Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
eine rosa-golden glühende Scheibe, die sich hinter den Bergen am Horizont in den Himmel hochschob. Er konnte ihre schwache Wärme auf dem Gesicht spüren, als er sich in Bewegung setzte und den Abhang hinunterging. Dünne Nebelfetzen regten sich leise über den winzigen Spiralen des Grasäquivalents, füllten die Furchen und schufen gespenstische Bäche. Schon stimmten heimische Vögel ihr heiseres Gezwitscher an und flohen von den schwarzen Bäumen, als das Licht heller zu werden begann.
    Amüsiert schaute der Delivery Man ihnen hinterher, wie sie sich mühsam in die Lüfte schleppten. Es sah so aus, als hätte die Evolution es auf diesem Planeten nicht so ganz hinbekommen; was ihnen an Anmut fehlte, machten sie an Masse wieder wett.
    Eine schlafende Herde vierbeiniger Tiere grunzte und schüttelte sich, begrüßte den neuen Tag auf ihre ganz eigene, behäbige Weise. Schwerfällige Geschöpfe von der Größe eines irdischen Nashorns und ungefähr dem gleichen Gemüt. Ihre robuste Haut war rostbraun und grau gesprenkelt und übel zerknittert, während Beine so dick wie der Oberkörper des Delivery Man den ganzen Tag mit erstaunlicher Ausdauer vorantrotten konnten. Dies waren die Tiere, die die Anomine hielten, um ihre Pflüge und Karren zu ziehen.
    Der Delivery Man ging um die Herde herum, bevor sie merkte, dass da irgendetwas Unbekanntes war. Es war wohl kaum sinnvoll, die Tiere in Panik zu versetzen, noch bevor er überhaupt Gelegenheit gehabt hatte, die Ureinwohner zu begrüßen.
    Er konnte Rauch über der leichten Brise riechen, als er sich dem Dorf näherte. Feuer, die die ganze Nacht über geprasselt hatten, brannten schließlich, nun, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt und während der Dunkelheit die wilden Tiere abgehalten hatten, herunter zu glimmender Glut.
    Der Passivscan, mit dem die Sensoren der Last Throw das Dorf beim Landeanflug überprüft hatten, hatte eine ausgedehnte, halbkreisförmige Ansammlung von Gebäuden entlang dem Ufer des schmalen Flusses offenbart. Es gab nur wenig Hinweise auf Mauerwerk, abgesehen von ein paar runden Gebilden, die allem Anschein nach Getreidespeicher darstellten. Bei den anderen Gebäuden handelte es sich ausnahmslos um Holzkonstruktionen. Netzhautenrichments ermöglichten es ihm, sie gut zu erkennen, während er die letzte halbe Meile zu dem Dorf zurücklegte. Die Häuser standen einige Meter über dem staubigen Boden auf dicken Pfählen. Die Dächer waren dicht mit getrocknetem Ried gedeckt, das über nach innen geneigte Wände hing; deren geschwungenes, ovales Rahmenwerk aus abgeschliffenem Holz hielt eine Art verhärtete, lichtdurchlässige Membran. Er konnte gerade noch die Schemen ausmachen, die sich in den Häusern bewegten.
    Zwei Anomine, die eine der fünf Feuerstellen des Dorfs hüteten, verharrten jäh in ihrem Tun; die Antennen an ihrem Kopf zuckten. Die beiden waren schon älter. Das erkannte er an der dunkellilafarbenen Färbung ihrer Glieder und an der Art, wie sich ihre unteren Beine zurückbogen und sie so in ihrer Körpergröße reduzierten. Kinder hatten eine annähernd gleichmäßige kupferrote Farbe, während Erwachsene in der Blüte ihrer Jahre eine jadegrüne Tönung besaßen. Diese hier waren außerdem um die Hüften herum etwas breiter. Offensichtlich betraf Gewichtszunahme im Alter demnach nicht nur die Menschen.
    Er spazierte geradewegs in das Dorf, während sein U-Shadow ein letztes Mal die Translator-Einheit checkte, die er an einer goldenen Kette um den Hals trug. Ein etwa handtellergroßes Rechteck, das in der Lage war, die höherfrequenten Laute der Anomine-Sprache zu erzeugen. Einige Kulturanthropologen der Navy hatten ihre Stimmbänder so resequenziert, dass sie mit den Anomine direkt sprechen konnten, doch der Erfolg hatte sich in Grenzen gehalten. Allerdings hatte man die Anstrengung durchaus zu würdigen gewusst; die Anomine mochten Geräte, die fortschrittlicher als ein Rad waren, wirklich rein gar nicht.
    Der Delivery Man studierte das Etikette-Kurzinfo-File, das in seiner Exosicht dargestellt wurde. »Ich grüße euch an diesem schönen Morgen«, sagte er, was der Translator unverzüglich in eine Serie von Quiek- und Pfeiflauten ähnlich Delphingeschnatter übersetzte. »Ich bin von einer anderen Welt hierhergereist, um euch zu besuchen. Ich bitte euch, Geschichten von euren Ahnen mit mir zu teilen.« Er verbeugte sich leicht, was wahrscheinlich eine verschwendete Geste bei den Aliens war.
    Sie waren beinahe einen Meter größer

Weitere Kostenlose Bücher