Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
warten müssen. Die brauchte er, wenn er diese unerwartete Begegnung zu einem befriedigenden Anschluß bringen wollte.
    »En garde!«
    Der Mann war unbedeutend kleiner als er. Aber im Gegensatz zu Cyrano, der dünn war wie ein Rapier, wirkte dieser närrische Kerl so kompakt wie der Schaft einer Kampfaxt. Er hatte breite Schultern, einen weitausladenden Brustkasten und mächtige Arme. Sein Gesicht war dunkel und wirkte arabisch, aber seine Lippen waren zu dick und verliehen ihm im Zusammenhang mit leuchtendschwarzen Augen und weißen Zähnen das Aussehen eines Piraten. Bis auf einen Lendenschurz war er nackt.
    Mit diesen Handgelenken, wurde Cyrano bewußt, mußte sein Gegner ein exzellenter Säbelfechter sein – wenn er geschickt genug war, um mit seinen Muskeln umzugehen.
    Aber bei einem Rapier, wo es auf Schnelligkeit und nicht auf die Kraft ankam, würde es – hah! – für ihn anders aussehen.
    Bereits nach den ersten Sekunden begann Cyrano klarzuwerden, daß er – welche Beziehung dieser Mann auch immer Säbeln gegenüber haben mochte – in seinem bisherigen Leben noch mit keinem Menschen dieses Formats die Klingen gekreuzt hatte.
    Seine Angriffe, Vorstöße, Rückzüge, Ausfälle und Versuche, an Boden zu gewinnen, wurden von seinem Gegenüber geschickt gekontert und führten, ihn zu der Erkenntnis, daß der Mann ihm absolut gleichwertig war. Glücklicherweise war ihm dieser Teufel in bezug auf Schnelligkeit nicht auch noch überlegen, sonst hätte er ihn möglicherweise schon jetzt überrannt.
    Es mußte dem Fremden allerdings klar sein, daß er ebenfalls einem Meister seines Fachs gegenüberstand. Aber noch grinste er und war scheinbar unbeeindruckt. Es mußte ihm einfach klar sein, daß es seinen Tod nach sich zog, wenn er auch nur um einen Bruchteil einer Sekunde langsamer wurde oder seine Reflexe erlahmten und sein Urteilsvermögen nachließ.
    Cyrano wußte, daß die Zeit auf Seiten seines Gegners kämpfte. Der andere hatte kein Ziel außer dem, diesen Kampf durchzustehen – und Cyrano mußte schnellstens die wartende Maschine erreichen. Byonton mußte wissen, daß er noch lebte, schließlich hatte Sturtevant ihn im Ruderhaus gesehen. Wahrscheinlich würde der Helikopterpilot sich jetzt fragen, was ihn aufgehalten haben konnte.
    Würde er noch ein paar Minuten Wartezeit zugeben und dann, wenn sein Chef nicht auftauchte, annehmen, er sei aus irgendeinem unvorhersehbaren Grund doch noch umgekommen? Würde er dann starten oder jemanden schicken, der nach ihm Ausschau halten sollte?
    Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um über derlei Dinge nachzudenken. Dieser Teufel wehrte jedes Manöver mit der gleichen Leichtigkeit ab, wie Cyrano die seinigen zurückschlug. Es war eine ausweglose Situation, in der niemand die Überhand gewann. Die angreifenden und abwehrenden Klingen gingen jetzt in einen monotonen, gleichbleibenden Rhythmus über.
    Ah! Der Bursche hatte es auch gemerkt und den Rhythmus durchbrochen. Wenn ein Rhythmus sich erst einmal eingependelt hatte, tendierten die meisten Fechter dazu, ihn durchzuhalten. Dieser beinahe unnachahmliche Kämpfer hatte nur in der Hoffnung kurz gezögert, daß Cyrano seinerseits dem Rhythmus folgen rund sich damit selbst aus dem Rennen werfen würde.
    Er hatte den Fremden unterschätzt. Cyrano stellte sich im Bruchteil einer Sekunde auf die veränderte Lage ein und bewahrte sich dadurch vor einer schlimmen Wunde.
    Dennoch berührte die Spitze der gegnerischen Waffe kurz seinen Oberarm.
    Cyrano ließ seinem Rückzug einen blitzschnellen Ausfall folgen, den der andere parierte. Aber nicht gut genug. Nun war auch sein Gegner am Arm verletzt.
    »Ihnen gebührt die Ehre, das erste Blut fließen zu lassen«, sagte Cyrano auf Esperanto. »Und das ist in der Tat eine Ehre, die noch keinem Mann vor Ihnen zuteil geworden ist.«
    Es war Unfug, den so dringend benötigten Atem jetzt in einer Konversation zu verschwenden, aber Cyrano war jetzt genauso neugierig wie die streunende Katze, der er äußerlich glich.
    »Wie heißen Sie?«
    Der Mann sagte nichts, aber man konnte davon ausgehen, daß es seine Klinge war, die jetzt für ihn sprach. Deren Spitze bewegte sich nun schneller hin und her als die Zunge einer Fellatrix.
    »Vielleicht haben Sie schon einmal von mir gehört. Ich bin Savinien de Cyrano de Bergerac!«
    Der dunkelhäutige Mann lächelte nur noch verbissener und rückte stärker gegen Cyrano vor. Offenbar konnte man diesen Burschen nicht einmal mit der Nennung

Weitere Kostenlose Bücher