Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
halten.
    Er musterte sie von oben bis unten. Tat er das nur, um herauszufinden, ob sie auf sein provozierendes Verhalten genauso reagierte wie auf das Cyranos?
    Jill sagte: »Über was denken Sie jetzt nach? Ob ich dazu qualifiziert bin, auf einem Luftschiff eine Funktion wahrzunehmen? Oder wie wohl der Körper aussieht, der sich unter diesen Tüchern verbirgt?«
    Firebrass brach in Gelächter aus. Als er sich etwas erholt hatte, meinte er: »Beides.«
    Schwartz machte einen ziemlich verlegenen Eindruck. Er war klein und schlank, blauäugig und braunhaarig. Als Jill ihm einen Blick zuwarf, wandte er sich ab. Ezekiel Hardy war – ebenso wie Cyrano – beinahe genauso groß wie sie. Er hatte ein schmales Gesicht, hohe Wangenknochen und war dunkelhaarig. Er starrte sie aus blaßblauen Augen an.
    »Ich wiederhole es noch einmal, damit ich nicht über Gebühr strapaziert werde«, sagte Jill. »Ich bin so gut wie jeder andere Mann und bereit, das zu beweisen. Außerdem schickt mich der Himmel. Ich habe ein abgeschlossenes Studium in den Ingenieurswissenschaften und bin in der Lage, ein Luftschiff von A bis Z zu entwerfen. Ich habe 8342 Stunden Flugerfahrung auf vier verschiedenen Typen hinter mir. Ich kann jeden Posten, einschließlich den des Kapitäns, übernehmen.«
    »Und welche Sicherheit haben wir dafür?« fragte Hardy. »Ebenso gut könnten Sie uns belügen.«
    »Wo sind denn Ihre Papiere?« fragte Jill. »Und selbst wenn Sie wirklich Kapitän eines Walfängers gewesen sind – was soll’s? Welche Qualifikationen bringen Sie mit, um ein Luftschiff zu steuern?«
    »Sachte, sachte«, warf Firebrass ein. »Laßt uns unsere Gefühle im Zaum halten. Ich glaube Ihnen, Gulbirra. Ich bin nicht der Meinung, daß Sie zu den Bluffern gehören, mit denen ich bisher fertig werden mußte. Aber lassen Sie mich eins geradeheraus sagen. Obwohl Sie vielleicht höher qualifiziert sind als ich – jedenfalls in diesem Moment –, das Schiff zu kommandieren, bin ich dennoch der Kapitän, der Boß, und spiele die erste Geige! Ich habe das Projekt in die Wege geleitet und ich werde es auch zu Ende bringen. Vom Boden bis in die Luft. Ich habe nicht die Position des Chefingenieurs auf Clemens’ Boot in den Wind geschlagen, um bei diesem Projekt der Laufbursche zu sein. Sie reden mit Kapitän Firebrass, das sollte Ihnen von jetzt an klar sein. Wenn Sie das anerkennen und mit Ihrem eigenen Blut unterschreiben, sage ich okay, willkommen an Bord. Obwohl ich Ihnen nichts versprechen kann, ist es nicht unmöglich, daß Sie eines Tages Erster Offizier werden. Die Mannschaftsliste ist noch so kurz, daß jedem alle Chancen offen stehen.« Er machte eine Pause, warf den Kopf zurück und fuhr fort: »Das war das erste. Wenn Sie jetzt noch wollen, schwören Sie bei Ihrer persönlichen Ehre – oder bei Gott, wenn Sie der Meinung sind, es gibt einen –, daß Sie bereit sind, den Gesetzen Parolandos zu gehorchen. Ohne >Wenns< und >Abers<.«
    Jill zögerte. Als sie mit der Zunge über ihre Lippen fuhr, stellte sie fest, daß sie trocken waren. Sie wollte gern – nein, sie mußte – zur Mannschaft des Luftschiffs gehören. Sie konnte es sich jetzt schon vorstellen, wie es über ihnen schwebte und einen großen Schatten über Firebrass und sie warf, eine gewaltige Hülle aus leuchtendem Silber, auf der sich das Sonnenlicht brach.
    »Ich bin nicht bereit, meine Prinzipien zu verraten!« sagte sie so laut, daß die Männer überrascht zusammenzuckten. »Sind Männer und Frauen bei euch gleich oder nicht? Gibt es in Parolando irgendeine Diskriminierung der Rassen, Geschlechter und Nationalitäten?«
    »Nein«, erwiderte Firebrass. »Jedenfalls nicht theoretisch oder durch Gesetz sanktionierte. In der Praxis natürlich doch. Und außerdem gibt es eine Form der Diskriminierung, die es immer gegeben hat und immer geben wird: nämlich die der Kompetenz. Wir haben es hier zu einem hohen Standard gebracht. Wenn Sie zu denjenigen gehören, die der Meinung sind, ein bestimmter Mensch müsse diesen oder jenen Job erhalten, nur weil er einer diskriminierten Gruppe oder einer Minderheit angehört, können Sie das schnellstens vergessen. Oder von hier verschwinden.«
    Jill schwieg eine Weile. Die Männer maßen sie mit prüfenden Blicken. Offensichtlich merkten sie, daß sie einen innerlichen Kampf mit sich selbst ausfocht.
    Firebrass grinste erneut. »Sie sind nicht die einzige, die das mit Schmerzen feststellen muß«, sagte er. »Ich möchte ebenso gern wie Sie,

Weitere Kostenlose Bücher