Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

gewesen war, fand er bei der Erfahrung seiner duplizierten Präsenz den Abflug doch ein wenig heftig.
    Das Segment seines Geistes, das dafür bestimmt war, die Verbindung zu Justine aufrechtzuerhalten, raste weiter voran und blickte auf die behäbigen Ereignisse auf der Anomine-Heimatwelt mit einem leichten Anflug von Verachtung zurück. Es würde kinderleicht sein, sich dieses trägen Fleisches zu entledigen und geschwind und frei in der Leere zu leben. Er musste sich sehr auf die anderen Aspekte seines Geistes konzentrieren und auf die Erfordernisse, denen sie dienten, um diesen Gedanken zu verdrängen. Die Versuchung zerrte mit unerbittlicher, gezeitenartiger Macht.
    Einen Herzschlag lang sah er vom Eingang der Kirche der Herrin aus zu, wie Makkathran Querencias Atmosphäre verließ und dann hinter dem Skylord her beschleunigte, der erst wenige Stunden zuvor die Mellanie's Redemption hergebracht hatte.
    Exoimage-Displays umgaben ihn und stellten den Fortschritt der Infiltratorfäden dar, während diese durch die Molekularstruktur des Elevationssystems glitten, die Netzwerkpfade aufspürten und in heikle Verbindungen eindrangen.
    Die Primärsicht wechselte: zu den dicht gedrängten Reihen von Codes, die auf Initialisierung warteten, sodass die Programmpakete die Alien-Software unterlaufen konnten, indem sie deren eigene Routinen imitierten. Sein beschleunigter Verstand beobachtete, wie die Symbolkolonnen mit einer Geschwindigkeit wegscrollten, der er tatsächlich folgen konnte, während die ersten Impulse analysiert wurden, die durch die Verbindungen zuckten.
    Ankommender Anruf: er nahm ihn mit einem anderen Segment entgegen, das in seinem körperlichen Schädel arbeitete.
    »Wir sind drin«, sagte der Delivery Man. »Ich hab' die Kontrolle über sämtliche maßgeblichen Siphonsysteme sichergestellt. Die Sicherheitsabschaltung ist abgekoppelt. Volle
    Wurmlochinitialisierungssequenz läuft. Energieerzeugungsniveau steigend. Das muss ich wohl langsamer angehen lassen, ich kann die Energie noch nirgendwo hinschicken.«
    »Gute Arbeit.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Makkathran ein Raiel-Schiff ist.«
    »Was hätte es sonst sein sollen? Sind Sie jemals auf dem High Angel gewesen?«
    »Nein, um ehrlich zu sein.«
    »Oh. Naja, diese Kuppeln sagen eigentlich alles. Sie sind identisch.«
    »Offensichtlich.«
    »Irgendein Zeichen von Marius?«
    »Ich hab' keinen geeigneten Sensor, der hier unten in dem innersten Bereich noch arbeiten würde. Hysradar funktioniert, ist aber zwecklos. Er muss sich nach wie vor im Tarnmodus befinden.«
    »Halten Sie weiterhin die Augen auf. Wenn er dahinterkommt, dass wir seine kostbare Ilanthe aufhalten können, wird er das sicher nicht gut aufnehmen.«
    »Oh Scheiße. Ja, okay, alles klar.«
    Kurz bevor der Skylord Nikrans Umlaufbahn kreuzte, kaum zwei Millionen Meilen von dem Wüstenplaneten entfernt, schloss Makkathran zu ihm auf.
    Edeard stand auf dem Platz im Zentrum von Sampalok und starrte auf den kleinen braunen Ball, der knapp über der Residenz zu hängen schien. Er weckte eine erstaunliche Menge wehmütiger Gefühle. Edeard konnte gerade noch einige Oberflächenmerkmale erkennen, so wie an jenem anderen, nun in der zerbrochenen Vergangenheit versunkenem Tag, als er in der Malfit-Halle darauf gewartet hatte, vor den Bürgermeister gerufen zu werden und seine Bronzeepauletten überreicht zu bekommen. Seine Truppkameraden hatten ihn aufgezogen wegen seiner Frage, ob auf Nikran wohl andere Menschen lebten. Sie hatten nie gewusst, dass Hunderte von Welten von Menschen bewohnt waren. Und jetzt würden sie es niemals erfahren.
    Oder vielleicht doch. Wer weiß, was sie vom Herzen aus sehen?
    Von allen Offenbarungen, die Inigo gebracht hatte, war die Erkenntnis, dass die Leere eine Gefahr für das Leben überall war, am schwersten zu akzeptieren.
    »Ich hab' das herrinverdammte Ding immer gehasst«, sagte Inigo, während er auf das sechsseitige Haus blickte.
    »Die Residenz?«, fragte Corrie-Lyn überrascht.
    »Nein, die Arkologie in Kuhmo. Sie hat, als ich aufwuchs, jeden Tag meines Lebens beherrscht. Das ist einer der Gründe, wieso ich dem Gemeinderat das ganze Geld für den Abriss der Monstrosität angeboten hab', damit die Kids in Zukunft nicht mehr in so einem Ghetto großwerden sollten.«
    »Ja, es erfüllte deine Gedanken«, sagte Edeard. »Ich war nicht wirklich sicher, wie ursprüngliche Menschenarchitektur aussah, und außerdem war ich an dem Tag damals ziemlich in Eile. Es war