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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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    Kapitel 1
Der Karton
     
    Das Telefon klingelt, als Jule gerade die Haustür abschließt. Dieses laute, schrille Geräusch gefällt mir gar nicht. Ich mag es auch nicht, wenn Jule mich an die Leine nimmt, lächelnd
Gassi
!
sagt und es sich dann wieder anders überlegt. Weil, zum Beispiel wie jetzt, das Telefon klingelt.
    Doch gerade jetzt, in diesem Moment, habe ich eine leise Ahnung, so ein Hundebauchgefühl, dass ohne mein Bellen alles ganz anders weitergehen könnte. Wenn Jule jetzt den Telefonhörer abnähme und wir nicht loslaufen würden.
    Weil ich aber unbedingt nach draußen will, belle ich ein deutliches
Versprochen ist versprochen!,
ziehe gleichzeitig an der Leine und habe Erfolg!
    Mit einem Lächeln schaut Jule mich an. »Du hast ja recht.«
    Und auf geht’s in den nahe gelegenen Stadtpark.
    So gerate ich in die aufregendste Geschichte hinein, die mir in acht Jahren Hundeleben passiert ist.
     
    Darf ich mich zunächst einmal vorstellen? Rikarda, silber-braun gescheckte Deutsch-Drahthaar-Dame unklarer Abstammung. Ich habe die Menschen schon mehrfach darüber streiten hören, ob ich nun reinrassig bin oder nicht. Mir ist das völlig egal. Ich bin glücklich, und nur das allein zählt. Jule hat mich aus dem Tierheim geholt, als ich noch klein war. Darüber bin ich sehr, sehr froh. Jule nennt mich immer nur
Rika
, es sei denn, ich habe Blödsinn gemacht. Wenn sie
Rikarda
ruft
,
weiß ich, es ist ernst und besser, wenn ich ganz schnell zu ihr flitze – oder mich gegebenenfalls aus dem Staub mache.
    Wir leben in Süddeutschland, in einer Stadt mit einem großen und mehreren kleineren Parks, einer Universität, ungefähr einem Dutzend Metzgern und jeder Menge Bäume, Laternenmasten und sonstigen Hundelitfaßsäulen. Unser Häuschen ist winzig und hat einen Garten, der nicht viel größer ist als mein Hundekörbchen. Dort wachsen ein paar Kräuter für Jules Küche. Die darf ich nicht anrühren. Aber es gibt auch noch eine kleine Himbeerhecke. Die süßen Beeren teilen wir ganz gerecht – die unteren für mich, die oberen für Jule. Ich mag Himbeeren sehr! Darum pflücke ich sie mir natürlich selbst. Immer dann, wenn uns das Häuschen zu eng wird, gehen wir nach draußen. Ganz oft in den Stadtpark und manchmal auch in den Wald.
     
    Jule hat heute mein Lieblingsspielzeug dabei, den gelben Ball mit der Schnur. Er steckt in ihrer Jackentasche, ich kann ihn riechen und hüpfe vor lauter Freude schon ein bisschen umher. Im Park gibt es eine große Wiese, auf der Hunde ohne Leine toben dürfen. Ach, wie liebe ich es, dem Ball hinterherzujagen! Wenn Jule wirft, flattern ihr geblümtes Kleid und ihre langen blonden Haare im Wind, und wenn ich renne, flattern meine langen Ohren noch viel mehr. Nach einer halben Stunde aufregender Balljagd darf ich zum Trinken und zur Abkühlung in den Stadtgraben. Ich bin so gern im Wasser! Ich bin ein glücklicher Hund.
    Jule sieht auch fast glücklich aus, als sie sich auf eine Bank im Schatten der großen Bäume setzt, um ein wenig zu verschnaufen. Ich darf neben ihr sitzen und genieße es, wie ihre Hand mein Fell krault. Trotzdem entgeht mir der sehnsüchtige Blick nicht, mit dem Jule einer jungen Frau hinterherschaut, die ungefähr im selben Alter ist wie sie. Die Frau versucht lachend, ein kleines Mädchen zu fangen, das gerade Laufen gelernt hat und auf wackelnden Beinen auf den ebenfalls lachenden Papa zutapst. Die Kleine quietscht vor Vergnügen, hält sich am Bein des Papas fest, während der seine Frau in den Arm nimmt. Mit einem leichten Glitzern in den Augen wendet Jule sich ab. Ein Ruck geht durch ihren Körper, als sie aufspringt und ruft: »Rika, komm!«
    Auf dem Nachhauseweg trödeln wir noch ein wenig durch die Stadt. Jule kauft Brot und Äpfel auf dem Markt. Ich halte meine Nase in den Wind und schnüffele, was da alles an Gerüchen in der Luft liegt. Am liebsten mag ich den Laden vom Metzger Winter. So wie es dort lieblich deftig duftet, muss es im Hundeparadies riechen! Leider ist Hunden das Betreten des Ladens verboten, aber schnuppern kann ich ihn schon drei Straßen entfernt. Mit den Gedanken an Metzger Winters wundervolle Würstchen trotte ich neben Jule her auf unser Häuschen zu.
     
    Doch was ist das? Wie seltsam! Warum riecht es kurz vor unserer Haustür plötzlich nach Katze? Ich schnüffele aufgeregt an einem Karton, der auf der kleinen Stufe vor der Tür steht.
    »Rika. Aus!«
    Jule zieht mich an der Leine zurück. Ja, merkt sie denn nicht,

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