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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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zuzuschreiben. Er hatte es verdient.
     

50
     
    Stöhnend wachte er auf. Die Lichter der Kabine waren eingeschaltet und Gwenafras von langem, honigblondem Haar umrahmtes Gesicht beugte sich über ihn.
    »Wach auf, Sam! Du hattest einen schweren Traum!«
    »Diesmal hätte er mich beinahe gekriegt«, murmelte er.
    Er setzte sich auf. Pfeifen schrillten auf den Decks. Eine Minute später klingelte die Interkomanlage. Das Schiff würde gleich auf einen Gralstein zuhalten, damit die Besatzung ein Frühstück einnehmen könnte. Sam liebte es zwar, lange zu schlafen, aber beinahe hätte er das Frühstück verpaßt. Als Kapitän war es allerdings seine Pflicht, zusammen mit den anderen aufzustehen.
    Sam stand auf und begab sich ins Badezimmer. Nachdem er sich geduscht und seine Zähne geputzt hatte, kehrte er zurück. Gwenafra hatte bereits ihre Morgenkleidung angelegt und sah aus wie ein Eskimo, der seinen Pelz gegen einen Haufen Handtücher eingetauscht hatte. Eine Weile später sah Sam durchaus ähnlich aus wie sie, aber er vermied es, die Kapuze hochzuziehen, und bedeckte seinen Kopf statt dessen mit einer Kapitänsmütze. Während er auf und ab ging, zündete er sich eine Zigarre an und blies blaue Rauchkringel in die Luft.
    »Hast du schon wieder von diesem Blutaxt geträumt?« fragte Gwenafra.
    »Ja«, brummte Sam. »Schenkst du mir bitte einen Kaffee ein?«
    Gwenafra schüttelte einen Teelöffel voll dunkler Kristalle in einen grauen Metallbecher. Sobald das Wasser mit ihnen in Berührung kam, erhitzte es sich und kochte auf. Sam nahm den Becher an sich und sagte: »Danke.«
    Gwenafra nahm einen Schluck und sagte: »Du hast keinen Grund, dich seinetwegen schuldig zu fühlen.«
    »Das ist genau das, was ich mir schon selbst mehrere tausend Male eingeredet habe«, erwiderte Sam. »Es ist irrational, aber wann hat jemals ein solches Wissen einen Menschen dazu gebracht, sich besser zu fühlen? Wir werden von unserer eigenen Irrationalität angetrieben. Der Herr der Träume hat nicht mehr Grips im Schädel als eine Wildsau, aber er ist ein Künstler, obwohl er weniger Witz aufzuweisen hat als jeder andere Künstler, dem ich je begegnet bin. Vielleicht sogar weniger als ich selbst.«
    »Nichts spricht dafür, daß Blutaxt dich jemals wiederfinden wird.«
    »Das weiß ich. Aber versuch mal, das dem Herrn der Träume klarzumachen.«
    Ein Licht blitzte auf. Dann war ein Pfeifton zu hören. Sam drückte einen Knopf.
    »Kapitän? Hier ist Detweiller. Wir werden in fünf Minuten den Gralstein erreichen.«
    »Okay, Hank«, erwiderte Sam. »Ich komme gleich.«
    Gefolgt von Gwenafra verließ er den Salon. Sie gingen durch einen schmalen Korridor und betraten durch eine Luke die Brücke, die sich auf dem obersten Deck des Steuerhauses befand. Die anderen höheren Offiziere bewohnten die Kabinen, die auf der Höhe des zweiten und dritten Steuerhausdecks lagen.
    Drei Personen hielten sich auf der Brücke auf: Detweiller, der früher Steuermann auf einem Flußboot, dann Kapitän und schließlich Eigentümer einer Illinois-Mississippi-Dampfschiffgesellschaft gewesen war; Johan Byron, ein Ex-Admiral der Royal Navy, der hier die Position eines verantwortlichen Chefoffiziers innehatte, und Jean Baptiste Antoine Marvellin de Marbot, der Kommandant der Marineinfanteristen; er war unter Napoleon General gewesen.
    De Marbot war ein kleiner, schlanker, lustig aussehender Bursche mit dunkelbraunem Haar, einer Stupsnase und hellblauen Augen. Als Clemens die Brücke betrat, salutierte er und erstattete ihm Meldung.
    »Alles bereit zur Übernahme, mein Kapitän.«
    »Fein, Marc«, erwiderte Sam. »Du kannst dich jetzt auf deinen Posten begeben.«
    Der kleine Franzose salutierte erneut, verließ das Steuerhaus und rutschte hinter ihm an einem Pfahl auf das Flugdeck hinab. Lichter blitzten auf und zeigten die Infanteristen, die sich dort in einer Linie feldmarschmäßig aufgestellt hatten. Der Standartenträger hielt eine Stange in die Luft, an deren Ende die Schiffsflagge befestigt war. Sie zeigte einen scharlachfarbenen Phönix. In seiner Nähe standen mehrere Reihen von Pistoleros, Männer und Frauen mit grauen Duraluminiumhelmen, auf deren Spitzen Büschel aus eingefettetem Menschenhaar prangten, und die Kürasse aus Plastik, kniehohe Lederstiefel und breite Gürtel trugen, an denen Mark-IV-Revolver baumelten.
    Hinter ihnen standen die Speerwerfer, dann kamen die Bogenschützen und eine Gruppe Rifles.
    Etwas außerhalb dieser Gruppen stand ein

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