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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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mich gern darauf konzentrieren.«
    »Bleib locker, Mann. Die Fernsensoren werden uns schon früh genug warnen. Abgesehen davon - du glaubst doch nicht wirklich, dass sie hierher zurückkommt, oder?«
    »Wir müssen vorbereitet sein, falls sie es tut«, erwiderte er und ärgerte sich im gleichen Moment darüber, wie wenig überzeugend er klang.
    »Weißt du irgendetwas, das wir nicht wissen, Oscar?«
    Da war sie wieder, diese nagende kleine Vertrauensfrage, die, seit sie in Cat hineingerannt waren, immer wieder zwischen ihnen stand. »Offenbar haben's ein paar Agenten auf den Pfad nach Chobamba geschafft«, sagte er. »Paula meint, dass sie Araminta vielleicht schneller aufstöbern könnten, als ihr lieb wär'. Ich persönlich halte das für Schwachsinn, aber ...«
    »Die Pfade sind keine geradlinigen Verbindungen, das weißt du.«
    »Ja. Und du? Was beunruhigt dich?«
    »Die Lokalnachrichten. Es wird hier schlimmer.«
    »Ich würd' sagen, das ist wohl kaum möglich.«
    »Sieh's dir an. Ich behalt' solange die Sensoren im Auge.«
    Entgegen seiner besseren Einsicht befahl Oscar seinem U-Shadow, einen kurzen Überblick zusammenzustellen. Beckia hatte recht, es war alles andere als schön. Nachdem es als bestätigt galt, dass Araminta sich auf Chobamba aufhielt, hatte Phelim begonnen, die paramilitärischen Truppen von Viotia abzuziehen. Es war ein strategisch durchgeplanter Rückzug, der zunächst die am weitesten von Colwyn City entfernten Städte betraf. Ludor, die Hauptstadt drüben auf dem Suvorov-Kontinent, war einer der ersten Orte gewesen, an dem man die großen dunklen Kapseln hatte davonjagen sehen. Sie besaß außerdem den höchsten Einwohneranteil an Living-Dream-Anhängern. Ohne die Paramilitärs, die ihren Schutz garantierten, begann Viotias ursprüngliche Bevölkerung, sich gegen sie zu wenden. Die örtlichen Polizeikräfte unternahmen nichts, um die Übergriffe zu verhindern, bei einigen Gelegenheiten sah man sie sogar auf Seiten der Einheimischen kräftig mitmischen. Krankenhäuser, von Krawallopfern ohnehin schon überfüllt, wurden von noch mehr Verletzten überschwemmt.
    In Reaktion darauf ließ Phelim verlautbaren, dass Ellezelins Präsenz in Colwyn City so lange aufrechterhalten würde, bis Living Dreams Anhängerschaft in Sicherheit war. Über den Rest des Planeten sagte er nichts, und der Abzug der Paramilitärs ging dort unvermindert weiter. Tausende von Gläubigen flohen mit ihren Kapseln in der Hoffnung, durch das Wurmloch zu entkommen. Doch Phelim dachte nicht daran, das Kraftfeld für irgendjemand anderen als die Ellezelin-Kapseln zu öffnen. Ganze Heerscharen aufgebrachter Flüchtlinge stauten sich am Himmel außerhalb der Stadt. Die glücklichen Anhänger - mehrere zehntausend immerhin -, die von vornherein ihren Wohnsitz in Colwyn City genommen hatten, zogen jetzt auf einem Exodus durch eine ihnen extrem feindlich gegenüberstehende urbane Landschaft und versuchten verzweifelt, die Docks zu erreichen, von wo aus das Wurmloch sie nach Ellezelin zurückbringen würde. Doch dorthin zu gelangen war für sie fast unmöglich. Jede Straße kochte förmlich vor Ortsansässigen, die nur auf der Lauer nach den Gläubigen lagen. Sämtliche Ellezelin-Kapseln innerhalb des Kraftfelds waren nun ausschließlich mit der Durchführung einer gigantischen Evakuierungsaktion befasst.
    Phelim hatte verlautbaren lassen, dass er, sollten die Gewalttätigkeiten gegen Living-Dream-Mitglieder nicht aufhören, eine ganztägige Ausgangssperre verhängen würde. Es nützte nichts. Einige Bürgerwehrgruppen warteten nicht einmal auf Jünger, die sich in hastiger Flucht in Sicherheit zu bringen versuchten. Berichte über aufgebrochene Häuser und Vorfälle von Selbstjustiz kamen herein. Bilder von Menschen, die in ihren eigenen Heimen brutal zu Tode geprügelt worden waren, wurden von beherzteren Reportern erhascht; vielfach waren sogar Kinder in den Fokus der blinden Tobsucht geraten. Natürlich hatten die meisten strenggläubigen Anhänger keine Memorycells, weil auch Edeard keine besaß, und bald wären sie ohnehin alle Inigos Träumen in die Leere gefolgt, wo Erfindungen solcher Art bedeutungslos waren.
    »Scheiße«, stieß Oscar hervor. Es würde mindestens eine Generation dauern, bis Viotia sich von diesem Schlag wieder erholte, so viel stand fest. Falls überhaupt. Falls es Viotia in einer Generation noch gab.
    »Wir sollten uns durch nichts ablenken lassen«, sagte Beckia ruhig. »Aber manchmal ist es schwer.

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