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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Essenzen derer, die zum Herzen der Leere aufsteigen wollen. Jetzt drängt die Macht der Türme sie wie stets auf den Weg, indessen ihre Körper verblühen zu Staub. Dann sind sie fort, aufwärts zerstoben, um als farbenprächtige Schatten inmitten der phantastischen Geometrie aus Kristall zu verweilen.
    Ich steige herab.
    Sacht, ganz sacht löse ich meine Flügel wieder auf in das Nichts. Lasse Kleider werden auf meiner Gestalt. Ich lande über Golden Park, um mit Geist und Sehkraft zu verfolgen, wie jene, die uns geleiten, sich wieder in den leeren Abgrund des Raumes zwischen uns und den Sternennebeln dieses Universums erheben. Es erfüllt mich mit Zufriedenheit, dass noch mehr von uns aufgebrochen sind, um sich mit unseren Ahnen und all denen, die früher einmal in dieser ewigen Leere gelebt haben, zu vereinen. In dieser so gnadenreichen Leere, die uns eine warme, behagliche Heimstatt gibt inmitten des nackten Chaos, das außerhalb ihrer Grenzen tobt. Und ich bin traurig, dass so viele davongezogen sind. Traurig, dass nun nur noch so wenige von uns bleiben. Aber nicht verzagt.
    Das, was bleibt.
    Ist gering. Ich werde keine weiteren Kinder mehr haben. Noch werden dies meine zwei verbliebenen Abkömmlinge tun. Diese Zeit für uns ist nun vorbei. Ein neues, in diese Welt geborenes Bewusstsein würde nur mehr lernen, was wir bereits erfahren haben. Wir sind jetzt Geschichte. Wir sind der Gipfel des Lebens.
    Identität.
    Die Zellen, aus denen ich bestehe, lechzen nach mehr. Solches Verlangen ist immanent. Sie sind ich, sind verflochten mit meiner Essenz. Ich erkenne, dass es wahr ist, denn es abzustreiten hieße, mich selbst zu verleugnen. Zweck erwächst aus vielerlei Ursprüngen. Keiner darf ignoriert werden. Ich werde noch eine Weile länger leben. Aber nicht ewig.
    Meine Reise.
    Nun bleibt nur noch eine Reise. Ich gehe durch Golden Park und denke an all die Ereignisse, die sich zu ihren Zeiten hier zugetragen haben. Die reiche Vergangenheit wird zu einer Geistererinnerung. So viel Leid, so viel Mühsal waren zu überwinden, um an diesen Ort und diese Zeit zu gelangen. Dies ist mein Zuhause, mein Leben, und dafür bin ich denen, die vor mir kamen, dankbar. Ich wünschte, sie wüssten, dass nichts umsonst war, kein Wort, das sie gesprochen haben, keine Tat, die sie vollbrachten, alles, alles ist in mein Trachten und Handeln geflossen. Ich bin der Nexus ihrer Existenz, und mehr will ich nicht sein.
    Eine Verbeugung.
    Meine Danksagung ist schlicht. Mein Geist hebt das Gefüge dieses Universums, während ich meinen Willen manifestiere. Plötzlich ist Golden Park ein letztes Mal voller Menschen, als die Vergangenheit die Gegenwart schneidet. Die Luft füllt sich mit Gerüchen und Geräuschen. Ich werde von Leuten, die mich niemals gesehen haben, freundlich beiseite geschoben, während sie ihrem Tagewerk nachgehen. Dort drüben sind Rah und die Herrin. Sie steigen aus ihrem kleinen Boot und starren staunend zum ersten Mal auf die Kuppeln des Orchard-Palasts. Da geht die ausnehmend hübsche junge Maid Florrel, um ihren ersten Geliebten zu verführen. Hier erblicke ich einen niedergeschlagenen Akeem, wie er zurück zu seiner Gilde trottet, die ersten Schritte auf seinem Pfad ins selbstauferlegte Exil. Eine gehetzt wirkende Salrana hastet vorbei, unterwegs zu jenem schicksalhaften Treffen im Gasthaus Blue Fox. Und da ist er, der Waterwalker, in all seiner Pracht, seiner Liebe, die nie sein sollte, folgend und tief im Herzen doch wissend, dass er soeben im Begriff ist, quälenden Kummers angesichtig zu werden.
    Liebe.
    Ich liebe sie alle, huldige ihnen aus der Ferne. Und so endet meine Manifestation, und die Stadt ist wieder menschenleer, abgesehen von mir und meinesgleichen, die wir durch die verlassenen Straßen gehen, zurück zu unseren Booten und von dort aus nach Hause. Wir werden nicht wiederkommen.
    Leben.
    Ich habe das Leben gemeistert. Bald schon, wenn mein Haus geordnet ist, werde ich in dem Wissen, dass alles, was getan werden konnte, getan ist, zu jenen, die uns leiten, aufsteigen. Wir haben so viel erreicht. Es gibt hier nun nichts mehr zu richten. Nichts.
    Die Zukunft.
    Was wird kommen? Das wunderbarste Mysterium von allen ist auch für mich ein Geheimnis. Noch. Es wartet auf uns im Herzen der Leere. Ein Lied, das mit jedem Tag, der vergeht, lauter und lauter erklingt.

9
    Es war Morgengrauen, als die Last Throw sich lautlos wieder in den kalten Äther über dem Delivery Man erhob. Vor ihm ging die Sonne auf,

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