Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
weist darauf hin, daß der Speer mir, dem Kapitän, gehört«, sagte er. »Und ich habe ihn deswegen neben dem Kanu in den Boden gestoßen, um jedem zu zeigen, daß es ohne meine Erlaubnis niemand ausleihen darf. Sie werden eine ganze Menge Dinge zu lernen haben. Aber zuerst soll Schwartz Ihnen Ihr Quartier zeigen und Sie ein wenig herumführen. Wir treffen uns gegen Mittag unter diesem Eisenbaum da.«
    Er deutete auf einen Baum, der etwa neunzig Meter von ihnen entfernt im Westen stand. Er erhob sich mehr als dreihundert Meter hoch in die Luft, hatte einen dicken, knorrigen, grauen Stamm und einen Wipfel, der sich zu einem Durchmesser von neunzig Metern ausdehnte. Seine Blätter waren so groß wie die Ohren eines Elefanten und mit roten und grünen Streifen durchzogen. Die Wurzeln der Eisenbäume ragten einhundertzwanzig Meter in die Tiefe. Sie waren so hart, daß kein Feuer sie verbrennen konnte, und widerstanden sogar einer Stahlsäge.
    »Wir nennen ihn den >Häuptling<. Dort können Sie mich treffen.«
    Erneut erklangen die Signalhörner. Die Massen fanden sich unter der Leitung von >Offizieren< zu einer militärischen Formation zusammen. Firebrass kletterte auf die Oberfläche des Gralsteins, blieb dort stehen und hörte zu, wie die einzelnen Namen aufgerufen wurden. Die Unteroffiziere meldeten den Feldwebeln, die Feldwebeln den Leutnants, und diese schließlich dem Adjutanten. Schließlich gab Hardy Firebrass das Zählergebnis bekannt. Kurz darauf setzte die Menge sich in Bewegung und bereitete sich auf das Frühstück vor. Firebrass sprang von seinem pilzförmigen Beobachtungsplatz herab, und die Unteroffiziere nahmen seinen Platz ein. Gewandt platzierten sie die Gräle der Leute in die Oberflächenvertiefungen.
    Schwartz, der neben Jill stand, räusperte sich. »Gulbirra?« fragte er. »Geben Sie mir Ihren Gral?«
    Jill ging zu ihrem Kanu, nahm den Zylinder heraus und gab ihn ihm. Er war grau, hatte 45,72 Zentimeter Durchmesser, war 76,20 Zentimeter lang und wog etwa 0,55 Kilogramm. Der Deckel konnte nur von seinem Besitzer geöffnet werden. Daran befestigt mit einer Schnur aus feinen Bambusfasern war ihre »Identitätskarte«, ein kleines, tönernes Luftschiff. Ein Modell des Schiffes, das sie zwar nie betreten hatte, aber dessen Kapitän sie war. Es trug ihre Initialen auf beiden Seiten.
    Schwartz trug einem der Männer auf, Jills Gral auf den Gralstein zu setzen. Es war bereits spät, und der Mann führte die Anweisung mit einem nervösen Blick auf die östlichen Erhebungen aus.
    Aber er hatte noch gute zwei Minuten, dann erst spuckte der pilzförmige Stein die blauen Flammen aus, die sechs Meter hoch in die Lüfte zuckten. Der Knall, der dabei erzeugt wurde, vermischte sich mit denen aller anderen, die man von diesem Punkt aus auf beiden Seiten des Flusses überblicken konnte. Obwohl dieses Phänomen sich jeden Tag dreimal ereignete, konnte Jill nicht von sich behaupten, daran gewöhnt zu sein. Das Fauchen und Donnern, das die plötzlich hochzuckenden Flammen erzeugten, erschreckte sie immer wieder so, daß sie zusammenzuckte. Die Wellen des Donners pflanzten sich durch das gesamte Flußtal fort und erstarben schließlich in einem fernen Gemurmel. Es war Frühstückszeit.
     

9
     
    Sie befanden sich im Hügelgebiet. Das ehemals hohe, espartogleiche Gras schien erst vor kurzer Zeit auf eine Höhe von eineinhalb Zentimetern gestutzt worden zu sein. »Wir haben einige Maschinen, die das schaffen«, sagte David Schwartz, »obwohl das ganz schön Energie kostet. Aus dem Gras machen wir Seile.«
    »Dort, wo ich herkomme«, erwiderte Jill, »gab es überhaupt keine Maschinen. Wir haben das Gras mit Feuersteinsicheln geschnitten. Und natürlich haben wir es auch zu Seilen verarbeitet.«
    Es war schartig und kühl hier. Die Äste eines Eisenbaumes spendeten genug Schatten für ein ganzes Dorf, eine Ansammlung von rechteckigen oder runden Bambushütten. Viele der Gebäude, die sie sah, waren mit den scharlachfarbenen oder grünen Blättern des Eisenbaums gedeckt. Vom niedrigsten Ast des Kolosses, mehr als dreißig Meter vom Boden entfernt, baumelte eine Strickleiter herab. Nicht weit davon entfernt, auf zwei anderen Ästen, befand sich eine Plattform, und darauf stand eine Hütte. Es waren noch weitere Strickleitern und weitere Hütten im Geäst zu sehen.
    »Vielleicht wird man Ihnen nach der Probezeit auch so ein Baumhaus zuweisen«, ließ sich Schwartz vernehmen. »In der Zwischenzeit wird diese hier Ihr Heim

Weitere Kostenlose Bücher