Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
auf ihren Kopf, spürte die federnden Haarsträhnen auf seiner Haut. Dann schloss sich ihre Hand um seine, ließ ihn ihre Wärme erfahren, ihre leichte Berührung. Einen nach dem anderen küsste sie seine Finger. Troblum stöhnte, halb beschämt und halb vor Wonne. Sie ist nicht real. Sie ist eine künstliche Intelligenz. Macht sie das vielleicht zu dem perfekten Menschen für mich? Sein ganzer Verstand war ein einziges Chaos.
»Du würdest dich verändern«, flüsterte er. »Wenn ich dir einen Körper aus Fleisch und Blut gäbe, würdest du dich verändern. Deine Routinen würden durch Nervenbahnen strömen, die niemals von Beständigkeit sind. Ich möchte nicht, dass du dich veränderst.«
»Ich will keinen Körper aus Fleisch und Blut. Ich will nur dich. Immer. Und dafür brauche ich dich unversehrt und glücklich. Verstehst du das, Troblum?«
»Ja«, sagte er. »Hab's kapiert.«
In dem Moment meldeten die Schiffssensoren Energiewaffenentladungen über Colwyn City. Troblum runzelte die Stirn. »Was ist das?« Sein U-Shadow begann den Scan zu verfeinern.
Es war eine Weile her, dass Araminta das Melange-Programm benutzt hatte. Es lag nicht an dem Programm, mit dem war alles in Ordnung. Es war die Assoziation mit Likan, die bei ihr ein Gefühl von Unbehagen, ja geradezu Ekel aufkommen ließ. Was völlig hirnverbrannt war. Im Augenblick konnte sie sich derartige Empfindlichkeiten nun wirklich nicht leisten.
Während sie dem kleinen Bachlauf folgte, sandte sie ihre tastenden Sinne voraus, spürte, wie sie den Pfad entlang flossen. In weiter Ferne konnte sie den Silfen-Mutterholm wahrnehmen, wohlwollend und achtunggebietend. Bedeutend näher indes erspürte sie ein menschliches Gaiafield, brodelnd vor Aufruhr und Erregung. Gleich auf der anderen Seite ihres Bewusstseins war der Skylord - automatisch wich sie vor ihm zurück. Schritt um Schritt marschierten ihre Füße voran. Rings um sie herum wurden die Bäume höher, vermischten sich die der Welt, auf der sie wandelte, mit denen des Francola-Walds. Sie roch den Duft der Leuchtpeitschenfarne und wusste plötzlich, an welcher Stelle der Pfad sie in den Francola-Wald führen würde. Ihr Geist registrierte eine Vielzahl von Menschen, die sich im Unterholz versteckten, ach so raffiniert verborgen durch ihr technisches Gerät, während ihre eiskalten Gedanken vor Anspannung strahlten. Sie warteten auf sie.
Doch obwohl er sie mit sich und seinem Ende entgegen zog, war sie sich darüber im Klaren, wie unbeständig der Pfad war. Verankert hier und da allein kraft vergangener Wünsche, und in diverse Richtungen geleitet durch die Jahrtausende alten Silfen-Gesänge. Sie versuchte, ihre eigenen Wünsche zu manifestieren. Doch irgendwie waren sie nicht klar genug, fehlte es ihnen an Präzision, an Schärfe. Verstockt blieb der Pfad an Ort und Stelle. Also rief sie das Melange-Programm auf und spürte, wie Ruhe ihren Körper erfüllte und er seine Mitte fand. Sodann war es ihr möglich, sich auf jeden Sinneseindruck, den sie empfing, zu konzentrieren.
Die in das Gefüge des Pfads eingeprägten Melodien waren leichter auszumachen, zu begreifen. Aus ihnen heraus begann sie neue Melodien zu entwickeln, von ihren Gedanken ersonnen. Wünsche, verstärkt durch zärtliche Sehnsucht und die zerbrechlichste Hoffnung.
Weiter stapften ihre Füße, drückten sich in das nasse Gras, während die Melodie ihr ganzes Sein durchdrang. Rechtzeitig schwenkte sie in die sanften Undulationen ein, die sie freigesetzt hatte, froh, dass das Ende des Pfads sich endlich im Einklang mit ihr bewegte, sie vorwärts zu dem Ort trug, an den sie so inständig gelangen wollte. Dann plötzlich erreichten sie die Gedanken, die ihr so vertraut waren, strahlten heraus aus dem Heim, das sie so gut kannte.
Araminta öffnete die Augen. Vor ihr erstreckte sich der Rasen, der zu dem großen, alten Haus gehörte. Ihr anfängliches Lächeln erstarb. Es hatte gebrannt. Lange schwarze Rauchflecken verunzierten drei der weißen Wände über den mächtigen ebenerdigen Bögen. Zwei von den Balkonen waren zertrümmert. In dem wie zerschmolzen aussehenden Dach klaffte ein Loch.
»Oh gütiger Ozzie«, ächzte sie. Ihre Bestürzung wurde von dem Melange-Programm aufgefangen, belegte einen einzelnen Strom in ihrem Bewusstsein, eine Emotion, die weder grell war, noch ihr Verhalten bestimmte. »Bovey!«, rief sie, auf das Haus zurennend. »Bovey!«
Zwei seiner Ichs hielten sich draußen am Swimmingpool auf. Sie drehten sich
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