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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hingedeutet hätte, bereit, die Fahr- und Navigationsfunktionen zu übernehmen, sah sie jedenfalls nicht.
    Ranto kletterte heraus und zog den Pizzakarton aus einer großen Gepäcktasche hinter dem Sattel.
    Na also, dachte sie, doch noch ein Pluspunkt. Da krieg' ich meine ganze Ausrüstung rein.
    »Bitte sehr«, sagte er mit jener Art von Sauertöpfigkeit, wie sie ausschließlich schlecht verdienenden Nachtarbeitern vorbehalten ist.
    Araminta war sich ziemlich sicher, dass Ranto kein Advancer-Erbgut besaß. Zu viele Pickel im Gesicht, eine lange Nase, die sicherstellte, dass niemand ihn hübsch finden konnte, und obwohl er bereits groß war, befand er sich noch immer im Wachstum, was ihm lange, schmächtige Arme und Beine bescherte, die an einem fast ulkig dürr wirkenden Rumpf hingen. Von ihrem Standpunkt aus gesehen war das gut so, denn er verfügte höchstwahrscheinlich auch über keine makrozellularen Cluster. Und konnte sich mithin auch nicht unmittelbar mit der Unisphäre verbinden.
    Araminta nahm ihm den Pizzakarton ab. »Besten Dank.« Sie hielt ihren Credit-Jeton hoch. »Wie viel für den fahrbaren Untersatz da?«
    Rantos leicht linkisches Lächeln geriet zu einem ungläubigen. »Häh?«
    »Wie viel?«
    »Das ist meins«, protestierte er.
    »Ich weiß. Ich brauche es.«
    »Wieso.«
    »Das ist unwichtig. Ich brauch' es eben. Jetzt sofort.«
    »Ich kann mein Motorrad nicht verkaufen! Hab' es selbst repariert.«
    »Es gehört dir, also kannst du's auch verkaufen. Und es gibt einen zahlungswilligen Käufer. Glaub mir, so eine Gelegenheit kommt nie wieder.«
    Er schaute von ihr zu seinem Bike und wieder zurück. Araminta konnte es förmlich in seinem Kopf arbeiten hören, kleine Zahnräder, die unter der ungewohnten Beanspruchung herumklickerten und -klackten. Seine Wangen bekamen sichtlich Farbe.
    »Du könntest dir ein neues kaufen«, schlug sie aufmunternd vor. Für einen Augenblick sah sie Ranto vor ihrem inneren Auge auf einer rot funkelnden Sportmaschine herumdüsen. Komm schon, konzentrier dich! Wenn er sich nicht von dem Ding trennen wollte, waren in ihrer Lakune immer noch die Routinen für unbewaffneten Kampf, eingespeist vor langer Zeit, als die ganze Scheidungsschlammschlacht angefangen hatte und sie nicht umhin gekommen war, Gegenden in Colwyn City aufzusuchen, um die man normalerweise lieber einen Bogen machte. Aber sie hätte sie nur äußerst ungern eingesetzt. In erster Linie weil sie ihnen nicht ganz traute, oder sich selbst. Davon abgesehen war es nackte Grausamkeit, jemanden wie Ranto zu schlagen. Aber ich werde es tun. Wenn ich muss. Diese Sache ist weit wichtiger als sein Stolz. Sie holte sich den Lakunenindex in ihre Exosicht, bereit, die Routine zu starten.
    »Fünftausend Chobamba-Franc«, verkündete Ranto schließlich nervös. »Für weniger kann ich's Ihnen wirklich nicht überlassen.«
    »Abgemacht.« Araminta reichte ihm ihre Kreditkarte.
    »Echt?« Ihr promptes Einverständnis schien seinen Argwohn zu wecken.
    »Ja, echt.« Sie transferierte die Summe.
    Überrascht blinzelnd starrte Ranto auf seine eigene Karte, die den Empfang bestätigte. Dann grinste er. Für einen Moment sah er beinahe liebenswert aus.
    Araminta warf ihren Rucksack in die offene Gepäcktasche und drehte sich wieder zu dem verdatterten Teenager um. »Wie fährt man das Ding?«
    Der Fahrunterricht auf der breiten Straße vor dem StarSide-Motel dauerte einige Minuten, während Ranto hinter ihr herstolperte und wild mit seinen langen Armen fuchtelnd Anweisungen brüllte, doch Araminta hatte den Bogen schnell raus. In die Lenkgriffe waren ein manueller Antriebsregler und ein Bremshebel integriert. Das mit dem Bremsen war zunächst gar nicht so einfach; ihr ganzes Leben war sie immer nur Fortbewegungsmittel mit Automatikbremsung gefahren. Nach den ersten Halbkatastrophen fing sie an überzukompensieren, was zur Folge hatte, dass sie beinahe kopfüber aus dem Sattel katapultiert wurde.
    »Hat die Karre keine Sicherheitssysteme?«, schrie sie, als sie wieder um Ranto herumkurvte.
    Er zuckte die Schultern. »Fahren Sie sicher«, lautete seine Empfehlung.
    Nach weiteren drei Übungsrunden tat sie genau das und brach in Richtung der einen Straße, die aus Miledeep Water herausführte, auf. Ranto winkte ihr zum Abschied hinterher. Sie konnte es in den kleinen Spiegeln sehen, die seitlich aus dem Lenker ragten. Eine 360°-Sensorerfassung gab es nicht - um genau zu sein, gab es überhaupt keine Sensoren. Rantos schlaksige

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