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Macabros 012: Molochs Totenkarussell

Macabros 012: Molochs Totenkarussell

Titel: Macabros 012: Molochs Totenkarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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»Nein, Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte die
Operationsschwester freundlich.
    Phil Hunter mochte die Frau nicht. Sie sah zwar nicht mal schlecht
aus, aber die Augen – und der Mund, wenn sie die Lippen
herunterzog… »Es wird alles gut werden.« beruhigte sie
sanft. Sie näherte sich seinem Oberarm mit einer Spritze.
»Sie werden sich ganz zufrieden fühlen. Alles wird leicht
sein.«
    Hunter starrte Schwester Janine an, als flehe er um sein
Leben.
    Die Operation – sechs Stunden würde sie dauern.
Professor Cohan, der berühmte Herzchirurg, hatte ihn auf alle
Risiken aufmerksam gemacht. Die Überlebenschance war gering.
Hunters Herzarterie war zerstört. Sie mußte durch eine
Plastikader ersetzt werden.
    Ohne Operation war ein baldiger Tod sicher. Phil Hunter hatte
keine andere Wahl.
    »Ich gebe Ihnen eine harmlose Spritze zur Beruhigung«,
erklärte Schwester Janine und stach die Injektionsnadel ein.
    Ich habe Angst, dachte Hunter. Schwester Janine – ihre
tückischen Augen belauern mich. Sie hat etwas vor – sie
will Angst – ich habe Angst.
    Er lächelte. Das müßten seine Freunde sehen oder
diejenigen, die nicht seine Freunde waren! Phil Hunter, der weder Tod
noch Teufel fürchtete, hatte Angst. Eben noch hatte der
unerschrockene CIA-Agent Phil Hunter den superschlauen und
gefährlichen Ost-Agenten Pawlowitcz zur Strecke gebracht. Das
sollte ihm mal einer nachmachen!
    Allmählich begann die Spritze zu wirken. Die flatternde Angst
wich einer wohligen Gleichgültigkeit.
    Phil Hunter hielt die Augen leicht geschlossen. Vor seinen Lidern
huschten helle Kreise vorbei, die in einen dunkelglühenden
Strahlenkranz gehüllt waren.
    Dann folgte gleißendes Licht: Der Operationssaal. Der
Herzkranke nahm die Eindrücke wie Filmbilder auf.
    Die hell strahlenden Lampen – die Menschen, Schwestern,
Assistenten und Ärzte in olivgrünen Kitteln.
    Das Tuch über seiner Brust würde zurückschlagen.
Etwas schob sich in seinen Ellbogen. Bevor er das Bewußtsein
verlor, erkannte er noch, daß Janine Thompson Professor Cohan
assistierte. Ihre Augen sezierten ihn.
    Sie wird mich töten! Der Gedanke überfiel ihn und
ließ ihn nicht mehr los. Sie wird mich töten!
    Hunter konnte gegen diesen Gedanken nicht ankämpfen. Er
wollte schreien und die anderen darauf aufmerksam machen.
    Aber seine Zunge war gelähmt. Er stürzte in lautlose
Schwärze.
     
    *
     
    Schwester Janine hatte die größte Erfahrung mit den
schwierigen Operationen. Professor Cohan konnte sich keine bessere
Assistentin wünschen.
    Der Chirurg öffnete den Brustkasten. Die Operation
begann.
    Für alle Eventualitäten war vorgesorgt: Infusionen mit
Traubenzuckerlösungen, kreislaufstabilisierende Mittel und ein
Behälter mit 1500 ccm Blutkonserven.
    Das Herz wurde freigelegt. Schwester Janine unterbrach den
Kreislauf. Die Herz-Lungen-Maschine begann zu arbeiten.
    Das Herz, an dem operiert werden mußte, hörte auf zu
schlagen.
    Phil Hunter war klinisch tot.
     
    *
     
    Schmerz folterte ihn.
    ›Ihr dürft mich nicht allein lassen!‹ schrie es in
ihm.
    Es zog in ein dunkles Nichts.
    Ich bin verloren, hämmerte sein Bewußtsein. Ich
sterbe.
    Er schrie und tobte. Seine Schreie blieben stumm. Aus dem Dunkeln
brodelte mit einem Male ein rötliches Glühen im Rhythmus
eines großen Herzens wie strömendes Blut.
    Der Agent jagte auf die rotglühende Wand zu und tauchte
ein.
    Er war ein Spielball von Gewalten, denen er nichts
entgegenzusetzen hatte.
    Panik erfaßte ihn. Entsetzen schnürte ihm die Kehle
zu.
    Hinter der rotglühenden Wolke tauchten fratzenhaft verzerrte
Gesichter auf, die jammerten und wehklagten.
    Phil Hunter fühlte, wie seinem Körper das Leben
entwich.
    So also ging das Sterben vor sich…
    Angst und Panik scheuchten ihn hoch. Er jagte durch einen
rotglühenden Tunnel. Die Wand löste sich in viele Splitter
auf. Das Wehklagen verstärkte sich.
    Plötzlich spürte er festen Boden unter den
Füßen.
    Phil Hunter blickte um sich.
    Er war in einer Alptraumlandschaft angekommen.
    So weit das Auge reichte, breitete sich ein bizarrer Boden aus,
dem heiße Dämpfe entstiegen. Die warme, stickige Luft war
vom Widerschein des vulkanischen Feuers, das unter der
hauchdünnen Erdkruste brodelte, rot gefärbt.
    Ich muß zurück, schrie es in Hunter.
    Der Boden unter seinen Füßen hob und senkte sich wie
die atmende Brust einer gigantischen Bestie.
    Aus den Erdspalten zischten und spritzten faustgroße
Feuertropfen, die in Kaskaden auf den Boden

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