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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sie geduldig auf ihren Geleitschutz, während die große rötliche Sonne am leeren Himmel aufstieg und riesige Finger aus Licht durch die Bergwipfel stieß, um mit ihnen über die großartige Landschaft zu streichen.
    Der vielstimmige Gesang wurde lauter, schwoll an zu einem Crescendo. Dann sah Araminta, wie die Silfen aus dem Wald rings um sie herum ritten. Es mussten an die vierzig sein, auf mächtigen zotteligen Tieren. Wie in Bann geschlagen von dem Schauspiel, starrte sie die Geschöpfe an. Elfen, geradewegs der tiefsten Folklore der Menschheit entstiegen. So groß und schlank, wie die Legende sie kannte, mit langen Gliedmaßen und einem Rumpf, der proportional kürzer als ein menschlicher war. Die flachen Gesichter mit den großen, katzenartigen Augen über einer zierlichen Nase besaßen einen einfachen runden Mund ohne Kiefer. An seiner statt besaßen sie drei konzentrische Ringe aus spitzen, kontinuierlich gebogenen Zähnen, die die Nahrung zerkleinerten, bevor sie den Weg in die Speiseröhre fand.
    Sie waren in schlichte, togaähnliche Gewänder gekleidet, die mit einem metallischen Glanz schimmerten. Um ihre Hüften waren goldene, mit Edelsteinen besetzte Gürtel geschlungen, wobei die Träger an den Schultern von großen Broschen zusammengehalten wurden, deren Juwelen gespenstisch grün glühten. Über den Togen trugen sie Westen aus irgendeiner Art von leuchtend weißem Geflecht.
    Als sie um sie herumritten, wurden ihre Stimmen zu einem zerfaserten Chor aus fröhlichem Gewoge. Die Erde erzitterte unter dem Trampeln der umhergaloppierenden Tiere. Einer der Silfen, der eine scharlachrote Netzweste trug, brachte neben ihr sein Reittier zum Stehen, beugte sich hinab und bot ihr seinen Arm. Araminta ergriff ihn ohne zu zögern.
    Er war unglaublich stark. Als wäre sie leicht wie eine Feder, wurde sie empor und vor ihn in den großen Sattel gehoben. Ein Arm blieb beschützend um sie gelegt. Sie blickte hinab und sah seine viergliedrige Hand auf ihrem Bauch ruhen. Im nächsten Moment warf er den Kopf zurück und stieß ein durchdringendes Trillern aus. Das Tier setzte sich daraufhin so abrupt wieder in Bewegung, dass seine anscheinende Empörung sie hell auflachen ließ. Dann sprengten sie voran in die Bäume.
    Es war ein bizarrer und wundersamer Ritt. Bei der Größe des Tiers wirkte jeder Schritt schwerfällig und behäbig, und doch war es schnell. Als sich Aramintas Sinne wieder beruhigten, registrierte sie sein rötlich-braunes Fell, das so dicht wie geknüpfte Lammwolle war. Es besaß sechs kräftige Beine, was bedeutete, dass jede Bewegung seines Gangs übersteigert war und sie hin und her schaukeln ließ. Der Kopf vor ihr pendelte auf einem breiten, muskulösen Hals, der so groß war wie ihr eigener Körper, von einer Seite zur anderen. Soweit sie es von ihrer Position aus feststellen konnte, besaß das Reittier an jeder Seite zwei Ohren und einige merkwürdige knochige Wülste, die sich von seinen Augen aus nach hinten wölbten und an einem Strauß grüner Federn auf seinem Schädeldach endeten. Aber das alles mochte auch durchaus zur Staffage der farbenfrohen Silfen-Reitgeschirre gehören, die überall irgendwelche Riemen zu haben schienen.
    Der Rest der Reitgesellschaft verteilte sich hinter ihr, nach wie vor miteinander singend, während sie in einem Run voraneilten, der einer Stampede gleichkam. Ohne langsamer zu werden, platschten sie durch Flüsse und stürmten Abhänge hinauf. Es war ein wilder, berauschender Ritt, und die ganze Zeit hielt Araminta sich an dem Sattel fest und verscheuchte alle Beschwernis durch Lachen.
    Schließlich kamen sie in der Nähe eines großen Sees aus den Wäldern heraus. Noch immer schlängelten sich Nebelfäden auf der stillen Wasserfläche dahin. Kleine kegelartige Inseln mit dürren Bäumen, die sich an deren runzligen, moosigen Flanken festklammerten, spiegelten sich auf dem silbrigen Schimmer. Ein kleines Stück weiter am Ufer stürzte sich ein Wasserfall von einem überhängenden Fels. Die Szene war vollkommen. Perfekt. Allein zu wissen, dass es solch einen Ort gab, machte sie froh.
    Doch gleich vor ihr, auf dem ausladenden grasigen Ufer, wartete die Silfenzeltstadt auf sie. Tausende der fremdartigen Aliens befanden sich dort, samt einem Dutzend exotischer Tierarten, auf denen sie offenbar ritten. Wo man hinblickte, standen Zelte aus leuchtendem Stoff. Gerade wurde ein weiteres aufgeschlagen; sieben einzelne Stoffplanen, jede davon in einer Primärfarbe, wuchsen

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