Das Dunkle Muster
zogen zwei Schaumkronen hinter sich her. Aus dem Empfangsgerät der Minerva erklang Clemens’ Stimme. Das gewaltige Schiff, das seinem Kommando unterstand, stellte das Wendemanöver ein und beschleunigte in einem Winkel der es direkt an die linke Uferseite bringen mußte. Auf den Decks der Mark Twain wurden Raketen abgefeuert. Einige davon galten den Torpedos und explodierten augenblicklich, nachdem sie die Wasseroberfläche durchschlagen hatten. Andere jedoch jagten auf die Minerva zu.
Greystock stieß in normannischem Französisch einen Fluch aus. Er war nicht schnell genug gewesen. Aber die Torpedos mußten das Schiff treffen, und wenn das geschehen war, hatte er König Johns Befehle ausgeführt.
Aber er wollte nicht sterben. Er hatte seine eigene Mission zu erfüllen.
Vielleicht hätte er die Bomben fallen lassen sollen, solange er über die Mark Twain hinweggeflogen war. Sie hatte ein Wendemanöver ausgeführt, als er genau über ihr gewesen war, und er hatte den Kurs nicht allzu abrupt verändern wollen. Es wäre besser, gewesen, wenn er die Mannschaft aus dem Wege geschafft hätte, bevor er Clemens gesagt hatte, er würde mit der Minerva näher kommen, damit seine Leute sie sich ansehen könnten.
Während Greystock diese Gedanken wälzte, drückte er automatisch den Knopf, der alle Raketen auf einmal abfeuerte. Die Geschosse jagten den Raketen der Mark Twain entgegen, und ihre Hitzedetektoren stellten sich ebenso auf die Feuerschweife der anderen Raketen ein wie diese auf die der seinen.
Die Explosion der aufeinanderprallenden Raketen waren so stark, daß eine Druckwelle das Luftschiff erzittern ließ. Vor Greystocks Augen breitete sich eine Rauchwolke aus, die sogar die Mark Twain unsichtbar machte. Dann durchstieß er sie und fand sich beinahe über Clemens’ Schiff wieder.
Bei Gottes Wundmalen! Ein Torpedo hatte die Backbordseite des Hecks knapp verfehlt – aber der zweite würde sie treffen! Nein, vorbei! Der Torpedo hatte die Mark Twain nur ganz leicht gestreift und war dann abgedriftet! Irgendwie war es dem Schiff gelungen, beiden Sprengköpfen zu entgehen!
Clemens’ Stimme teilte ihm jetzt in ungehaltenem Tonfall mit, daß man davor absehen würde, weitere Raketen auf die Minerva abzufeuern. Er hatte Angst, daß das Luftschiff explodieren und – vom Wind getrieben – möglicherweise auf sein Schiff fallen würde.
Der Ballon an dem Plastikkabel erhob sich im gleichen Moment wieder in die Luft und schwebte in die Richtung, die flußabwärts lag.
Clemens hatte vergessen, daß die Minerva noch über ihre Bomben verfügte.
Das zweite Flugzeug, ein zweisitziges Amphibienfahrzeug, schoß jetzt unter Greystock dahin. Der Pilot sah mit einem frustrierten Gesichtsausdruck zu ihm hinauf. Sie waren einander zu nahe, und der andere war außerdem zu schnell, um das Bug-MG auf die Minerva zu richten. Aber der Schütze, der im Cockpit hinter dem Piloten saß, ließ sich nicht beirren. Er riß sein Zwillings-MG herum. Jedes zehnte Geschoß, das den Lauf seiner Waffe verließ, würde aus Leuchtspurmunition bestehen. Er brauchte nur einen der Gasbehälter zu treffen, um den Wasserstoff zu zünden. Die Minerva war nun noch einhundertfünfzig Meter von der Mark Twain entfernt und näherte sich ihr immer mehr. Alle Motoren liefen mit Höchstgeschwindigkeit. Im Zusammenwirken mit einem sechzehn Kilometer in der Stunde zurücklegenden Rückenwind bedeutete das, daß der Mark Twain keine Zeit mehr bleiben würde, um ihm zu entkommen.
Wenn es ihm nur gelang, die Bomben abzuwerfen, bevor der MG-Schütze ihn in die Hölle blies. Vielleicht würde der Mann die Minerva auch verfehlen. Bis er seine Waffe richtig justiert hatte, konnte das Luftschiff längst an ihm vorbei sein.
Die Breitseite der Mark Twain ragte drohend vor Greystock auf. Er war dem Schiff jetzt so nahe, daß die Bomben sie beide in Stücke reißen würden, wenn der MG-Schütze auf dem Flugzeug die Minerva nicht vorher traf. Greystock schätzte die Zeit ab, in der die Minerva über der Mark Twain sein würde, stellte daraufhin den automatisch funktionierenden Bombenabwurf ein, stand auf und sprang aus der geöffneten Luke. Er hatte keine Zeit mehr, einen Fallschirm anzulegen. Abgesehen davon war er dem Wasser jetzt schon viel zu nah, um darauf hoffen zu können, daß er sich noch rechtzeitig öffnen würde. Während des Falls traf ihn eine Druckwelle, die so mächtig war, als hätte sie ein überdimensionaler Ventilator erzeugt. Er wirbelte um seine
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