Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
höher und höher, bis auf zwanzig Fuß über dem Boden, wo sie sich übereinanderlegten, um sich selbst zu einer losen Schleife zu knüpfen. Die Kanten der Planen verschmolzen, und voilà: Da hing es, in der Schwebe gehalten von nichts, wie ein geronnener Regenbogen.
Zwischen den Zelten prasselten Feuer; überall waren Teppiche ausgebreitet für etwas, das so ausschaute wie das größte Picknick der Galaxis. Silfen packten große silberne und goldene Platten mit Essen aus den riesigen Körben aus, die über vielerlei Nutztieren hingen. Das Essen sah phantastisch aus, ebenso wie die Kristallflaschen, die mit Flüssigkeiten jeder nur erdenklichen Farbe gefüllt waren.
Zahlreiche Silfen tanzten bereits um die Feuer, die Stimmen hoben an zu einem Gesang, um sich selbst ihr eigenes Tempo zu geben. Ihre Glieder mochten Araminta lang und spindeldürr erscheinen, aber sie waren fraglos äußerst beweglich und verfügten höchstwahrscheinlich über Doppelgelenke. Die Hälfte der kraftvollen Bewegungen wäre für einen Menschen unmöglich gewesen.
Es war eine Schande, dachte sie, als der Silfen, auf dessen Reittier sie mitgeritten war, ihr abermals seinen Arm anbot, um ihr herunterzuhelfen. So gerne hätte sie mitgemacht. Als ihre Füße den Boden berührten, brandeten die Aliens auf sie zu, was sie unwillkürlich zurückschrecken ließ. Gelächter brachte die Luft zum Erzittern. Nicht spöttisch, nein, freundlich, ermutigend. Wie ein Willkommen.
Nervös verbeugte sich Araminta in die Runde. In Massen erwiderten die Silfen die förmliche Geste, die Bewegung breitete sich aus wie ein Kräuseln der See. Natürlich waren sie bei ihrer Gelenkigkeit und Grazie wesentlich eleganter als ihre Verbeugung.
Dann traten zwei von ihnen vor. Ihre runden Münder öffneten sich zu etwas, von dem sie annahm, dass es ein Lächeln war, obwohl sie im Grunde nichts anderes taten, als ihr eine mordsmäßige Menge dieser beunruhigend spitzen Zähne zu zeigen. Sie waren weiblich, wenngleich sich das schwer sagen ließ. Alle Silfen hatten volles, langes Haar, das mit Perlen und Juwelen geschmückt war. Ellenlange Zöpfe wirbelten herum, als die Frauen ihr die Arme hinstreckten. Sie ließ sich von ihnen nach vorne führen. Die Gedanken der beiden leuchteten vor Güte und Wärme. So sehr, dass es unmöglich war, nicht das Gleiche zu empfinden.
Man reichte ihr etwas zu essen, vertrackt krümelige Küchlein, in grüne Blätter gewickelt. Sie knabberte eins an, und die Brösel zischten in ihrer Kehle, als sie sie schluckte. »Oh mein Gott!«
Die Silfen lachten angesichts ihres Vergnügens. Eine Kristallflasche wurde ihr angeboten, und sie nahm einen tiefen Schluck. Definitiv Alkohol, und noch so einiges mehr. Dann wieder Essen, diesmal vollendet geformtes Gebäck und Konfekt, triefend vor Honig und Saft, und genauso gut schmeckend, wie es aussah.
Irgendwo trällerte eine Gruppe ein heiteres Lied. Unwillkürlich begann Araminta, sich im Rhythmus zu wiegen. Eine Silfenfrau nahm sie bei der Hand und tanzte mit ihr. Dann war sie auf einmal inmitten verwirrend farbenprächtiger Alienkörper verloren, die alle um sie herumwirbelten und -schwirrten.
Noch mehr Essen, dargeboten von Gruppe um Gruppe. Getränke. In Hülle und Fülle. Sie waren berauschend, doch nie in dem Maße, dass sie ihre Sinne benebelten, stattdessen intensivierten sie nur das herrlich traumhafte Fest. Tanz folgte auf Tanz, mit Dutzenden von Silfen, bis ihr vor Freude ganz schwindelig war und ihr jeder Muskel zitterte vor Erschöpfung.
Sie wusste, dass dies alles verrückt war, dass sie besser zusehen sollte, dass sie auf irgendeine Commonwealth-Welt kam, um mit ihrem unliebsamen Erbgut zu tun, was sie konnte. Doch irgendetwas sagte ihr auch, dass es richtig war, hier zu sein. Ihr Körper und Geist brauchten den köstlichen Aufschub durch das Fest, um sich von den Strapazen der letzten Tage zu erholen und sich zu beruhigen. Sie halfen ihr, diese Silfen, zeigten ihr auf ihre eigene, seltsame Weise, dass sie nicht allein war. Sie festigten die Gemeinschaft, die Araminta mit ihrem kostbaren Mutterholm verband.
»Ich muss mich hinsetzen«, sagte sie nach einer Weile. Sie wusste, dass die Silfen keine menschliche Sprache sprachen; auch hatten sie niemals irgendein Interesse an etwas anderem als ihrer eigenen absonderlichen Zunge mit all ihrem nur die dürftigsten Bedeutungen transportierenden Gegurre und Gezwitscher und Getriller gezeigt. Selbst Fachethnologen, die sich ewig und drei
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