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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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noch immer in meinem Kopf, »ist falsch.«
    Und dann erinnere ich mich.
    Ich erinnere mich an Ben.
    Ich erinnere mich, wie Ben dasselbe zu mir gesagt hat.
    Ben, den ich für immer verloren habe.
    Mein Lärm wird schriller bei diesem Gedanken. Er übertönt die Stimme.
    Die Miene des Bürgermeisters ist plötzlich nicht mehr bittend.
    »Gut«, sagt er und runzelt ein wenig die Stirn. »Aber denk daran, du hast es so gewollt.« Er richtet sich kerzengerade auf. »Wie heißt sie?«
    »Ihr wisst, wie sie heißt.«
    Mr Collins schlägt mich und mein Kopf wird zur Seite geschleudert.
    »Wie heißt sie?«
    »Das wisst Ihr doch.«
    Wumm , noch ein Schlag, diesmal auf die andere Seite.
    »Wie heißt sie?«
    »Nein.«
    Wumm.
    »Sag mir, wie sie heißt.«
    »Nein!«
    Wumm!
    »Wie heißt sie, Todd?«
    »Verkrümelt Euch!«
    Nur, dass ich nicht »verkrümelt« sage. Mr Collins versetzt mir einen solchen Schlag, dass mein Kopf nach hinten fliegt und ich seitlich mitsamt dem Stuhl zu Boden stürze. Ich falle auf den Teppich, ich kann mich mit meinen gefesselten Händen nicht abstützen, ich sehe lauter kleine New Worlds und sonst gar nichts mehr.
    Ich atme in den Teppich.
    Die Stiefelspitzen des Bürgermeisters kommen meinem Gesicht immer näher.
    »Ich bin nicht dein Feind, Todd Hewitt«, wiederholt er. »Sag mir nur, wie sie heißt, und das alles hat ein Ende.«
    Ich hole tief Luft und muss husten.
    Ich hole nochmals Luft und sage, was ich sagen muss.
    »Ihr seid ein Mörder.«
    Wieder herrscht Stille.
    »So sei es denn«, sagt der Bürgermeister.
    Seine Füße entfernen sich, und ich merke, wie Mr Collins meinen Stuhl vom Boden aufhebt und mich dazu, mein Körper ächzt unter seinem eigenen Gewicht. Dann setzt Mr Collins mich wieder in den Kegel aus farbigem Licht. Meine Lider sind jetzt so angeschwollen, dass ich ihn kaum erkennen kann, obwohl er direkt vor mir steht.
    Ich höre, wie sich der Bürgermeister wieder an dem kleinen Tisch zu schaffen macht. Ich höre, wie er verschiedene Dinge auf der Tischplatte hin- und herschiebt. Ich höre das kratzende Geräusch von Metall.
    Dann höre ich, wie er neben mich tritt.
    Und nachdem ich so oft so kurz davor gestanden habe, hier ist es nun wirklich und unwiderruflich: mein Ende.
    Es tut mir leid, denke ich. Es tut mir so leid.
    Der Bürgermeister legt mir die Hand auf die Schulter, und ich zucke zurück, aber er lässt seine Hand liegen, drückt mich auf den Stuhl hinunter. Ich kann nicht sehen, was er in der anderen hält, er presst es gegen mich, an mein Gesicht, es ist etwas Hartes, Metallisches, etwas, was entsetzlich schmerzt, mir Qualen zufügen und mein Leben beenden will, und da ist ein Loch in mir, in das ich hineinkriechen muss, weg von allem, ein tiefes schwarzes Loch, und ich weiß, das ist das Ende, das endgültige Ende, ich werde niemals von hier fliehen können, er wird mich umbringen, wird sie umbringen, und es gibt keinen Ausweg, kein Leben, keine Hoffnung, kein gar nichts.
    Es tut mir leid.
    Der Bürgermeister legt mir eine Kompresse aufs Gesicht.
    Mir stockt der Atem, so kühl fühlt sie sich an, und ich zucke vor seiner Berührung zurück, doch er drückt die Kompresse sanft auf die Beule an meiner Stirn und auf die Wunden in meinem Gesicht und an meinem Kinn, er ist mir so nahe, dass ich ihn riechen kann, seine Sauberkeit, seine Seife, die nach Holz duftet, seinen Atem, der aus seiner Nase über meine Wangen streicht, seine Finger, die meine Wunden fast zärtlich berühren, die Schwellungen an meinen Augen, die Risse in meinen Lippen, und ich spüre, wie der Verband fast augenblicklich seine Wirkung tut, fühle, wie die Schwellung schnell abnimmt, spüre, wie die Schmerzmittel sich in meinen Adern ausbreiten, und einen Augenblick lang denke ich, wie gut die Wundverbände sind, die man hier in Haven benutzt, welch große Ähnlichkeit sie mit ihren Verbänden haben, und meine Schmerzen lassen so schnell, so unerwartet nach, dass ich einen Kloß im Hals spüre, den ich hinunterschlucken muss.
    »Ich bin nicht der Mann, für den du mich hältst, Todd«, sagt der Bürgermeister leise, er haucht mir diese Worte beinahe ins Ohr, während er eine weitere Kompresse auf meinen Nacken legt. »Ich habe nicht getan, was du mir vorwirfst. Ich habe meinen Sohn gebeten, dich zurückzubringen. Ich habe ihn nicht aufgefordert zu schießen. Ich habe Aaron nicht befohlen, dich zu töten.«
    »Du bist ein Lügner«, sage ich, aber meine Stimme ist leise und ich zittere, so sehr

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