Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
und saftig, der Wein ist süß. Unsere Bäuche sind immer gefüllt. Es mangelt uns an nichts. Wir haben alles. Und dafür danken wir dir.
    Die Türme.
    Wie herrlich die Zinnen von Eyrie doch sind, hoch und gebogen voller Liebreiz und exotischer Anmut. Wie ausgelassene Vögel fliegen wir um sie herum, schrauben uns an den Plattformspitzen empor und lachen und lachen und lachen. Andern plötzlich jäh unsere Richtung und schießen hinauf in den Himmel, wie Essenzen, die zu jenen, die uns geleiten, auffahren. Welch ein Hochgefühl, welch eine Freude.
    Mein Tun.
    Um das Geschenk der Gedanken zu entfachen und den Reichtum an Gelegenheiten und Möglichkeiten zu erwägen, die der empfindsame Verstand uns gebiert. So viel habe ich nachgedacht in meinem Leben. So viele Dinge gesehen auf dieser Welt. Auf jedem Kontinent habe ich gelebt. Habe von jeder essbaren Pflanze gekostet, bin mit Rennfüchsen gelaufen, mit Adlern geflogen, bin mit dem Wal in die Tiefen der Meere getaucht. Habe so viele Male die Jahreszeiten durchlebt und immer aufs Neue gestaunt über den Wandel, den sie brachten. Ich habe gelernt, die Natur zu achten, und durch sie das Leben in jeglicher Form.
    Meine Welt.
    Ich habe alles gewusst. Ich habe mit all den zigtausend Zurückgebliebenen von uns Gedanken ausgetauscht. Wir haben bewundert und das diskutiert, was wir erfuhren, das, wonach wir strebten. Ich habe in Traumgebilden verweilt, phantastischer, als ich sie je heraufzubeschwören vermochte. Ich habe Orte manifestiert, die es in der Wirklichkeit nicht gab, habe sie aus den Falten der unter unserem Universum lauernden Finsternis hervorgeholt und sie nach Gutdünken ornamentiert. Ich habe dunkle Echos aus der Vergangenheit gehört, die mich mit Furcht und Grauen erfüllten. Ich habe gebadet in den Tränen des Sieges und in der Freude, die sich aus dem Elend erhob. Es schwirrt mir der Kopf von den frohen Weisen meines Triumphs.
    Sie kommen.
    In einer Flut aus gleißendem Licht, das meinen Schädel durchdringt, fallen die Geleitspendenden vom Himmel herab. Meine Familie und ich jagen abwärts, um durch die engen, zerklüfteten Straßen von Makkathran zu sausen. Schnell, so schnell, dass die Mauern und Fenster und Dächer zu einem einzigen Farbschleier verschmelzen. Ich manifestiere Flügel, sie fließen aus meinen Armen und drehen und wenden sich gegen den berauschenden Wind. Mein Körper wirbelt und kreiselt mit der Eleganz eines Wesens der Lüfte. Unsere Ausrufe des Staunens sind die einzigen Laute, die die Gassen für mehr als ein Jahrhundert erfüllen.
    Unser Gruß.
    Wir fliegen über die See draußen vor dem Hafen der Stadt. Stoßen hinab und taumeln um die Armada von windschnittigen Segelbooten herum, die uns alle an diesen Punkt und in diese Zeit unserer Welt getragen hat. Große weiße Segel bauschen sich auf in der sanften Meeresbrise, genau wie sie es in früheren Tagen taten. Um der Kunst willen, um der Vollendung der Form. Dergleichen den Ozean kreuzende Schönheiten verdienen es, mehr zu sein als bloß funktional, und das sind sie auch. Unser Familienboot bedarf nur meines Willens, um durch das Wasser voran zu pflügen, und doch spenden die aufgeblähten Segel dem Geist ein Gefühl von Wahrhaftigkeit und Trost, so wie ein Spielzeug einem Kind in tiefschwarzer Nacht.
    Die Zusammenkunft.
    Ein starker Wind stürmt jenen, die uns geleiten, voraus, während sie über den Luftpfad dahinjagen, über den sie immer wieder zurückgekehrt sind. Groß und mächtig, bringen sie kräuselnde Halbschatten und helles Sternengefunkel zum Schillern und betrügen das Auge, pusten verspielt die Boote über die ungebärdige See. Neckisch in ihrem Kielwasser torkelnd, schlagen wir mit bedächtiger Grazie mit den Flügeln, scharen uns zusammen und erheben Stimme wie Geist zu schallendem Jubel. Beides gleichermaßen verloren inmitten ihres ätherischen Glanzes. Doch die Eintracht kann nicht währen, und bald driften wir auseinander. Ich nehme Abschied von den vieren meiner Familie, die in ihrem Leben hier auf diesem Planeten der Güte und Verheißung Erfüllung erlangt haben. Ich nehme Abschied von den vortrefflichen Tausend, die ihren letzten Tribut zollen an diesem heutigen Tag, in diesem Moment.
    Aufbruch.
    Kaltes funkelndes Licht zuckt von den Türmen von Eyrie, mächtige schillernde Flammen, die sich voller Verlangen ausstrecken, um die sich ständig verändernden kristallenen Körper jener, die uns geleiten, zu liebkosen. In dem Lodern und Flackern schweben die

Weitere Kostenlose Bücher