Echnaton hielt sich mit einer Hand an einem Felsvorsprung fest, nahm in die andere eine Fackel und wagte einen Blick um den Felsen herum.
    Auf der anderen Seite befand sich eine Öffnung, der Eingang zu einer Höhle.

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